Irgendwie Top
Alex warf immer wieder Blicke zu ihnen hinüber.
„Du bedeutest mir nichts“, sagte Markus laut und Arne lachte unter ihm, stöhnte laut, wurde wilder. „Ich kann jeden haben, den ich will. Ich brauche dich nicht. Ich brauche niemanden!“ Alex wandte den Kopf ab. Ein nur zu bekanntes, spöttisches Grinsen lag auf seinen Lippen.
„Denkst du, ich dich?“, gab er zurück. „Du bist nur einer von vielen. Einer auf meiner Liste. Meine neue Eroberung.“ Markus presste die Augenlider zu, ertrug das Brennen, wollte unter gar keinen Umständen eine Träne entkommen lassen. Härter stieß er seine Hüfte vor, rammte sich in den Körper unter sich, als ob er damit sein schmerzendes Herz loswerden, der Wahrheit entkommen könnte.
Das Gefühl von weichen Lippen auf seinen. Hände, die ihn streichelten, fest, bestimmt, sehr fordernd. Alex' Geruch. Er fühlte feste Muskeln, spürte, roch und atmete ihn ein.
Alex ...
Alex, der nun unter ihm lag, die Arme seitwärts ausgebreitet, die Hände in die dunklen Laken gekrallt, das schöne Gesicht in Ekstase verzerrt, stöhnend den Kopf hin und her warf, den Rücken durchbog. Markus schämte sich dafür, aber es war nicht länger Arne, der unter ihm lag. Es war Alex und er fickte ihn so leidenschaftlich, so hemmungslos, wie seine Fantasie es zuließ, wollte Worte von ihm hören, die nie über diese schönen Lippen kommen würden. Nie.
Markus öffnete die Augen. Sein Atem ging schnell, sein Herz klopfte hart und nur zu deutlich spürte er das Pochen seiner Morgenlatte. Es war noch dunkel draußen, vielleicht ein wenig grau. Nur wenig Licht von den Straßenlaternen fand den Weg in sein Schlafzimmer. Er brauchte eine ganze Weile, um sich aus den zähen Fäden des Traumes zu befreien und in die Realität zurückzufinden. Vorsichtig drehte er den Kopf, um nach Arne zu sehen.
Dieser lag neben ihm auf dem Rücken und blickte zur Decke hoch. Seine offenen Augen glänzten in dem spärlichen Licht.
„Du bist wach?“, murmelte Markus schläfrig und wurde beinahe von seinem schlechten Gewissen erschlagen, als er sich seinen Traum in Erinnerung rief. Selbst im Traum kam er nicht von Alex los.
„Ja“, gab Arne einsilbig zurück. Vielleicht war er auch nur müde.
„Wie spät ist es denn?“, erkundigte sich Markus.
„Gerade mal fünf oder so.“ Arnes ruhiger, nahezu nebensächlicher Tonfall alarmierte Markus. Sein schlechtes Gewissen machte ihn vermutlich besonders empfindsam für die unterschwellige Trauer in der Stimme. Rasch rollte er sich herum, blickte besorgt zu Arne hin. „Alles okay?“ Panik befiel ihn. Was war passiert? Was hatte Arne von seinem erotischen Traum mitbekommen? Wusste oder ahnte er, dass er so erbärmlich war, ihn sogar im Traum mit Alex zu betrügen?
„Ich … weiß nicht.“ Arne seufzte ergeben und wandte Markus das Gesicht zu.
Sofort meldete sich Markus' schlechtes Gewissen mit der verheerenden Wucht einer Naturkatastrophe zurück. Hatte er womöglich aus Versehen Alex' Namen gestöhnt? Scheiße, wie sollte er Arne das denn erklären?
„Es klingt so dumm, Markus, ich weiß. Aber irgendwie habe ich das blöde Gefühl, dass es zwischen uns nichts Ernstes werden wird.“ Arnes Worte trafen Markus wie Schläge in die Magengrube. Heiße Scham fegte jede Entschuldigung hinweg, machte ihn sprachlos und schrumpfte ihn auf ein kleines Häufchen Schuldgefühle zusammen.
„Verstehe mich nicht falsch“, fuhr Arne hastig fort, „es liegt nicht an dir.“ Er richtete sich auf und beugte sich zu Markus. Seine Finger malten wiedereinmal Kreise auf der Brust. „Du bist der Traum schlechthin und viel sensibler, als jeder Mann, mit dem ich bislang zusammen wahr.“
Markus konnte nicht antworten. „Es tut mir leid“, war in seinem Kopf, fand jedoch nicht den Weg über die Stimmbände hinaus, zu ungewohnt war dieser Weg, zu sehr krampfte es ihm die Kehle zu, viel zu kalt war der große Kloß in seinem Magen.
„Vielleicht suche ich auch etwas, was du mir nicht geben kannst.“ Arne seufzte. Markus blickte ihn irritiert an. Selbst in dem dämmerigen Licht konnte Markus sehen, wie er lächelte, ein so liebenswertes Lächeln.
„Ich mag dich gerne. Ich liebe den Sex, den wir haben, Gott, ich genieße jeden Moment, den ich mit dir zusammen verbringe. Ich hatte wirklich gehofft, ich könnte dir alles geben.“ Noch enger zog sich Markus' Kehle zusammen und kurzfristig hatte er wirklich Angst zu ersticken. „Du hast dich bemüht, ich weiß es“, flüsterte
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