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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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kriegen wir so eine blödsinnige, reflexartige Reaktion, die alles noch schlimmer macht. Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass Sie in der Außenwelt etwas herausfinden?«
    »Ich könnte es natürlich versuchen«, sagte ich, »aber erwarten Sie sich nicht zu viel. Ich stehe nicht gerade auf der Weihnachtskartenliste bei Goliath.«
    »Ich glaube, da täuschen Sie sich«, sagte Bradshaw und gab mir die Sonde. »Ich bin sicher, die sind sehr interessiert daran, mit jemand zu sprechen, der tatsächlich in die BuchWelt reisen kann. Ach, können Sie heute Nachmittag bitte noch bei der Jane-Austen-Überholung vorbeischauen? Isambard wollte uns gern etwas zeigen.«
    Ich sagte ihm, dass ich mich gleich auf den Weg machen würde. Er bedankte sich, wünschte mir viel Glück und zog sich zurück.
    Ich hatte noch ein paar Minuten Zeit, ehe Thursday5 zurückkehren würde, deshalb überprüfte ich die Datenbank in unseren Karteikästen nach Informationen über SuperLeser, fand aber nur wenig. Die meisten SuperLeser-Legenden entsprangen der Text-See und stammten von Wortfischern, die gerade Urlaub hatten, weil ihre KritzelKutter im Hafen lagen. Kompliziert wurde die Angelegenheit dadurch, dass die Wirkungen einer SuperLesung praktisch identisch waren mit einer großen Zahl gleichzeitiger Lesungen. Nur eine detaillierte Überprüfung der Leserzahlen und Wartungsprotokolle konnte Klarheit darüber bringen, ob ein Buch tatsächlich einer SuperLesung zum Opfer gefallen war.
     
    Thursday5 kam pünktlich auf die Minute zurück. Offenbar hatte sie die Mittagspause in einem Schlammbad verbracht und fühlte sich jetzt verpflichtet, mir die Prozedur in allen Einzelheiten zu schildern. Immerhin war sie weitaus entspannter als ich, also schien die Sache irgendwie zu wirken. Wir gingen ins Freie, und nachdem ich fünf Minuten mit der GattungsTransferTaxizentrale gestritten hatte, lasen wir uns in die Große Bibliothek und nahmen den Aufzug in die unterirdischen Stockwerke, die meist nur der »Brunnen der Manuskripte« genannt wurden. Hier wurden die Bücher zusammengebaut. Nach der traditionellen »Niederschrift der ersten Zeile« machten sich verschiedene Arbeitskolonnen daran, Plot und Subtext zu legen. Sie bauten Kulissen und Schauplätze und erzeugten so viel Atmosphäre wie möglich, ehe die Figuren, frisch aus dem DialogTraining, unter Anleitung eines geübten Imaginators die Handlung in Gang setzten, die dann von einem VorstellungsÜbertragungsgerät aufgezeichnet und für das Lesen im Außenland vorbereitet wurde. Es war ein mühseliger, arbeitsintensiver und teurer Prozess, und Buchingenieure, die einen komplexen Roman in der vorgegebenen Zeit und innerhalb des Kostenvoranschlags fertigstellen konnten, waren äußerst gefragt. »Ich habe mir überlegt«, sagte Thursday5, als der Lift mit uns nach unten ratterte, »dass ich vielleicht ein bisschen aktiver sein sollte. Ich wäre bestimmt von diesem Tiger gefressen worden, und das war, wie ich zugeben muss, schon das siebte Mal in den letzten anderthalb Tagen, dass Sie mir das Leben gerettet haben.«
    »Das achte Mal«, sagte ich. »Hast du schon vergessen, wie dich dieser adjektivfressende Grammasit attackiert hat?«
    »Ja, richtig. Er ließ sich so gar nicht davon überzeugen, dass die Grammasiten ihre sensible, freundliche Seite ein bisschen mehr fördern sollten.«
    »Nein, er wollte dir bloß so schnell wie möglich die Adjektive aus dem zuckenden Leib reißen.«
    »Na ja, was ich sagen will, ist, dass ich wohl ein bisschen aggressiver sein muss.«
    »Klingt vernünftig«, sagte ich. »Wenn eine entsprechende Situation auf uns zukommt, werden wir ja sehen, was passiert.«
    Der Aufzug hielt an und wir stiegen aus. Hier unten im Brunnen sahen die Korridore nicht mehr wie breite Gänge, sondern mehr wie schmale elisabethanische Gassen aus. Und in diesen Gassen herrschte ein lebhaftes Treiben. Alles, was zum Bau eines Buches gebraucht wurde, konnte man hier in einer Unzahl von hoch spezialisierten Läden erwerben, und die zahlungskräftige Kundschaft war zahlreich. Ehrgeizige, halbfertige Rohlinge und abenteuerlustige Wanderburschen, Plotschmiede, Stimmungsmischer, Intrigenspinner, Lochflicker und Lokalkoloristen hasteten zielstrebig von einem Laden zum anderen, während hochgetürmte Karren mit Fertigteilen für Proto-Bücher von Pitman-Ponys, einer Art Kurzschrift-Pferden, die nicht so viel Platz brauchen, die Straße hinuntergezogen wurden.
    Das meiste war Altmaterial. Im

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