Irgendwie Top
wie toll der Typ aussah, wie klasse er küssen konnte, wie geil er war. Die haben es wohl ziemlich wild getrieben. Dabei ist Alex Perfektionist. Der lässt sich nicht bei jedem auf so was ein. Für den ist Sex eher ein Ritual.“ Lachend zog Mark Tim an sich, der prompt in sein Lachen einstimmte, Markus jedoch einen kurzen Blick zuwarf. Sieht Tim nachdenklich aus? Ahnt er womöglich etwas? Schande! Hoffentlich nicht. Wie denn auch? Der denkt doch, du wärst mit Arne zusammen gewesen.
„Muss wohl die Nacht des tollen Sex gewesen sein. Bei Markus nämlich auch. Nur ich lag brav im Bett und habe höchstens davon geträumt. Zumindest bis mein lieber Bruder mich mitten in der Nacht aus dem Tiefschlaf geklingelt hat, um mir von seinem tollen Sex vorzuschwärmen.“ Tim zwinkerte Markus zu.
„Echt?“ Mark wirkte sehr erfreut. Nachdenklich musterte er Markus, dem klar war, dass auch er davon ausging, dass er mit Arne Sex gehabt hatte. Er würde den Teufel tun, den Irrtum aufzuklären.
„Vielleicht lag es am Mond?“, sinnierte Mark augenzwinkernd. „Na da beiße ich mir ja in den Hintern, dass ich dich gestern nicht über Nacht da behalten habe, Kleiner. “
„Wir können es ja heute nachholen“, meinte Tim mit einem kecken Augenaufschlag. „Morgen muss ich erst zur dritten Stunde.“ Marks jugendgefährdende Gedanken standen ihm glasklar ins Gesicht geschrieben.
„Alles klar. Du entschuldigst uns jetzt, wir versuchen dann auch mal, die günstige Mondphase zu nutzen.“ Brummend nickte Markus, blickte ihnen nach, wie sie Arm in Arm zum Auto gingen und verschwanden.
Er beherrschte sich genau so lange, bis das Auto außer Sicht war. Dann begann er zu lächeln. Das Grinsen wurde breiter und breiter, erreichte die maximale Kapazität. Hastig blickte er sich um. Keiner da. Kraftvoll stieß er sich vom Boden ab, machte einen Hüpfer in die Luft und ballte die Fäuste. Alex hatte wirklich seinem Kumpel Mark von dem tollen Abend, von ihm vorgeschwärmt?
Seltsam beschwingt kehrte Markus an seine Arbeit zurück und seine Gedanken waren eindeutig wieder mehr bei Alex als bei Arne.
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Der Minutenzeiger bewegte sich unendlich langsam und Markus war versucht, vom Sofa aufzustehen und nachzusehen, ob die Uhr defekt war. Es war bereits nach 20 Uhr und jede weitere Minute, die er hier tatenlos auf Arne wartete, musste er sich mit unliebsamen Gedanken und Selbstvorwürfen herumplagen. Er hätte ihn anrufen sollen, ihm alles erzählen und es beenden sollen. In der Tat hatte er bereits vor Stunden Arnes Nummer aufgerufen, um genau dies zu tun. Just in dem Moment hatte ihn jedoch eine weitere SMS von Arne erreicht, in der er ihm mitteilte, dass er Bagels mitbringen würde, weil es doch später werden würde. „Ich freue mich schon so auf dich. Heute geht alles schief. Du bist mein absolutes Highlight des Tages“, hatte er ihm geschrieben und damit jeden ehrenvollen Versuch abzusagen zunichtegemacht.
Markus' Gedanken kreisten zudem um Tims Behauptung, er würde Mark toppen. Fassungslos schüttelte Markus den Kopf, genehmigte sich noch eine Dose Bier. Der kleine, freche Tim, der seinen omnipotenten Freund flachlegte? Nicht zu fassen. So recht konnte er es sich nicht vorstellen, dass jemand wie Mark einfach alle Prinzipien über den Haufen warf. Aber das hatte er ja schon. Er hatte Tim geküsst, wusste seinen Namen und definitiv unzählige Male Sex gehabt. Für Tim hatte er sogar eine Wette verloren. Warum also sollte Mark da nicht auch von einem anderen Prinzip abweichen?
Für Tim. Weil er ihn liebte. So sehr liebte, dass es ihm egal war, wie herum sie Sex hatten? Immerhin waren sie beide Männer. Aus Liebe zueinander. Der Gedanke erschien Markus sehr verwegen. War es so, wenn man sich richtig liebte? War es dann egal, wie man Sex hatte? Gab es womöglich keinen Unterlegenen in diesem Spiel? Keinen Verlierer, keinen Gewinner?
Tim hatte ihm beschrieben, wie es sich anfühlte, verliebt zu sein und egal wie sehr Markus nach Argumenten dagegen suchte, es waren verdammt genau die Gefühle, die er Alex gegenüber empfand. Heftige, schmerzhafte Sehnsucht, wann immer er an ihn dachte. Am liebsten hätte er ihn angerufen, nur um seine Stimme zu hören, seine heißen Worte zu vernehmen, der Illusion seiner Berührungen und Küsse zu erliegen. Zu seinem Unglück schob sich aber immer der Gedanke an Arne dazwischen.
Tim hatte ihm gesagt, er sollte Arne nicht wehtun. Das wollte er ja auch verdammt
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