Irgendwie Top
er hatte ihn zwar hart getroffen, jedoch nicht wirklich schwer verletzt. Zum Glück. Wenn er dabei die Kontrolle über sich verloren hätte … Zornig auf sich selbst ballte er die Fäuste. Er war so ein Idiot! Was tat er hier eigentlich?
Rasch wandte er sich ab und eilte hinaus, wischte sich seine feuchten Hände an der Hose ab. Scheiße! Was habe ich da gerade getan? Ich bin echt reif für die Klapsmühle.
Er schloss sein Auto mit zitternden Fingern auf und fuhr nachhause. Noch immer bebte sein Körper, wiederholten sich Marks vulgäre Worte in seinem Kopf. Dieser Kerl hatte gar kein Recht dazu, so über Tim zu reden. Tim war nicht irgendeiner, dessen Qualitäten man im Bett erfassen konnte. Tim war etwas Besonderes.
Markus trank die Flasche leer, lief unruhig durch die Wohnung und ballte immer die Faust, mit der er Mark geschlagen hatte. Die Knöchel taten nicht mehr weh. Morgen würde man nichts mehr sehen können. Nur er wusste, was er getan hatte. Warum hat dieser Arsch es auch aussprechen müssen? Kein Wunder, dass er durchgedreht war. Jeder wäre dass, wenn jemand so über den geliebten kleinen Bruder reden würde! Jeder!
Markus warf sich stöhnend, kaum noch zurechnungsfähig auf sein Bett, grub sein Gesicht tief hinein und krallte seine Hände in den weichen Stoff. Verdammt! Alles lief völlig falsch.
Tief in seiner Kehle bildete sich ein seltsam wimmernder Laut, der langsam, schmerzhaft aufstieg und gedämpft in die Bettdecke entkam. Noch tiefer presste er sein Gesicht in die weiche Unterlage, versuchte aufzuhalten, was aus ihm wollte, doch der Alkohol und seine aufgewühlten Gefühle waren keine fairen Verbündeten.
Die Bettdecke dämpfte alle Geräusche, verbarg beinahe sogar vor ihm selbst, was niemand je sehen sollte. Er war nicht schwach. Er war nicht einsam, er hatte stets alles im Griff, alles war doch sonst auch immer so gelaufen, wie es sollte.
Erst als der feuchte Stoff sich unangenehm kalt an seine Wange presste, drehte sich Markus auf den Rücken und starrte aus rotgeränderten Augen an die Decke. Sein Handy lag auf dem Nachttisch. Es war drei Uhr morgens. Keine gute Zeit um ihn anzurufen.
Er wollte seine Stimme hören, sein Lachen. Er wollte sehen, wie sich seine Lippen bewegten, seine Augen lasziv blitzten, ihn musterten. Er wollte ihn erleben, wie er ihn mit Blicken ausziehen würde, ihn mit den Augen verschlang. Er konnte tief in ihn blicken, wusste, wie er sich fühlte, wusste, was ihn bewegte, weil er dasselbe empfand, weil sie vom gleichen Schlag waren. Er würde ihn verstehen.
Markus schob sich hoch, griff nach dem Telefon. Er würde es ihm sagen, auch wenn es völliger Blödsinn war. Es war ihm gerade egal. Da war zu viel Alkohol in seinem Blut, um rationell zu denken.
Alex, ich will dich, würde er zu ihm sagen. Ich will dich mehr, als jeden anderen. Ich will dich spüren, will mich in dich versenken und mit dir eins werden, deinen Duft in meiner Nase, dein wunderbarer Körper ganz eng neben meinem.
Tief atmete er ein, wählte mit bebenden Fingern und lauschte auf das Freizeichen. Ich will dich, Alex, murmelten seine Lippen tonlos. Ich will dich, ich brauche dich.
Doch niemand nahm ab. Irgendwann sprang die Mailbox an.
Markus presste die Lider zusammen, als er dem Ansagetext lauschte. Er wollte so gerne hören, wie Alex ihm zuflüsterte: „Ich liebe dich, Markus. Ich begehre dich, ich will dich.“
Stattdessen sagte er: „Hinterlassen Sie mir eine Nachricht, ich rufe zurück.“ Dann war die wundervolle Stimme weg und Markus stöhnte enttäuscht auf.
„Ich will dich“, murmelte er leicht lallend und presste das Handy ganz eng an sein Ohr. „Nur dich …“ Was würde ich dafür geben, wenn Alex jetzt hier wäre. Alles. Markus schloss die Augen und träumte ...
Der nächste Morgen begann nicht gut. Grelles Licht blendete ihn, als er die Augen aufschlug und sich sofort stöhnend herum warf. Er hatte vergessen, das Rollo herabzulassen. Nun bekam er die Quittung. Markus vergrub das Gesicht in die Laken, doch da war etwas Hartes, was ihn störte. Er tastete mit geschlossenen Augen nach dem störenden Gegenstand. Das Handy. Wieso lag er darauf?
Markus zog es hervor und schob es zur Seite. Er blinzelte in das viel zu helle Licht. Scheiße, mein Kopf tut weh! Und er fühlte sich, als ob etwas sehr Schweres über ihn hinweg gerollt wäre. Seine rechte Hand fühlte sich komisch an und seine Augen, sein ganzes Gesicht brannte.
Ächzend rollte er sich herum,
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