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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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aufgestellt hatte.
    »Ja«, rief der erste Wächter.
    »Nein«, rief der zweite.
    »Knurr«, sagte der Tiger und zwinkerte uns freundlich zu.
    Es gab einen kleinen Ruck, als sie aus dem Buch sprangen. Das Feuer im Herd flackerte für einen Moment, die Katze floh aus dem Raum, und ein Blatt Papier flatterte vom Tisch auf den Boden. Zwischen Anruf und Abmarsch waren weniger als acht Sekunden vergangen. Diese Leute waren wirkliche Profis.
     
    Auch Thursday5 und ich, stark beeindruckt und immer noch ohne Taxi, verließen Pinocchio und sprangen zurück in die Große Bibliothek.
    Sie stellte das Buch zurück ins Regal und sah zu mir hoch. »Wenn ich tatsächlich Lügner & Tüger gespielt hätte«, sagte sie mit einem Seufzer, »hätte ich nicht gewusst, was ich fragen sollte. Ich wäre garantiert gefressen worden.«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte ich. »Deine Chancen hätten auf jeden Fall bei fünfzig zu fünfzig gestanden, und das ist eine sehr gute Quote bei uns.«
    »Sie meinen, die Chancen, dass ich im Dienst von Jurisfiktion getötet werde, stehen bei fünfzig Prozent?«
    »Da kannst du von Glück sagen. Draußen in der wirklichen Welt liegt die Wahrscheinlichkeit des Todes trotz gewaltiger medizinischer Fortschritte nach wie vor unverändert bei hundert Prozent. Aber die menschliche Sterblichkeit hat auch ihre guten Seiten, zumindestens für die BuchWelt.«
    »Und welche wären das?«
    »Ein unablässiger Strom neuer Leser. So, und jetzt kannst du mich zurück ins Jurisfiktion-Büro springen.«
    Sie warf mir einen beunruhigten Blick zu und sagte: »Das Buchspringen fällt Ihnen nicht mehr so leicht, was?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber das behältst du bitte für dich, ja?«
    »Möchten Sie darüber sprechen?«
    »Nein.«

10.
    Der Brunnen der Manuskripte
    Da von den JurisfiktionAgenten oft gefährliche und hochspezialisierte Aufgaben gelöst werden müssen, hat JurisTech die Genehmigung, Technologien und Tricks einzusetzen, deren Wirkungsweise die physikalischen Möglichkeiten weit übersteigt. In dieser Hinsicht ist es der Science-Fiction gleichgestellt. Zur Standardausrüstung jedes JurisfiktionAgenten gehört vor allem das ReiseBuch (siehe dort), das neben den Dienstvorschriften und nützlichen Hinweisen auch noch weiteres, von JurisTech entworfenes Werkzeug wie zum Beispiel einen Martin-Bacon-SchleuderHelm, eine MV-Maske, einen TextMarker, String™, zahlreiche unterschiedlich kalibrierte Textsiebe und einen InterpunktionsReparaturkoffer enthält.
    Sobald wir wieder im Jurisfiktion-Büro in Norland Park waren, schickte ich Thursday5 für eine Stunde in die Mittagspause, um ein paar Dinge zu erledigen. Ich zog alle Informationen über mögliche transfiktionale Sonden heraus und stellte bald fest, dass ich die Einzige war, die einen harten Beweis für ihre Existenz besaß. Alle anderen Hinweise waren bloß Sichtungen. Wie es schien, waren alle anderen Goliath-Sonden schon wenige Sekunden nach ihrem Auftauchen wieder verschwunden. Das Phänomen hatte vor sieben Jahren begonnen, vor acht Monaten einen Höhepunkt erreicht und schien jetzt wieder abzuebben. Diese Vermutungen beruhten aber wohlgemerkt nur auf sechsunddreißig Sichtungen, eine abschließende Untersuchung war also nicht möglich.
    Ich ging mit meinen Informationen zu Bradshaw, der sich meinen Bericht aufmerksam anhörte. Er fragte mich nach meinen Erfahrungen mit Goliath, die sehr umfangreich und sehr schlecht waren.
    Er nickte bedächtig, und als ich fertig war, hielt er einen Augenblick inne. Dann sagte er: »Die Leute von Goliath sind Außenländer und befinden sich außerhalb unserer Jurisdiktion. Ich habe gar keine Lust, Senator Jobsworth von diesem Vorfall zu unterrichten, denn er wird sofort irgendeine törichte ›Initiative‹ ergreifen wollen, für die wir gar nicht die Mittel besitzen. Gibt es irgendeinen Hinweis, dass diese Sonden irgendetwas anderes tun, als unsere Welt zu beobachten? Eine Metallkugel zu uns herüberzuschleudern ist eine Sache, einen wirklichen Menschen in die Fiktion einzuschleusen eine ganz andere.«
    »Nicht ganz«, sagte ich. »Und ich bin überzeugt, dass sie das vorhaben, auch wenn sie es bisher nicht geschafft haben.«
    »Glauben Sie, dass diese Leute das jemals schaffen?«
    »Mein Onkel hat es geschafft. Und das heißt, es ist möglich.«
    Bradshaw überlegte einen Moment. »Wir behalten das erst mal für uns. Angesichts der fallenden Leserzahlen möchte ich den GattungsRat nicht noch zusätzlich beunruhigen. Sonst

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