Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
fachkundig. »Wohn- oder Schlafzimmer? Wir haben einen sehr strapazierfähigen Belag in Wolle-Acryl-Mischung zu einem extrem günstigen Preis. Und außerdem gibt es diese Woche ein besonderes Angebot: eine passende Unterlage und kostenloses Verlegen.«
    »Ich bezog mich eigentlich auf Axminster Purple «, sagte er langsam und sah mir starr ins Gesicht. Mein Herz sprang, aber ich verbarg es gut. Axminster Purple war natürlich gar kein Teppich, obwohl wir sicher einen Axminster in Violett am Lager hatten, wenn ich nachsah. Nein, er bezog sich auf diesen halb-exotischen Käse, mit dem ich vor wenigen Tagen gehandelt hatte. Flanker zeigte mir seine Dienstmarke. Er war von der AKV, der Amtlichen Käseverwaltung.
    »Sie sind gar nicht wegen der Teppiche hier, oder?«
    »Nein, mich interessiert der Käseschmuggel. Ich weiß, dass Sie bereits mehrfach aufgefallen sind, Next. 1986 wurde unter einem abgestürzten Hispano-Suiza ein Laib Rhayder Speckled mit Ihren Fingerabdrücken gefunden, und seither sind Sie zweimal wegen Käsebesitzes festgenommen worden. Das zweite Mal wurden Sie mit sechs Kilo Streaky Durham erwischt. Sie können von Glück sagen, dass Sie nur eine Geldstrafe erhalten haben und nicht wegen Handels ohne Lizenz angeklagt wurden.«
    »Sind Sie hergekommen, um mit mir über meine Verfehlungen in der Vergangenheit zu sprechen?«
    »Nein, ich brauche Informationen von Ihnen. Obwohl der Käseschmuggel verboten ist, wird ihm keine allzu große Bedeutung beigemessen. Die AKV hatte immer ein größeres Interesse an der Eintreibung der Käsezölle als an der Einbuchtung harmloser Käseköpfe. Das hat sich geändert.«
    »Ach wirklich?«
    »Ich fürchte, ja«, antwortete Flanker grimmig. »Ein ganz neuer Käse ist im Umlauf. So stark, dass er den Kopf eines Käsekonsumenten in einem Feuerball aufgehen lassen kann.«
    »Das ist ein bildlicher Ausdruck für ›megastark‹, oder?«
    »Nein«, sagte Flanker todernst, »der Kopf des Opfers geht tatsächlich in einem Feuerball auf. Dieser Käse ist ein Killer, Next, und hat großes Suchtpotenzial. Offenbar ist es der beste und stärkste Designerkäse, den es je gegeben hat.«
    Das war beunruhigend. Ich hatte meine Käseschmuggelei immer als harmlosen Spaß betrachtet, als Finanzspritze für Acme und als Verteilung einer Ware, die ohnehin erlaubt sein sollte. Wenn jemand durch einen Käse, den ich beschafft hatte, zu Tode gekommen war, musste ich die Konsequenzen tragen. Wohlgemerkt, ich hatte die Ware, die ich verscheuerte, meistens selbst probiert, und es war schließlich nur Käse. Klar, der Geschmack eines besonders kräftigen Käses konnte zur Ohnmacht führen oder die Zunge eine ganze Woche lang betäuben, aber er hatte noch nie jemanden umgebracht – bis jetzt.
    »Hat dieser Käse einen Namen?«, fragte ich und überlegte, ob eine Partie Machynlleth Wedi Marw möglicherweise schlecht gewesen war.
    »Bislang existiert nur ein Kodename: X-14. Aber es heißt, er sei so stark, dass man ihn am Boden anketten muss. Es ist uns gelungen, eine halbe Unze davon zu beschaffen. Ein Techniker hat die Probe versehentlich fallengelassen, und das hier ist das Ergebnis.«
    Er zeigte mir eine Fotografie, auf der eine rauchende Ruine zu sehen war. »Die Überreste unseres Zentralen Käse-Test-Instituts.«
    Dann steckte er das Foto wieder ein und sah mich eindringlich an. Ich hatte X-14 tatsächlich gesehen, und zwar in der Nacht, als ich bei Owen Pryce Käse kaufte. Die Kiste war auf der Ladefläche des Lasters angekettet gewesen. Pryce hatte sich geweigert, mir den Käse auch nur zu zeigen. Mehr als acht Jahre lang hatte ich jeden Monat mit ihm Geschäfte gemacht und wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er wissentlich etwas Gefährliches verscherbelt. Er war wie ich: einfach jemand, der Käse mochte. Ich würde ihn nicht verraten – oder zumindest erst, wenn ich mehr darüber wusste.
    »Ich weiß überhaupt nichts«, sagte ich schließlich, »aber ich kann mich natürlich umhören.«
    Das schien Flanker zu genügen. Er reichte mir seine Karte und sagte mit eisiger Stimme: »Dann erwarte ich Ihren Anruf.«
    Er drehte sich um, verließ das Geschäft, stieg in einen parkenden Range Rover und fuhr los.
     
    »Ärger für uns?«, fragte Bowden, als ich ins Büro zurückgekehrt war.
    »Nein«, sagte ich nachdenklich. »Ärger für mich.«
    Er seufzte. »Dann bin ich erleichtert.«
    Ich holte tief Luft und dachte nach. Es gab keine Möglichkeit der Kommunikation mit der Volksrepublik

Weitere Kostenlose Bücher