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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Errungenschaft der Commonsense-Partei. Heutzutage benutzten nur sehr wenige Menschen Autos für Fahrten über zehn Meilen. Selbstverständlich hatte das System auch Kritiker – die Parkplatzkonsortien waren ebenso entsetzt wie die Betreiber von Autobahnraststätten. Diese hatten sogar eine wirklich außergewöhnliche Maßnahme ergriffen. Sie servierten gutes Essen, um Kunden zurückzugewinnen.
    Ich nutzte die Zeit, indem ich Landen anrief und ihm alles über das Angebot des alternativen Friday erzählte: nämlich unseren antriebslosen und meistens bettlägerigen Headbanger von einem Sohn durch ein gepflegtes, rechtschaffenes und verantwortungsvolles Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu ersetzen. Landen und ich waren einer Meinung gewesen. Wir wollten das übelriechende Exemplar behalten, das wir hatten – herzlichen Dank auch.
    In Tarbuck nahm ich das HochgeschwindigkeitsEkranoplane nach Goliathopolis auf der ehemaligen Isle of Man. Der Name Goliathopolis war wirklich sehr fantasielos. Obwohl der Multi bei dem dramatischen St-Zvlkx-Abenteuer im Jahre 1988 so gut wie alles verloren hatte, war ihm ein beeindruckendes Comeback gelungen. Dafür waren im Wesentlichen zwei Schachzüge verantwortlich, wie es hieß. Der Nettowert der Firma wurde geschickt verschleiert und eine Tochtergesellschaft meldete Konkurs an. Sie war praktischerweise aus der fernen Vergangenheit aufgetaucht und hatte sich in die Schusslinie gestellt. Man munkelte von »Zeitschwindel«, aber trotz einer Untersuchung der ChronuptionsEinheit der ChronoGarde, die sich stets sehr gewissenhaft mit solchen Angelegenheiten befasste, konnte kein Vergehen festgestellt oder vielmehr nachgewiesen werden. Danach brauchte das Unternehmen nicht lange, um wieder Fuß zu fassen, Goliathopolis wurde noch einmal zum Hongkong der westlichen Hemisphäre und auf den Hängen des Snaefell strebte ein Wald von Glastürmen kraftvoll nach oben.
    Noch bevor wir das Dock am Tarbuck International verließen, beschlich mich das Gefühl, dass ich beobachtet wurde. Während wir über die Irische See jetteten, sahen mich etliche Angehörige der Goliath-Crew misstrauisch an, und als ich mich in dem Café niederließ, setzten sich einige der Leute in meiner Nähe weg. In Wirklichkeit war das eher schmeichelhaft. Denn da ich das Unternehmen zumindest einmal in ganz großem Stil geschlagen hatte, betrachtete man mich offensichtlich als Bedrohung. Wie sehr, wurde deutlich, als wir vierzig Minuten später in Goliathopolis anlegten. Dort wurde ich nämlich bereits von einem Empfangskomitee erwartet. Und das meine ich keineswegs ironisch im Sinne von großen Männern, die keine Hälse haben, dafür aber mit Totschlägern ausgestattet sind. Nein, sie hatten den roten Teppich ausgerollt, den Pier mit Fähnchen geschmückt und die Majoretten mit wirbelnden Stäben antanzen lassen. Was noch wichtiger war, die oberen Ränge des Goliath-Führungsstabs waren vollzählig zu meiner Begrüßung erschienen, eingeschlossen der CEO John Henry Goliath V. und etwa ein Dutzend seiner Führungskräfte, denen allen eine besorgte Ernsthaftigkeit in die teigigen Gesichter geschrieben stand. Als eine Person, die das Unternehmen in den letzten beiden Jahrzehnten teuer zu stehen gekommen war, wurde ich offensichtlich gefürchtet – und möglicherweise sogar geachtet.
    »Willkommen in Goliathopolis«, sagte John Henry höflich und schüttelte mir warmherzig die Hand. »Ich hoffe sehr, dass Ihr erneuter Besuch bei uns angenehm verläuft. Was immer Sie hierherführt, liegt auch mir am Herzen. Ich brauche wohl kaum zu betonen, dass wir Ihnen den allergrößten Respekt entgegenbringen, und es würde mich sehr schmerzen, wenn Sie sich genötigt sähen, gegen uns vorzugehen, ohne zunächst davon auszugehen, dass es sich um ein Missverständnis handeln könnte.«
    Er war ein großer Mann und sah aus, als hätte jemand seinen Eltern einen Entwurf für ein Baby gegeben und ihnen geraten, den Plan um einen Faktor von 1,25 zu vergrößern.
    »Das soll ein Witz sein, oder?«
    »Ganz im Gegenteil, Ms Next. Auf der Grundlage unserer Erfahrungen in der Vergangenheit haben wir beschlossen, dass völlige und uneingeschränkte Offenheit die einzig vernünftige Strategie ist, wenn es sich um Ihre geschätzte Person handelt.«
    »Sie werden entschuldigen, wenn mich Ihre vermeintliche Ehrlichkeit nicht ganz überzeugen kann.«
    »Es handelt sich nicht um Ehrlichkeit, Ms Next. Als Person haben Sie uns um mehr als hundert

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