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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Zähne, am anderen der Schwanz und Krallen an allen vier Ecken. Sind Sie bereit?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Thursdays höflich, »würde ich jetzt gerne gehen.«
    Blitzschnell hatte Sparkle eine blanke Automatik aus der Tasche gezogen und drückte ihr den Lauf ins Gesicht.
    »Sie werden jetzt unser Spiel spielen, Next«, knurrte er. »Wenn Sie es richtig machen, gewinnen Sie unseren Super-Preis. Wenn Sie es falsch machen, werden Sie Tigerkacke. Wenn Sie sich aber weigern, spiele ich mit Ihnen das Wir-verspritzen-die-blöde-Kuh-in-der-Küche-Spiel, und zwar jetzt sofort.«
    »Können wir uns nicht alle an den Händen fassen und einen Gesprächskreis bilden, um bei einer Tasse Kräutertee unsere Probleme zu klären?«
    »Das«, sagte Sparkle mit einem irren Glanz in den Augen, »war nicht die richtige Antwort.« Sein Finger krümmte sich am Abzug, und die beiden Wächter legten vorsorglich schon mal die Hände über die Ohren. Die Sache war jetzt weit genug gegangen.
    »Halt!«
    Sparkle hielt inne und starrte mich an.
    »Was ist?«
    »Ich trete an ihre Stelle.«
    »Das ist gegen die Regeln.«
    »Nicht, wenn wir Doppel-Tiger-Snack spielen«, sagte ich.
    Sparkle musterte erst Thursdays und dann mich. »Dieses Spiel kenne ich nicht so richtig«, erklärte er langsam und seine Augen verengten sich.
    »Ganz einfach«, sagte ich. »Ich nehme ihre Stelle ein, und wenn ich verliere, können Sie uns beide an den Tiger verfüttern. Wenn ich gewinne, gehen wir in die KernKammer.«
    »Okay«, sagte Sparkle und ließ Thursday5 los. Sofort flüchtete sie sich zu mir und versteckte sich hinter meinem Rücken.
    »Erschießen Sie ihn«, flüsterte sie.
    »Und was ist mit dem Kräutertee?«
    »Erschießen Sie ihn!«
    »Nein«, sagte ich. »So arbeiten wir nicht. Und jetzt pass mal auf!«
    Die beiden Wächter setzten ihre Stahlhelme auf, und Sparkle zog sich auf die andere Seite des Raumes zurück, von wo aus er flüchten konnte, falls wir den Tiger herauslassen sollten. Ich ging auf die Wächter zu, die mich spöttisch ansahen und anfingen, sich mit Anti-Tiger-Creme aus einer großen Tube einzureiben.
    Die Türen waren identisch, und auch die Wächter sahen vollkommen gleich aus. Ich kratzte mich am Kopf und überlegte, wen ich fragen sollte. Zwei Türen, zwei Wächter. Der eine sagte immer die Wahrheit, während der andere immer log. Und nur eine Frage an einen der Wächter, um die richtige Antwort zu finden. Ich kannte das Rätsel aus meiner Jugend, aber ich hätte nie gedacht, mein Leben könnte mal davon abhängen.
    Aber hey , so war das nun mal in der BuchWelt. Seltsam, unvorhersehbar – und ein Riesenspaß.

9.
    In der KernKammer
    Jahrtausendelang war die mündliche Überlieferung OralTrad das einzige Betriebssystem für Erzählungen. Es wird auch heute noch verwendet. Erzählungen aufzeichnen konnte man damit noch nicht. Diese Technik begann mit TonTafel V2.1, durchlief dann konkurrierende Systeme (WachsTafel, Papyrus, Per-gaPlus) und mündete schließlich in das preisgekrönte SCROLL, das achtmal upgegradet wurde, ehe es schließlich von dem brandneuen und offensichtlich überlegenen BOOK V1 weggefegt wurde. BOOK war kompakt und extrem stabil, es war leicht zu lagern und ließ sich risikolos transportieren, man konnte Inhaltsverzeichnisse anlegen und jede Textstelle genau definieren. So hat sich BOOK fast achtzehn Jahrhunderte lang als führendes SpeicherSystem etabliert.
    Ich wandte mich an den linken Wächter.
    »Wenn ich Ihren Kollegen fragen würde«, sagte ich mit einiger Beklemmung, »welches die Tür zur KernKammer ist, was würde er sagen?«
    Der Wächter überlegte eine Sekunde, dann zeigte er auf die rechte Tür.
    Ich drehte mich zu Sparkle und der ziemlich besorgten Thursday5 um. Sie musste sich offenbar noch sehr daran gewöhnen, dass es Dinge in der BuchWelt gab, die völlig unberechenbar waren – zum Beispiel menschenfressende Tiger in einem angeblich netten Buch wie Pinocchio.
    »Nun, Ms Next?«, fragte Sparkle. »Haben Sie Ihre Türe gewählt? Vergessen Sie nicht, wenn Sie die falsche nehmen, werden Sie höchstwahrscheinlich gefressen.«
    Ich lächelte tapfer und griff nach der Klinke. Allerdings wählte ich nicht die rechte Tür, auf die der Wächter gezeigt hatte, sondern die andere. Eine Treppe wurde sichtbar, die tief nach unten zu führen schien.
    Sparkies Augenbrauen zuckten, und er verzog das Gesicht. Dann kam wieder das falsche Lächeln. Die beiden Wächter stießen einen erleichterten

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