Irgendwie Anders (German Edition)
du das nicht weißt. Wie er stöhnt und mitgeht, sich voll reinhängt.“ Okay, ich bin total besoffen. Warum erzähle ich ihm das alles? Wird er ja selbst wissen oder zumindest bald herausfinden.
„Hab deinen Spaß mit ihm“, würge ich hervor und fühle mich, als ob ich gleich kotzen muss.
„Schön, dass du mir das erzählst“, vernehme ich seine seufzende Stimme und ich starre ihn an. Sein Gesicht drückt Verlangen aus, schmerzhaftes Begehren und ... Bedauern.
„Aber das werde ich nie erleben“, gesteht er. „Ich ficke nicht mit meinem Bruder.“
Moment. Halte mal bitte jemand den Film kurz an, ja? Ich komme da gerade nicht ganz mit. Können wir kurz zurückspulen?
„Aber das werde ich nie erleben“, gesteht er. Okay. Das war die Wiederholung. Aber ich habe es immer noch nicht kapiert. Wie war das? Bitte nochmal für mich Idioten: „Ich ficke nicht mit meinem Bruder.“
Bruder? Aber er kann unmöglich sein Bruder sein!
„Bruder?“, nuschle ich hervor. „Aber wie ihr küsst und du ihn anfasst. Du kannst nie im Leben sein Bruder sein! Kein Bruder küsst so, ohne sich eine einzufangen!“
Markus, dieser große Typ, grinst verlegen. Seine Hände liegen plötzlich auf dem Tresen und ergreifen das nächste volle Glas, kippen es rascher herunter, als ich zusehen kann. Er seufzt und dreht sich abrupt zu mir herum.
„Ja okay, ist vielleicht etwas ungewöhnlich“, gibt er zu. „Aber, hey, wir sind beide schwul und wir stehen uns einfach sehr nahe.“ Er macht eine Pause, leckt sich über die Lippen und schnappt sich das nächste Glas, die wirklich magisch immer wieder gefüllt auftauchen. Mein Reflex klappt nicht mehr. Ich habe zu viel damit zu tun, ihn fassungslos anzustarren.
„Deshalb wollte ich ja auch nicht, dass du ihn nur als einen weiteren Fick siehst. Tim ist etwas Besonderes und du Mistkerl hast ihm vorhin echt wehgetan. Mag ja sein, dass er für dich nicht so viel bedeutet, aber du für ihn schon.“ Nun schaut er mich wieder böse an.
„Ich habe es ihm von Anfang an gesagt. Nie zweimal“, bringe ich automatisch meine Verteidigung hervor.
„So?“ Markus mustert mich skeptisch. „Was Tim erzählt hat, hast du definitiv mehr als zweimal mit ihm.“ Er seufzt und kippt das nächste Glas.
„Na klasse, ich bin ja genauso“, erklärt er seufzend. „Jeder nur einmal. Keine Namen. Schneller Sex und das war es.“
„Mit Tim war das nicht so“, lenke ich ein und stütze mich neben ihm auf den Tresen ab. Das nächste Glas wandert in meinen Mund.
„Scheint mir auch so“, brummt er. „Was ist passiert?“
„Er ist mir passiert“, seufze ich und starre irgendwie auf meine Hand, die ich umdrehe und öffne. „Keine Ahnung. Eben noch fand ich es geil, jeden Arsch zu ficken und jetzt will ich nur noch ihn. Ich kriege ja bei einem anderen nicht mal mehr einen hoch. Nur wenn ich an ihn denke. Verrückt oder?“ Markus grunzt nur.
„Wo ist er denn hin?“, frage ich.
„Abgehauen, als du mit dem Sonnyboy verschwunden bist“, meint Markus und schielt mich seitwärts an. „Er war ziemlich down. Hat geheult wie ein Schlosshund. Hat mich verflucht und auf dich geschimpft. Uns beide zum Teufel gewünscht.“
„Er hat echt geheult, oder?“ Ich habe es ja gesehen. Das Bild ist immer noch da.
„Macht er immer, wenn er richtig down ist.“ Markus seufzt und scheint Erinnerungen nachzuhängen.
„Habe ich schon mal erlebt“, brumme ich und denke an mein erstes Mal mit Tim.
„Er tut immer so cool, aber er ist echt ein Sensibelchen“, erklärt Markus mit einem zärtlichen Schmunzeln. „Nicht zu fassen, dass er sich überhaupt mit dir eingelassen hat.“ Er schüttelt den Kopf. Das nächste Glas gehört ihm.
„Er wusste doch bestimmt, was du für ein Typ bist. Du bist mir zu ähnlich“, gibt er mit einem schiefen Grinsen zu und ich nicke automatisch, begreife etwas mehr, trotz Alkoholwölckchen.
„Vielleicht gerade deshalb“, stelle ich fest.
Wir schweigen eine ganze Weile.
„Ich habe es ihm doch gesagt. Habe ihm erklärt, dass ich es sonst nur einmal mit jedem mache. Aber ich habe ihn gleich beim ersten Mal zweimal gevögelt. Mache ich nie.“ Alkohol löst bekanntlich die Zunge und meine ist federleicht geworden.
Schweigen.
Wir seufzen beide fast gleichzeitig.
„Er küsst so klasse“, schwelge ich in Erinnerungen.
„Du küsst?“, fragt Markus überrascht.
„Normalerweise nicht.“
„Streicheln und kuscheln?“
„Normalerweise nicht.“
„Keine
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