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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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unseres Jahrhunderts wieder auf, Beduinen hatten sie in einer Höhle gefunden. Nach und nach wurden noch mehr Höhlen entdeckt. Insgesamt gibt es jetzt 900 Rollen und Dokumente, das meiste allerdings vermodert. In Puzzletechnik hat man die lesbaren Fetzen zusammengesetzt, ein Teil ist bis heute noch nicht veröffentlicht. Und daran ranken sich nun die wildesten Spekulationen. Einige Forscher behaupten, dass Jesus ein Essener gewesen sei und dass die Schriftrollen das beweisen würden. Nach der Kreuzigung, die er überlebt habe, sei er mit seinen Kindern nach Südfrankreich oder Indien gezogen, wo er bis ins hohe Alter ein friedliches und zurückgezogenes Leben geführt habe. Da das der katholischen Kirche nicht in den Kram passe, habe sie die Veröffentlichung der Texte unterdrückt oder zensiert. Einige Mitglieder des ursprünglich siebenköpfigen Editorenteams waren römisch-katholische Priester.«
    »Und was meint Corinna?«, versuchte ich Frankas ausschweifenden Erzähldrang zu stoppen.
    »Nun, wie gesagt, im ersten Teil ihrer Arbeit argumentiert sie recht vernünftig. Sie beschäftigt sich mit dem Stand der Ausgrabungen, der Zweckbestimmung der Gebäude, dem Zustand der Schriftrollen und ihrer Restauration. Hier habe ich das meiste nur überflogen. Dann geht sie auf einige Inhalte der Schriftrollen ein. Ihrer Meinung nach kann Jesus kein Essener gewesen sein. Die eigenen Texte der Essener, wie die Zwei-Geister-Lehre, würden auf ältere jüdische Überlieferungen zurückgreifen.«
    Ich widerstand der Versuchung zu fragen, was sich hinter der Zwei-Geister-Lehre verbarg.
    »Außerdem hatten die Essener ausgerechnet, dass der Messias erst um 70 nach Christus auftreten würde. Also konnte Jesus unmöglich ihr Mann sein. Soweit der erste Teil.« Franka machte eine Pause, um die Spannung zu steigern. »Dann gibt es in der Arbeit einen Bruch. Plötzlich schreibt Corinna in einem ganz anderen Stil. Man hat Mühe zu glauben, dass beide Teile von ein und derselben Person stammen. Irgendetwas scheint in ihrem Leben passiert zu sein.«
    »Vermutlich war das der Zeitpunkt, als die Entführungen durch die Außerirdischen anfingen«, warf ich ein.
    »Wahrscheinlich. Sie versucht nur noch zu beweisen, dass Jesus ein Außerirdischer war oder zumindest mit ihnen in Kontakt stand. Dazu durchforstet sie das gesamte Alte Testament nach Stellen, die irgendwie auf UFOs schließen lassen. Zum Beispiel ist der Prophet Elija am Ostufer des Jordans in einen feurigen Wagen mit feurigen Pferden gestiegen und, ohne gestorben zu sein, im Wirbelsturm zum Himmel emporgefahren. Für Corinna ist das natürlich der Start eines Raumschiffs. Übrigens hat später an derselben Stelle Johannes der Täufer die Leute mit Jordanwasser getauft. Du weißt schon, das ist der Typ, der sich in einen Kamelhaarmantel geschmissen und sich von gebratenen Heuschrecken und Wildhonig ernährt hat. Bei der Gelegenheit habe ich erfahren, dass in Olivenöl gebratene Heuschrecken angeblich wie Pommes frites schmecken.«
    »Franka, bitte!«, sagte ich. »Mir ist schon schlecht.«
    »Entschuldigung«, sagte sie eingeschnappt. »Ist mir so rausgerutscht. Als Veganerin lehne ich es selbstverständlich ab, Insekten zu grillen.«
    Mein Magen knurrte. Tatsächlich hatte ich seit längerer Zeit nichts mehr gegessen. Vielleicht war mir deswegen so schlecht.
    »Na ja, das ist auch schon alles«, fuhr Franka fort. »Ich kann mir vorstellen, dass Corinnas Professor über den zweiten Teil nicht erbaut war. Er wird ihr deswegen ziemlichen Stress gemacht haben.«
    Ich nickte. »Danke. Du hast dir wirklich viel Mühe gegeben. Auch wenn ich im Moment nicht weiß, wie uns das weiterbringt.«
    »Der Therapeut ist der Schlüssel zu allem«, beharrte Franka. »Was hältst du davon, wenn ich ihn anrufe und um eine Hypnosestunde bitte?«
    »Gar nichts«, sagte ich schroff. »Ich kann nicht verantworten, dass du dich in Gefahr begibst.«
    »Ich mag nicht, wenn du den Väterlichen raushängen lässt«, tat sie gekränkt. »Was heißt hier Gefahr? Ich glaube nicht an UFOs oder Außerirdische.«
    »Ende der Diskussion«, entschied ich. »Ich möchte nichts mehr davon hören.«
    Sie streckte einen langen, blau lackierten Fingernagel aus. »Du hast mich angerufen und gesagt, dass du Hilfe brauchst.«
    »Dabei dachte ich nicht daran, dass du dich auf die Couch eines zwielichtigen Therapeuten legst.«
    »Und woran hast du gedacht?«
    Ich holte tief Luft. »Koslowski hatte keine Verwandten, abgesehen

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