Irgendwie Top
sie jederzeit reparieren.“ Der entsetzte Klang seiner Stimme brachte Markus zum Lachen.
„So schlimm sind sie nun auch wieder nicht“, meinte er besänftigend.
„Oh, ich vergaß, du hast da ja weitreichende Erfahrungen“, spöttelte Arne. „Offenbar konnte aber keine davon einen genügend großen Eindruck machen, was? Verständlich. Wer auf der Welt kann mit einem Alexander Rotkamp mithalten?“ Schlagartig wurde Markus ernst und sein schlechtes Gewissen schlug pflichtgetreu an. Klang Arne verbittert?
„Macht es dir zu schaffen?“ Arne schwieg eine Weile und Markus fühlte sich bestätigt.
„Ausmachen ist das falsche Wort“, gab Arne schließlich zu. „Es kratzt an meinem Ego, dass er dich bekommen hat, und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es gut gehen wird mit euch beiden. Verstehe mich nicht falsch, Markus: Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute und ja, es freut mich wahnsinnig, dass du dich verliebt hast. Ganz offen und ehrlich!“ Erneut machte Arne eine Pause, in der Markus seine Worte verarbeitete. „Ich habe nur Angst, dass du enttäuscht wirst. Ich … Also, das was ich von Alexander Rotkamp kenne, und jeder andere schwule Träumer, war ein begehrenswerter, aber völlig gefühlskalter Mann.“ Arne räusperte sich und schien sich die Worte zurechtzulegen. „Er ist wie eine Puppe: Außen perfekt, wunderschön, irre sexy und ja, exorbitant gut im Bett, weil er genau weiß, welche Knöpfe er drücken muss.“ Ein leises Seufzen begleitete seine Worte und Markus hielt den Atem an. So wirkt Alex auf Arne?
„Innen drin, ist da nichts“, fuhr Arne fort. „Oder zumindest nichts, an was ich herangekommen wäre. So als ob er funktionieren, seine Rolle als Sexgott perfekt beherrschen würde, aber da steckt nichts dahinter. Keine Zärtlichkeit, kein Gefühl. Lustgewinn war für ihn das Wichtigste.“ Ein wiederholtes Seufzen drang an Markus Ohren. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie er anders sein kann, wie er zu dir sein wird“, meinte Arne verlegen. „Du bist so anders, rücksichtsvoll, zärtlich, einfühlsam. Deine harte Schale und deine vielen Muskeln verbergen nur einen echt super Typ, der für jedermann, der ihn braucht, notfalls durch dick und dünn gehen würde.“ Die letzten Worte stieß Arne heftig und sehr überzeugend aus. Sie berührten Markus tief im Herzen, sandten ihm Schauer über den Rücken und er leckte sich nervös die Lippen. Arne wusste viel zu wenig von ihm, wenn er ihn so einschätzte. Eindeutig zu wenig.
„Ich ...“, begann er stockend. „Ich war aber auch so einer. Ich habe jeden gevögelt, der mir in den Weg kam. Einmal. Dann weggeworfen. Mir ging es nie um den anderen, immer nur darum, dass ich bekomme, was ich haben will.“ Er schluckte schwer. Zum ersten Mal betrachtete er sich mit diesem Abstand, blickte auf sein bisheriges Sexleben zurück und empfand Scham und sogar Ekel. Sogar vor sich selbst. Vor seiner Oberflächlichkeit, seinem Egoismus, der Kaltschnäuzigkeit mit der er sich die Männer genommen und sie weggeworfen hatte, nachdem er sie benutzt hatte.
„Das muss lange her sein. Ich weiß nur, dass ich mich selten so gut aufgehoben, so geborgen gefühlt habe, wie bei dir, Markus.“ Dieser spürte seine Wange glühen und war wirklich verlegen. Arne dachte viel zu gut von ihm. Von jedem und allem. Das war eindeutig seine Stärke. Und seine Schwäche.
Arne kicherte plötzlich, durchbrach die Stille, in der Markus nur sein Herz wummern hörte. „Aber wenn das stimmt, dann knackst du vielleicht sogar wirklich den Sexgott persönlich! Was für ein Traumpaar.“ Seine Stimme wurde schwärmerisch und begeistert fügte er hinzu: „Mann, wenn ihr mal beide zusammen auftaucht, fallen die schwulen Männer doch reihenweise in Koma!“ Sein Lachen löste Markus' Anspannung und sie schafften es, auf ein anderes Thema zu kommen.
Arnes Worte gingen ihm hingegen nicht ganz aus dem Kopf, lange, nachdem er zuhause angekommen war. Alex und er waren sich verdammt ähnlich. Ihre Einstellung zum Sex war die gleiche, beide Jäger, beide hatten sie Sex ohne Bedeutung gesucht und waren schließlich einander verfallen. Weil sie sich so ähnelten? Keiner der anderen hätte Markus an sich herangelassen. Niemand wäre ihm stark, gleichwertig genug erschienen. Alex würde ganz gewiss nie vor ihm kuschen, wie eine gezähmte Kuschelkatze. Er war ein stolzes Raubtier, der zwar schnurren, aber verflucht noch einmal auch knurren konnte. Und zubeißen.
Montag wartete
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