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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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respektvoll.
    »Setzen Sie mich ins Bild. Wie funktioniert das ›Reality-Book‹? Haben Sie schon Anweisungen bekommen?«
    »Man hat uns nicht viel gesagt, Ma’am. Wir sollen uns im Haus versammeln, aber anstatt nach Ehemännern Ausschau zu halten und unser Glück zu suchen, sollen wir eine vorgegebene Aufgabe sehr merkwürdiger Natur lösen. Und während wir das tun«, fügte sie betrübt hinzu, »werden unsere Taten und Worte unauslöschlich in die neue Ausgabe unseres Buches eingebrannt.«
    Ich sah mich in dem Raum um. Alle blickten mich immer noch erwartungsvoll an. »Lassen Sie mich die Aufgabe sehen.«
    Lizzie reichte mir ein Blatt Papier, das den Briefkopf des Interaktiven BuchProjekts trug. Darauf stand:
     
    Aufgabe Eins
    Kapitel 1–3 (Lesezeit: eine Stunde)
    Alle Bewohner des Hauses müssen teilnehmen
    Die Bewohner versammeln sich im Salon von Longbourn und fertigen Bienenkostüme an. Im Anschluss daran sollen sie sich wie Bienen verhalten. Als Biene verkleidet soll eine der Personen Mr Bingley dazu auffordern, einen Kostümball zu veranstalten, für den sich die Gäste ebenfalls als Bienen verkleiden müssen. Der Sieg geht an die beste Imitation einer Biene im Verein mit dem besten Kostüm. Der Gewinner der ersten Runde darf zwei Kandidaten für den Rauswurf nominieren. Die Leser im Außenland entscheiden in einem Voting, wer ausziehen muss. Die Bewohner begeben sich in das Sprechzimmer und äußern alle ihre Gedanken und Einfälle, wie banal sie auch sein mögen.
     
    Ich legte das Blatt zur Seite. Es war noch viel schlimmer, als ich erwartet hatte, und meine Erwartungen waren alles andere als hoch gewesen.
    »Ich verkleide mich auf keinen Fall als Biene«, verkündete Mr Bennet empört. »Allein schon der Gedanke! Ihr Mädchen könnt euch in solchen Albernheiten ergehen, aber ich werde mich in die Bibliothek zurückziehen.«
    »Vater«, sagte Lizzie, »denk doch bitte daran, dass wir es tun, damit die Leserzahlen im Außenland nicht mehr so rapide abfallen wie in den vergangenen Jahren. Es ist ein Opfer – daran besteht kein Zweifel –, aber es ist eins, das wir mit Entschlossenheit und Würde auf uns nehmen sollten – zum Wohle der BuchWelt.«
    »Ich verkleide mich als Biene!«, rief Lydia aufgeregt und hüpfte auf und nieder.
    »Ich auch!«, stimmte Kitty ein. »Ich werde die süßeste Biene in Meryton sein!«
    »Das wirst du nicht, denn das bin ich!«, gab Lydia zurück, und sie fassten sich an den Händen und tanzten durch das Zimmer. Ich sah Mary an, die ihre Augen himmelwärts rollen ließ und dann die Nase wieder in ihr Buch steckte.
    »Nun«, sagte Jane gutmütig, »ich verkleide mich als Biene, wenn es denn einem guten Zweck dient. Was meint ihr, wird auch Mr Bingley sich als Biene verkleiden müssen? Und werden wir uns«, fügte sie etwas gewagt hinzu, »als Bienen wiedersehen?«
    »Das steht hier nicht«, antwortete Mr Bennet, nachdem er einen weiteren Blick auf die Aufgabe geworfen hatte, »aber ich vermute, auch Mr Bingley wird zu gegebener Zeit genötigt werden, einen Narren aus sich zu machen, und Darcy ebenfalls, möchte ich wetten.«
    »Wo ist Mrs Bennet?«, fragte ich, da ich sie seit meiner Ankunft noch nicht gesehen hatte.
    »Wir mussten sie wieder wegschließen«, erklärte Lizzie und zeigte auf einen großen Wandschrank, den Thursday5 gleich darauf öffnete. Ja, Mrs Bennet stand in der Tat darin; stocksteif und mit leerem Blick starrte sie vor sich hin.
    »Es beruhigt sie«, erklärte Jane, als Thursday5 die Schranktür wieder schloss. »Wir müssen die liebe Mama während des Buches recht oft in den Schrank schließen.«
    »Ja«, fügte Lizzie nachdenklich hinzu, »ich befürchte, die Bienen-Aufgabe wird ihr nicht behagen. Solange sie unverheiratete Töchter hat, richtet Mama ihren Sinn nur auf eins und läuft Gefahr ... sich aufzuregen und eine abscheuliche Szene zu machen.
    Denken Sie, ein solches Verhalten wird die Aufgabe beeinträchtigen?«
    »Nein«, sagte ich müde. »Je schlimmer es wird, desto besser ist der Reality-Effekt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Thursday, meine Liebe«, unterbrach Bradshaw, der auf seine Uhr gesehen hatte, »was halten Sie davon? Alle verstecken sich, so dass es gar kein Buch gibt.«
    »Kommt nicht in Frage!«, meinte Mr Bennet. »Ich verstecke meine Familie nicht und schleiche auch nicht durch mein eigenes Haus. Dazu sage ich entschieden nein. Gleichgültig, wie lächerlich wir wirken, wir werden uns hier

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