Irgendwo ganz anders
Thursday Next. Ich weiß, was ich tue.«
Das schien ihn ein wenig zu trösten: Mein Name galt etwas.
»Gut«, sagte ich. »Ich bin kaputt. Ich gehe jetzt nach Hause, und alles Weitere besprechen wir morgen, in Ordnung?«
»Nun gut«, erwiderte Jobsworth abweisend, »dann können wir ausführlich über den fallenden Leseindex sprechen und darüber, was Sie dagegen zu unternehmen gedenken.«
Ich antwortete nicht und verließ den Sitzungssaal. Aber ich kehrte nicht sofort nach Swindon zurück, sondern ging in der Schaltzentrale der Macht spazieren. Wie immer herrschte viel Betrieb im GattungsRat, es wurde gearbeitet und diskutiert, und nichts verriet, dass der Krieg nicht stattfand und die Klassiker nicht umgeschrieben wurden. Bei dem großen Aussichtsfenster, durch das man die anderen Türme sah, blieb ich stehen. Ich war noch nie längere Zeit hier gewesen, um hinauszusehen, jetzt aber, da mir die Zeit und die BuchWelt zu Diensten standen, verweilte ich, dachte über meine neue Verantwortung nach und überlegte, welche Schritte ich zuerst unternehmen würde.
Zwanzig Minuten später war ich noch immer zu keinem Schluss gekommen, als Bradshaw mir auf die Schulter tippte. »Meine Liebe?«
Ich war erschrocken und schwang herum, warf einen Blick auf die Person, die bei ihm war, und zog meine Automatik.
»Stopp, stopp!«, sagte Bradshaw schnell. »Das ist Thursday5.«
»Woher wollen Sie das wissen?«, bellte ich und richtete meine Pistole direkt auf sie, denn inzwischen waren meine Sinne für jede Art von Doppelgänger-Trick geschärft. »Woher wissen wir, dass es nicht Thursday die Böse in Verkleidung ist?«
Bradshaw schien schockiert zu sein. »Weil sie nicht von meiner Seite gewichen ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, meine Liebe.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut sicher! Hier, ich beweise es.« Er wandte sich an Thursday5. »Wie heißen die Kinder der Trapp-Familie ?«
Thursday5 brauchte nicht nachzudenken, sondern antwortete wie aus der Pistole geschossen: »Kurt, Friedrich, Luisa, Brigitta, Marta, Gretl und Liesl.«
»Sehen Sie?«
»Sie haben recht«, sagte ich, »nur eine totale Null wie Thursday5 würde so etwas wissen. Zumindest«, fügte ich schnell hinzu, »würde Thursday die Böse so denken.«
Ich sicherte die Pistole und senkte sie.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Es war ein harter Tag, und meine Nerven sind angegriffen. Ich gehe jetzt nach Hause und genehmige mir ein langes heißes Bad und dann einen Martini.«
Thursday5 dachte einen Augenblick nach. »Wenn Sie das lange heiße Bad intus haben«, bemerkte sie, »bleibt doch kein Platz mehr für den Martini.«
»Wie bitte?«
»Ach, egal.«
»Wir sind nur gekommen, um zu gratulieren«, sagte Bradshaw. »Für die Bekräftigung der Vetos. Stolz und Vorurteil läuft genau so, wie es sollte, und ohne die Aufgaben dieser interaktiven Idioten ist alles bestens. Ich soll Ihnen herzliche Grüße von den Bennets ausrichten und Ihnen sagen, dass Sie demnächst mal zum Tee kommen sollen.«
»Wie überaus höflich«, sagte ich abwesend, denn ich fühlte mich heiß und war genervt und wollte, dass sie gingen. »Wenn es sonst nichts gibt –?«
»Eigentlich nicht«, sagte Bradshaw. »Wir haben uns nur gefragt, warum Sie sie gerade im Großen Samuel-Pepys-Fiasko eingesperrt haben.«
Ich zuckte die Achseln. »Die Strafe sollte auf die Tat abgestimmt sein, denke ich. Ziehen Sie mein Urteilsvermögen in Zweifel?«
»Natürlich nicht, meine Liebe«, erwiderte Bradshaw jovial und wechselte einen Blick mit Thursday5.
» Das erklärt natürlich, warum ich nicht wieder reinkomme«, sagte Thursday5 bestürzt. »Ist das endgültig? Ich weiß, mein Buch ist nicht lesbar – aber es ist mein Zuhause.«
»Hör zu«, sagte ich und rieb mir den Kopf, »das ist dein Problem. Seit wann bist du an den Entscheidungsprozessen beteiligt?«
Bradshaws Mobilnotofon klingelte. »Entschuldigung«, sagte er und trat ein Stück zur Seite, um zu antworten.
»Es war ein langer Tag«, sagte Thursday5 leise und sah durch das Fenster nach draußen. »Sie müssen müde sein. Soll ich Ihnen einen Roibusch-Tee holen?«
»Nein, solchen Mist trinke ich nicht. Was hast du noch mal über das heiße Bad und den Martini gesagt?«
Sie hatte keine Zeit zu antworten.
»Das war die TextZentrale«, sagte Bradshaw, der zurückkam. »Wir haben einige gravierende Textanomalien im Großen Samuel-Pepys-Fiasko gehabt. Offenbar hat sich das ganze erste Kapitel vom Rest des Buches
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