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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Spike die Sache mit dem Dämon nahm, so dass er gleichzeitig über das Problem mit Felix nachdenken konnte.
    »Betty?«, sagte Spike am Handy. »Ich bin noch dran ... Kalter Stahl? Kein Problem. Hast du deine Hausaufgaben gemacht? ... Dann wird es höchste Zeit, dass du anfängst. Noch was: Bowden hat versprochen, dass er unsere Wäsche wäscht, also nimm mal alle Vorhänge runter ... Ja, ich hab dich auch lieb. Tschüss!«
    Er klappte sein Handy zu, sah sich im Zimmer nach einem Gegenstand aus Stahl um, hob die Nagelpistole in die Höhe und murmelte: »Verdammt, trocken verzinkt.« Dann wühlte er im Werkzeugkasten, fand aber nur einen langen Schraubenzieher, der jedoch auch nicht in Frage kam, weil er verchromt war.
    »Können wir nicht einfach verschwinden und uns später um Raum kümmern?«
    »Das haut nicht hin«, sagte er, wobei er aus dem Fenster sah, um festzustellen, ob irgendwo in Reichweite ein Gegenstand aus Stahl lag. Aber er fand keinen. »Wir kümmern uns jetzt um diesen Clown oder überhaupt nicht.«
    Er öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus.
    »Aha, er ist im Wohnzimmer. Das ist unser Plan: Du erregst seine Aufmerksamkeit, während ich in die Küche gehe, wo ich bestimmt etwas aus Stahl finde, und dann ab mit ihm in die zweite Sphäre.«
    »Und wenn du dich irrst?«, fragte ich. »Er könnte doch an einer – ich weiß nicht – seltenen genetischen Anomalie leiden, die bewirkt, dass ihm Hufe wachsen.«
    Spike bedachte mich mit einem durchdringenden Blick. »Hast du jemals von so etwas gehört?«
    »Nein.«
    »Dann ziehen wir den Plan durch. Ich hoffe, dass ich ein Küchenmesser oder einen Reifenhebel oder so etwas finde, denn mit einem Schneebesen wird es eher unerfreulich werden.«
    Während also Spike in die Küche schlüpfte, ging ich an die Tür zum Wohnzimmer Major Pickles sah fern. Er saß auf einem Sofa mit Blumenmuster; eine Tasse Tee und eine Scheibe Früchtebrot standen in Reichweite auf einem Beistelltisch.
    »Hallo, junge Dame«, sagte er liebenswürdig, »schon fertig?«
    »Nein«, sagte ich und versuchte, völlig gelassen zu wirken. »Aber wir müssen gleich die Nagelpistole benutzen, und das könnte etwas laut werden.«
    »Ach, das macht nichts«, sagte er. »Ich war in Tobruk dabei, wissen Sie.«
    »Wirklich? Wie war es denn?«
    »Liebes Mädel, der Lärm war einfach unbeschreiblich. Und nirgendwo konnte man was Anständiges zu trinken bekommen.«
    »Also ist die Nagelpistole kein Problem?«
    »Sie wird mich an die Vergangenheit erinnern, meine Liebe – schießen Sie einfach los.«
    Spike war noch nicht wieder aufgetaucht, deshalb machte ich weiter: »In Ordnung. Ach, ist das nicht der Film Teuflisch, den Sie da gerade sehen?«
    »Ja«, antwortete er. »Die Version mit Brendan Fraser. Ein richtiger Blödmann, aber sehr witzig.«
    »Ich habe ihn mal kennengelernt«, sagte ich, um Zeit zu gewinnen. »Auf der Premierenfeier für den Film Der Fall Jane Eyre. Er hat die Rolle des –«
    »Thursday?«
    Das war Spike. Ich lächelte und sagte zu Major Pickles: »Entschuldigen Sie mich bitte für einen Augenblick.«
    Pickles nickte höflich und ich ging in die Küche, die leer war, was mir merkwürdig erschien. Keine Spur von Spike. Es gab zwei Türen und einen Hinterausgang, vor dem allerdings ein Besen stand. Gerade wollte ich die Kühlschranktür öffnen, als ich eine Stimme hörte.
    »Ich bin hier oben.«
    Ich sah hinauf. Spike hing an der Decke. Etwa dreißig Messer, Scheren und andere scharfe Gegenstände waren durch den Stoff seiner Kleidung gepiekt worden und hielten ihn da oben fest. Er sah aus, als wäre er einem übereifrigen Messerwerfer im Zirkus zum Opfer gefallen.
    »Was machst du da?«, zischte ich. »Wir wollten uns doch um diesen Raum kümmern.«
    »Was ich hier mache! Ach, ich genieße nur die Aussicht. Was glaubst du denn, was ich mache?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Thursday«, fügte Spike mit leiser Stimme hinzu, »ich glaube, er hat uns durchschaut.«
    Ich drehte mich zur Tür um und fuhr zusammen, denn Major Pickles hatte sich unbemerkt angeschlichen. Aber er war nicht mehr der freundliche alte Herr, den ich noch vor wenigen Augenblicken gesehen hatte. Diesem Pickles wuchsen zwei große Hörner am Kopf, er hatte gelbe Augen wie eine Katze und trug einen Lendenschurz. Er war schlank, muskulös, und seine Haut war glänzend rot – sie erinnerte stark an die Enten, die in Chinarestaurants im Fenster hängen. Außerdem verströmte er einen starken

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