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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Muffler vermochte sich kaum noch Gehör zu verschaffen.
    »Was ist denn los?«
    »Damit hat Muffler schon lange gedroht«, sagte ich. »Er behauptet, sie hätten eine schmutzige Bombe entwickelt.«
    »Eine was?«
    »Es handelt sich um eine komprimierte Masse von überflüssigen Sex-Szenen, vulgärem Vokabular und zweideutigen Anspielungen. Wenn die Bombe zur Explosion gebracht wird, fliegen die ›schmutzigen‹ Elemente überall in der Gegend herum und bleiben an jedem ungeschützten Prosatext heften. Angesichts der möglichen Ziele kann so eine Bombe schlimme Verwüstungen anrichten. Eine gut platzierte Bombe könnte eine theologische Debatte mit gewöhnlichster Unzucht spicken oder Mrs Dalloway in peinliches Lustgestöhn ausbrechen lassen.«
    Sogar Thursday5 begriff, dass das keine gute Sache war. »Würden die so etwas machen?«
    »Möglich ist alles. Senator Muffler ist so verrückt wie ein Fass voller Stinktiere. Und dass der GattungsRat die Scharfen Romane neulich in die ›Achse des Unlesbaren‹ eingereiht hat, war auch eine heikle Entscheidung. Auf jeden Fall wird sich die Geschichte mit Windeseile in der BuchWelt verbreiten – die Presse liebt solche Storys. Säbelrasseln ist Musik in ihren Ohren.«
    »Ms Next!« Eine ärgerlich schrille Stimme drang an mein Ohr. Ich drehte mich um. Ein kleiner Mann mit einem verkniffenen Wieselgesicht stand vor mir. Er trug eine feierliche Robe und war von einem Gefolge eifriger Aktentaschenträger umgeben.
    »Guten Morgen, Herr Senator!«, sagte ich und verbeugte mich, wie es das Protokoll verlangte. »Darf ich Ihnen meinen Lehrling Thursday5 vorstellen? Thursday5, das ist Senator Jobsworth, der Generaldirektor des GattungsRats und Vorsitzende der Trans-Gattungs-Organisation.«
    »Huch«, schluckte Thursday5, während sie versuchte, gleichzeitig zu knicksen und sich zu verneigen. Der Senator nickte ihr huldvoll zu, ehe er mich beiseite zog und zu einem der großen Aussichtsfenster führte.
    »Ms Next«, sagte er. »Wie stehen denn unten in der Jurisfiktion die Dinge?«
    »Wie immer fehlt es an hinreichenden Haushaltsmitteln«, sagte ich vorsichtig.
    »Das muss nicht so bleiben«, sagte er großspurig. »Wenn ich mich in nächster Zukunft auf Ihre Unterstützung verlassen kann, können wir bestimmt etwas tun.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte ich. »Aber Sie verstehen sicher, dass ich meine Entscheidungen danach ausrichten muss, was für die BuchWelt als Ganze richtig und notwendig ist, und mir nicht leisten kann, nur das Interesse von Jurisfiktion im Auge zu haben.«
    Seine Augen blitzten verärgert. Obwohl er der Vorsitzende des GattungsRats war, musste er genau wie alle anderen auf Zustimmung achten.
    »Nachdem sich die Außenländer-Leserzahlen praktisch im freien Fall befinden, hätte ich gedacht, dass Sie hinsichtlich Ihrer heiligen Prinzipien auch mal kompromissbereit sind«, knurrte er mit gefletschten Zähnen.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Nun«, sagte Jobsworth mit einem höhnischen Lächeln, »dann kann ich nur hoffen, dass Sie Ihre Entscheidungen nicht eines Tages bereuen. Guten Tag.«
    Damit fegte er davon, und sein Gefolge schloss sich ihm eilig an. Seine Drohungen erschreckten mich nicht weiter. Ich hatte sie ignoriert, seit wir uns kannten.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie Senator Jobsworth so nahe stehen«, sagte Thursday5, als sie sich wieder zu mir gesellt hatte.
    »Ich bin offizielle Delegierte der LBDGM bei den Sitzungen des Strategiekreises«, sagte ich. »Da ich Außenländerin bin, verfüge ich über die Fähigkeit zu abstraktem, langfristigem Denken, die bei den Bewohnern der BuchWelt nicht allzu verbreitet ist. Das Problem ist nur, dass ich mit Senator Jobsworth meist nicht übereinstimme.«
     
    »Darf ich eine Frage stellen?«, fragte Thursday5, als wir in dem Aufzug zurück ins Innere der Großen Bibliothek fuhren.
    »Natürlich.«
    »Ich habe nie ganz verstanden, wie die erzählerische Gedanken- und Bildübertragungstechnologie eigentlich funktioniert. Ich meine, wie kommt es eigentlich, dass unsere Bücher da draußen in der Außenwelt gelesen werden können?«
    Ich seufzte. Die Lehrlinge sollten eigentlich erst nach der Grundausbildung zu mir kommen. Aber diese Auszubildende hier war so grün wie eine Zuckerstange. Der Aufzug hielt im dritten Stock an und ich zog die Tür auf. Wir traten in einen der endlosen Gänge der Großen Bibliothek, und ich winkte in Richtung der Bücherregale.
    »Okay, die Übertragung von

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