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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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wäre es am liebsten, wenn ich nichts damit zu tun hätte.«
    Sie runzelte die Stirn. »Das meiste ist Schrott, aber …«
    »Was?«
    »Ich stelle mir die Wohnung leer geräumt vor. Dann ist sie besser als das Loch, in dem Mark-Stefan und ich hausen. Glaubst du, der Hausbesitzer akzeptiert uns als Nachmieter?«
    Ich lächelte gönnerhaft. »Wenn ich ein gutes Wort für euch einlege.«
    »Oh Georg.« Die rabiate Punkerin verwandelte sich in ein schutzbedürftiges Mädchen. »Das machst du doch für uns, nicht wahr?«
    »Wer entscheidet in Zukunft, wie die Ermittlungen zu führen sind?«
    »Du. Nur du allein.«

VII
     
     
    Mit klopfendem Herzen wartete ich darauf, dass Franka wieder herauskam. Sie war nun schon eine halbe Stunde bei Angernagel, und langsam fing ich an, mir Sorgen zu machen.
    Kurz darauf hüpfte sie, ein breites Grinsen im Gesicht, den Bürgersteig entlang. Onkel Georg hatte sein Adrenalin völlig unnütz ausgeschüttet.
    Ich setzte ein gelangweiltes Gesicht auf und spielte den Profi.
    »Oh«, Franka plumpste auf den Beifahrersitz, »ist das aufregend.«
    »Wie war’s?«, knurrte ich frostig.
    »Angernagel ist gar nicht so übel.«
    »He, he, he«, machte ich.
    »Reg dich ab!«, lachte meine detektivische Hilfskraft. »Auf den ersten Eindruck, meine ich. Ich bin nicht so naiv, darauf hereinzufallen. Aber ich dachte, dass er irgendwie finsterer und okkulter aussieht. Eben wie ein Spinner, der an UFOs und böse Außerirdische glaubt. Dabei ist er ein ganz netter Mann, etwa in deinem Alter.«
    »Das besagt doch überhaupt nichts«, maulte ich.
    »Und er kann zuhören. Ich mag Männer, die mir nicht widersprechen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Hat er dir deine Geschichte von der multiplen Persönlichkeit abgekauft?«
    »Zumindest hat er nichts Gegenteiliges verlauten lassen. Er hat mich die ganze Zeit freundlich angeguckt und ab und zu ›hmm, hmm‹ gemacht.«
    »Ekelhaft.« Ich drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang an, und ich lenkte meinen Schlitten auf die Landstraße zurück nach Münster.
    »Am Freitag soll ich wiederkommen. Dann will er mich hypnotisieren.«
    »Auf gar keinen Fall«, fuhr ich hoch. »Du hast deinen Spaß gehabt, und jetzt ist die Sache vorbei.«
    »Georg«, schnurrte sie. »Wenn wir jetzt aufhören, war die Aktion vollkommen sinnlos. Angernagel hat kein Wort über die Außerirdischen verloren. Ohne mich auf seine Masche einzulassen, kann ich nicht herausfinden, ob er für den Selbstmord von Corinna Lahrmann verantwortlich ist oder hinter dem Mord an Koslowski steckt.«
    »Und was ist, wenn er durch die Hypnose herausfindet, warum du tatsächlich bei ihm bist?«
    »Dann weiß er auch, dass er unter Verdacht steht, und wird es nicht wagen, sich an mir zu vergreifen.«
    »Versetz dich mal in meine Lage, Franka!«, flehte ich. »Für Koslowskis Tod fühle ich mich zumindest teilweise verantwortlich, weil ich mich nicht genügend um seinen Fall gekümmert habe. Sollte dir jetzt auch noch etwas zustoßen, wäre mein Leben endgültig versaut.«
    »Du bist ein bisschen nervös«, kommentierte Franka sachlich. »Das verstehe ich. Aber mir wird nichts passieren. Mit dir als Retter in der Not schon gar nicht. Wer jedes Risiko vermeiden will, kann sich gleich begraben lassen.« Lebensweisheiten einer Neunzehnjährigen.
     
    Ich setzte Franka vor ihrer Wohnung ab und fuhr nach Hause. Langsam machte sich bemerkbar, dass ich in den letzten zwei Tagen nur eine Stunde geschlafen hatte. Außerdem war so viel geschehen, dass auch ein frischerer Geist als meiner Schwierigkeiten gehabt hätte, alles richtig zu ordnen und glasklare Schlüsse zu ziehen. Also verschob ich das Nachdenken auf später und genoss die Müdigkeit. Wie ein Taucher am Meeresgrund tappte ich mit benebeltem Kopf durch die leere Zimmerflucht, in der ich zukünftig allein leben und arbeiten würde.
    Eigentlich wollte ich nur noch ins Bett, doch zwei Dinge hielten mich davon ab: Erstens musste ich meinen Magen mit etwas Warmem füllen, damit er aufhörte zu knurren. Und zweitens erwartete ich den allabendlichen Anruf der anonymen Frau. An die Gespräche mit ihr hatte ich mich bereits gewöhnt, sie waren ein Kontakt zur Außenwelt geworden, den ich gerade heute nicht missen mochte.
    In der Küche öffnete ich eine Dose Feuerzauber Texas, der hauptsächlich aus roten Bohnen und scharfem Gewürz bestand, kippte den Inhalt in einen Topf, rührte ein paar Mal um, und fünf Minuten später stand das dampfende Abendessen auf dem

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