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Irgendwie Top

Irgendwie Top

Titel: Irgendwie Top Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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vernahm Markus ein Seufzen.
    „Mark wird es leider gleich sehen“, gab Tim sehr leise zu. Natürlich wird der es sehen, er verschlingt Tim immer mit den Augen. Markus wusste jedoch, was Tim viel mehr bedrückte, als der Schönheitsmakel: dass sich Mark um ihn sorgen, sehen würde, wie man mit seinem Kleinen umgesprungen war. Mark war kein Typ, der es einfach hinnehmen würde, dazu war er Markus zu ähnlich. Andererseits war Tim stark, zumindest innerlich und es passte ihm natürlich nicht in den Kram, wenn er schwach und hilflos wirkte. Davon konnte Markus ein Lied singen. Immerhin kannte er Tim lange genug.
    „Scheiße“, rutschte es ihm dann auch heraus. Am liebsten wäre er sofort losgefahren, hätte sich die beiden Mistkerle geschnappt und ihnen mal ein bisschen, was zum Thema Schwul erklärt. Als er noch an der Schule war, hatte sich aus gutem Grund keiner an Tim herangetraut. Da hatte schon sein imposantes Erscheinungsbild ausgereicht.
    „Markus? Vergiss es! Du musst dich da um nichts kümmern. Der Lehrer, der gerade Aufsicht hatte, hat es mitbekommen und sich die beiden geschnappt. Die werden sich hoffentlich nicht so schnell wieder an mich herantrauen und so ewig lange muss ich auch nicht mehr hier zur Schule gehen.“
    „Aber du bist wirklich okay?“ Tim gab ein lachendes Geräusch von sich.
    „So okay, wie ich sein kann, ja. Mach dir keinen Kopf, Markus. Wir sehen uns später, und wenn Mum mich sieht, wird sie sich schon genug Sorgen für dich und mich zusammen machen. Ich sollte Mark halt nicht mehr vor den Augen meiner Mitschüler küssen, wenn die alle gleich neidisch werden.“ Abermals lachte er auf, doch es klang eher nach Galgenhumor. Er überspielte geschickt seine Unsicherheit, Markus konnte jedoch genau hören, wie sehr ihn der Vorfall erschreckt hatte.
    Es war oft genug Teil schwulen Lebens, für seine Präferenzen angefeindet zu werden. Körperliche Gewalt war mit Sicherheit die schlimmste Art der Homophobie und gerade jemand wie Tim, der sich offensichtlich kaum dagegen wehren konnte, war viel zu oft ein williges Opfer. Markus ballte wütend die Fäuste.
    „Was macht die Liebe bei dir?“ Tim wechselte abrupt das Thema.
    „Geht so“, brummte sein Bruder, der gedanklich noch bei dem Übergriff war, und besann sich. „Nein, es … läuft prima. Denke ich“, fügte er rasch hinzu, als ihm Tims Schweigen das Bild einer nachdenklich gekrausten Nase mit Sommersprossen und fragenden, blauen Augen zauberte. „Er ist … Alex ist gerade erst wieder gekommen. Und dann auch gleich ganz schön krank geworden. Erkältung, mit Fieber und so. Aber es geht ihm heute schon besser.“ Markus kam sich dumm vor, schien die Worte stotternd herauszubringen. Wie gut, dass nur Tim ihn so hörte, bei jedem anderen wäre es doch zu peinlich.
    „Oh? Warst du deshalb gestern auch krank?“ Markus öffnete überrascht den Mund. Wieso wusste Tim davon? „Ich hatte gestern in deiner Mittagspause angerufen und Michelle sagte mir, du hättest dich krankgemeldet. Aber du bist zuhause nicht ans Telefon gegangen“, erklärte Tim. „Du bist doch sonst nie krank. Hast du dich um ihn gekümmert?“
    Kleiner, schlauer Mistkerl! Wieso durchschaut Tim mich nur immer so genau?
    „Ja, im Prinzip … schon“, gab Markus widerwillig zu und entschuldigte sich rasch: „Es ging ihm wirklich ganz schön dreckig. Er brauchte jemanden, der für ihn da war.“ Ein feines Prickeln lief über seine Wangen und er blickte sich schuldbewusst um. Zum Glück sah keiner zu, dann würde auch keiner den feinen rosafarbenen Anstrich seines Gesichts sehen. Vermutlich lag das eh nur an seinem schlechten Gewissen wegen dem Blaumachen.
    Wider Erwarten lachte Tim nicht. „Dann ist es doch gut, dass du für ihn da warst. Für mich warst du auch immer da, wenn es mir scheiße ging.“ Er machte eine Pause und fügte nachdenklicher hinzu: „Mark hat mal gesagt, dass Alex ein ziemlicher Einzelkämpfer ist und niemanden an sich heranlässt.“
    Oh ja, den Eindruck hatte Markus durchaus auch gewonnen.
    Nun ja, mich lässt er ran. Sogar viel mehr, als jeden anderen. In emotionaler, wie körperlicher Hinsicht, dachte Markus schmunzelnd. Gerade deshalb ist es so ein kostbares Geschenk. Mark mochte zwar Alex' Freund sein, jedoch schien er ihn lange nicht so gut zu kennen. Aber wer kannte Alex Rotkamp schon wirklich? Wenn er da an Arnes Worte dachte, dann lagen zwischen dem Aufreißer Alex und seinem kuscheligen, schnurrenden Katerchen doch

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