Irgendwie Top
„Immer“, versicherte er, ließ ihn los und ging eilig Richtung Flur. Markus folgte ihm zögernd, spürte noch den festen Druck an seiner Hand. So viele Typen hatte er nach einem schnellen Fick rausgeschmissen, und obwohl es nun Arne war, der seine Wohnung verließ, ihn zurück ließ, kam Markus sich fehlplatziert und schuldig vor.
An der Haustür drehte sich Arne noch einmal um, betrachtete den in Gedanken versunkenen Markus, wie er mit abgesackten Schultern da stand. „Markus?“ Abrupt hob dieser den Kopf. „Ruf mich an, wenn du reden musst. Ich höre dir immer zu, so wie du mir gestern zugehört hast, okay?“
Markus nickte schwerfällig. Gott im Himmel, wieso gab es so liebenswerte Typen wie Arne? Das hatte diese Welt nicht verdient.
Arne hatte die Hand schon an der Klinke, da wandte er sich noch einmal um.
„Ruf mich auch an, wenn du ihn gefunden hast, ja?“ Er hatte einen leicht wehmütigen Zug um den Mund. Verblüfft blickt ihn Markus an.
„Mach ich“, meinte er. „Versprochen.“ Wenn einer irgendwann alles erfahren würde, dann wohl Arne. Nur nicht jetzt. Nicht, wenn Arne gerade ging, weil es zwischen ihnen hoffnungslos war. Genau so hoffnungslos, wie wohl auch zwischen ihm und Alex.
Arne nickte, seufzte abermals und öffnete die Tür. Trotzdem konnte er sich nicht überwinden, zu gehen und wandte sich noch einmal herum. „Und ...“ Er holte tief Luft und lächelte mit schief gelegtem Kopf gequält. „Verdammt, ruf mich an, wenn du Druck hast, ja? Keine Ahnung, ob das gut ist, aber ich hatte selten so guten Sex. Danke dafür!“
Rasch trat Markus auf ihn zu, nahm ihn in die Arme, presste ihn an sich, hielt ihn fest. Es erschien absolut richtig. So hatte er auch Tim schon oft gehalten, wenn er in der Schule Ärger hatte, früher, als alles neu und erschreckend für ihn gewesen war. Markus war da gewesen, hatte ihm in seinen kräftigen Armen Halt gegeben. Das Gleiche tat er jetzt für Arne.
Dessen Arme umschlangen ihn und Arne hob den Kopf, blinzelte ein paar Mal. „Ich heule nicht“, brachte er mit einer Stimme hervor, die ihn Lügen schimpfte. „Ich bin vielleicht schwul, aber keine Heulsuse.“
„Ist mir egal“, murmelte Markus lächelnd. Wärme durchflutete ihn, warm und weich. Es tat so gut, ein wenig zurückzugeben und er flüsterte verschwörerisch: „Ich verrate es auch keinem.“
„Versprochen?“ Arne schluchzte nun doch einmal auf.
„Versprochen!“
„Markus, du bist ein echt toller Freund.“ Arne schniefte, löste sich energisch aus der Umarmung und floh regelrecht aus der Wohnung. Schweren Herzens sah ihm Markus nach, schloss erst nach einer ganzen Weile die Tür.
Es tat weh. Verdammt weh.
39 Gefühlscocktail
Markus Gefühle fuhren Achterbahn. Die folgenden Tage wünschte er sich nichts sehnlicher, als sie einfach abschalten zu können. Er war es so leid, sich Gedanken machen zu müssen. Darüber, was Alex für ihn empfand, ob er nur mit ihm spielte, ob da mehr war. Er war es leid, sich schlecht zu fühlen wegen Arne, noch immer das dringende Gefühl zu haben, ihn zu trösten, sich bei ihm zu entschuldigen. Gott, ich bin so feige gewesen. Zu feige, Arne die Wahrheit zu sagen. So entsetzlich feige, dass er sich dafür immer noch schämte. Das passte so gar nicht zu ihm, zu dem Markus, für den er sich hielt. Stark, souverän.
Die Schande nagte so stark an ihm, dass er Arne bereits am Donnerstagabend anrief und ihm endlich alles erzählen wollte. Auch, um vielleicht ein wenig Ruhe, ein wenig Gewissheit im Bezug auf Alex zu bekommen. Er wusste nicht, ob Arne ihm helfen konnte, aber er erschien ihm am geeignetsten dazu. Tim würde ihn womöglich auslachen.
Leider hatte er es dann doch nicht so wirklich geschafft. Als Arne sich meldete, hatte er kaum einen Ton herausgebracht, war sich plötzlich entsetzlich dumm vorgekommen. Der alte Markus hätte die Schultern gezuckt, sich eine Flasche Bier geholt und wäre zur Tagesordnung übergegangen. Dieser Markus brachte kaum ein neutrales: „Hallo, Arne!“, hervor.
Dabei machte Arne, diese gute Seele, es ihm leicht, denn er begrüßte ihn mit offener Freundlichkeit. Ihr Gespräch verlief zunächst reichlich stockend, drehte sich hauptsächlich um Arnes Arbeitstag und den Ärger mit den Handwerkern. Irgendwann, nachdem ihnen zwangsläufig der Gesprächsstoff ausging, brachte Markus dann doch ein verzagtes: „Es tut mir echt leid“, raus. Arne schnaubte belustigt.
„Markus. Ich habe doch schon gesagt,
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