Irgendwie Top

zwang sich, aufzustehen und ins Bad zu schlurfen. Oh Mann. Er musste gestern echt fertig gewesen sein, denn er hatte sich nicht mal ausgezogen. Was war gestern bloß passiert? Missmutig starrte er sein Spiegelbild an. Der Typ darin sah mehr als fertig aus. Er hatte nur entfernte Ähnlichkeit mit ihm, denn die Augen waren verklebt, rotgerändert und das ganze Gesicht verquollen. Wie ein alkoholsüchtiger Penner. Und er fühlte sich auch so. Erstmal kalt duschen. Nein, erstmal eine Tablette einwerfen, dann fühlt sich der Kopf wieder besser.  
    Unter der Dusche überlegte Markus, warum er so abgestürzt war. Er war doch mit Tim im Club gewesen, daran konnte er sich erinnern. Ah, ja, da war Tims Stecher gewesen und hatte ihn abblitzen lassen.
    Gilbert ... Oh ja, er hatte einen echt guten Fick mit dem gehabt. Und dann?
    Markus lehnte die Stirn an die kalten Fliesen und besah sich seine rechte Hand. Schlagartig fiel es ihm ein. Er war losgezogen wie ein blindwütiger Stier und hatte diesem Mark eine verpasst.
    Die Bilder waren urplötzlich da. Verdammt, ich habe Tims Lover niedergeschlagen. Mist! Er erinnerte sich glasklar an dessen Worte. Dieser Arsch, wie hat er nur so von Tim reden können. Markus schaltete das Wasser aus und trocknete sich ab. Dieser Typ hatte es verdient, dass er ihm die Warnung verpasst hatte. In Zukunft würde er sich wohl von Tim fernhalten.
    Grübelnd ging Markus zurück ins Schlafzimmer und zog sich an. Sein Handy lag noch immer auf dem Bett. Stirnrunzelnd bemerkte er, dass der Akku fast alle war. Genau in dem Augenblick, als er es ans Ladekabel anschloss, fiel ihm auch ein, warum. Oh gottverdammter Mist! Ich habe nicht wirklich im Suff gestern Alex angerufen? Markus’ Herz setzte einen Moment aus, schlug danach umso heftiger und schmerzhafter. Hastig rief er die letzte Nummer auf. Alex Rotkamp. Verflucht!  
    Verzweifelt versuchte er sich daran zu erinnern, was er Dummes gesagt hatte. Alex war nicht rangegangen, nur die Mailbox. Ja, daran konnte er sich vage erinnern. Aber was zum Teufel hatte er gesagt? So sehr er auch versuchte, er wusste es nicht mehr. Vermutlich habe ich gar nichts gesagt, wieder aufgelegt und bin eben mit dem Handy in der Hand eingeschlafen. Krieg bloß keine Panik, ermahnte er sich , deine Nummer war eh unterdrückt. Er wird nie wissen, wer ihm da auf die Mailbox gequatscht hat. Hoffentlich nicht.  
    Er würde vor Scham sterben, wenn Alex es je herausfinden würde.
     

23 Wahrheiten
     
    Tim ging nicht ans Telefon.
    Markus’ schlechtes Gewissen ließ es ihn mehrfach versuchen. Er was sich nicht sicher, ob er Tim sagen sollte, was passiert war. Vielleicht war es sogar besser, der Kleine erfuhr es gar nicht erst. Nachher rannte der noch zu seinem Stecher und bemitleidete ihn. Markus seufzte und schickte Tim eine SMS und fragte, ob er heute mitkommen wollte. Tim wollte nicht. Gut, dann war er vielleicht wirklich über Mark hinweg.
    Im Prinzip mochte Markus Typen mit etwas Mumm in den Knochen. Unter anderen Umständen wäre Mark durchaus interessant gewesen. Aber nur, wenn er nicht mit Tim vögeln und den Kleinen ausnutzen würde.
    Auf jeden Fall war sich Markus absolut sicher, dass Mark keine weitere Konfrontation mit ihm riskieren würde. Tim war nur ein Fick von vielen, die er haben konnte, also warum sollte er das Risiko eingehen, zusammengeschlagen zu werden?
    Grübelnd saß Markus am Nachmittag in seinem Wohnzimmer und starrte blicklos auf den Fernseher. Vielleicht sollte er Tim empfehlen, in die Szenebar Pinkalotta zu gehen. Dort trieben sich zwar auch jede Menge Drag Queens und andere schrille Vögel rum, aber um jemanden kennenzulernen, der es ernst meinte, wäre es gewiss der bessere Ort, als das Gaytronic oder einer der anderen typischen Fickclubs.
    Heute war Freitag und er war zu früh dran, doch ihm fiel die Decke auf den Kopf. Schon als Markus losfuhr, überlegte er sich, wo die Wahrscheinlichkeit, Alex zu treffen, am größten sein würde. Er hatte ihn schon recht lange nicht mehr gesehen. Wenn er ihn traf, konnte er ihn offiziell um seine Nummer bitten und dann könnten sie ganz unverfänglich miteinander telefonieren. Vielleicht hatte Alex ja sogar Lust, mit zu einem der Wettkämpfe zu kommen, die Markus betreute. Sport und fitte Kerle interessierten ihn bestimmt. Immerhin gab es da jede Menge fescher Typen und sie könnten gewiss ein wenig Spaß haben. So ein Dreier würde ihm auch wieder gefallen. Solange Alex dabei war.
    Gut gelaunt probierte Markus