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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Rauchwerks.
    »Schliemann«, erinnerte sich der Hauptkommissar. »Er ist ein Profi. Er benutzt die Bank in Brüssel nur als Durchgangsstation. Von dort aus geht das Geld in verschiedene Länder, eine Bank in London, eine Bank in Luxemburg, andere Namen, andere Firmen. Ich schätze, wir sind monatelang damit beschäftigt, das Spinnennetz aufzudröseln, und am Ende verliert sich die Spur im Nichts.« Er schaute mich nachdenklich an. »Und dabei sind die Verdachtsmomente gegen Schliemann, oder wie immer er heißt, nicht einmal besonders kräftig. Wir können nicht beweisen, dass er vorgestern Abend in Münster war. Und wir haben erst recht keine Beweise, die ihn mit dem Mord an Koslowski in Zusammenhang bringen.«
    Ich dachte wieder an Peter Hofknecht und die Außerirdischen.
    »Schwager Willi stützt Wallhorsts Geschichte«, fuhr Stürzenbecher fort. »In Koslowskis Wagen haben wir keine frischen Fingerabdrücke gefunden. Andere Augenzeugen haben sich nicht gemeldet. Es ist wie verhext.« Er unterdrückte ein Gähnen. »Vielleicht sind wir auf der falschen Fährte. Möglicherweise müssen wir den Mörder ganz woanders suchen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber wer …«
    »Angenommen, rein hypothetisch, Wallhorst sagt die Wahrheit und ist tatsächlich mit seinem Schwager im Stadion gewesen. Koslowski zieht frustriert wieder ab. Auf dem Rückweg nimmt er einen Anhalter mit.«
    »Das ist nicht der Koslowski, den ich kenne.«
    »Wie gut kennt man einen anderen Menschen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Welches Motiv sollte der Anhalter haben? Koslowskis Geld steckte noch in der Hosentasche.«
    »Du glaubst gar nicht, aus welch nichtigen Anlässen Menschen sich gegenseitig umbringen. Manchmal reicht eine falsche Bemerkung, ein böses Wort. Sie sind in Streit geraten, der Typ zieht eine Pistole aus der Tasche und lotst Koslowski in die Rieselfelder. Himmel, der Typ könnte unter Drogen gestanden haben, oder er ist schlicht ein Psychopath.«
    »Und warum hat er die Kassette aus dem Aufnahmegerät mitgehen lassen?«
    »Ja, wieso lagen im Auto keine Kassetten? Das ist der einzige Punkt, der Schliemann und Wallhorst belastet. Falls es Koslowski gelungen ist, das Gespräch der beiden aufzunehmen, ist die Kassette wertvoll. Und dann haben wir unser Motiv.«
    »Der Oberstaatsanwalt zum zweiten Mal«, rief die Frau aus dem Nebenzimmer.
    »Okay, stell ihn durch!«
    Ich stand auf.
    »Ach, noch was«, sagte Stürzenbecher. Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. »Du kannst Koslowskis Auto mitnehmen. Und die gerichtsmedizinische Untersuchung ist ebenfalls abgeschlossen, das heißt, die Leiche ist freigegeben.« Er nahm den Hörer ab. »Herr Oberstaatsanwalt, ich wollte Sie gerade anrufen.«
     
    Da ich die wenigen hundert Meter von meiner Wohnung zum Polizeipräsidium zu Fuß zurückgelegt hatte, fragte ich mich gleich zur Werkstatt der kriminaltechnischen Abteilung durch, unterschrieb eine Quittung und setzte mich hinter das Lenkrad von Koslowskis Ford. An der Verkleidung der Fahrertür klebte noch Blut. Während der Rückfahrt rückte ich instinktiv ein bisschen in die Mitte.
     
    Den Rest des Tages verbrachte ich mit undankbaren Aufgaben. Zuerst beauftragte ich ein Beerdigungsinstitut und musste mich für ein Urnenmodell entscheiden. Dann wurde ich von der Frage überrascht, welcher Konfession Koslowski angehört habe. Dummerweise hatten wir nie über Glaubensfragen diskutiert. So blieb mir nichts anderes übrig, als Koslowskis Wohnung nach persönlichen Unterlagen zu durchsuchen. Dabei stellte ich fest, dass er nicht nur protestantisch gewesen war, sondern auch brav Kirchensteuern gezahlt hatte. Die Gelegenheit nutzend, notierte ich mir auch gleich den Namen und die Telefonnummer der Hausbesitzerin.
    Wieder im Büro angekommen, regelte ich telefonisch mit dem Beerdigungsinstitut die letzten offenen Fragen. Dann meldete ich mich bei Frau Schattschneider, um ihr mitzuteilen, dass ihr Mieter Hjalmar Koslowski in der vorletzten Nacht verstorben sei. Sie hatte es schon in der Zeitung gelesen und zeigte sich nur mäßig bestürzt. Umso erfreuter reagierte sie auf die Botschaft, dass ich bereits Nachmieter für die Wohnung gefunden hätte. Weniger erfreut war sie über das Alter ihrer neuen Mieter.
    Etwas Überzeugungsarbeit schien notwendig, und so erzählte ich Frau Schattschneider, dass Franka meine Nichte sei und ich mich dafür verbürgen würde, dass die beiden aus der Wohnung weder eine Haschhöhle noch eine Disco machen

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