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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Billionen Pfund an Einkünften gebracht, und deshalb betrachten wir unsere Offenheit als einzig gebotene Unternehmenspolitik. Keine Tür bleibt Ihnen verschlossen, kein Dokument verborgen. Sie dürfen sprechen, mit wem Sie wollen. Ich hoffe doch, ich bin offen?«
    »Sehr«, erwiderte ich, durch die Einstellung des Unternehmens verblüfft. »Es gibt da wirklich etwas, das ich gerne mit Ihnen besprechen würde.«
    »Selbstverständlich«, entgegnete John Henry. »Die Majoretten möchten jetzt ihre Vorstellung geben, wenn Ihnen das recht ist?«
    »Natürlich.«
    Also sahen wir den Majoretten zu, die zwanzig Minuten lang zu den Klängen der Goliath-Blaskapelle hin und her paradierten, und als sie fertig waren, fuhr John Henrys Chauffeur uns in einem Bentley zur Goliath-Zentrale, einem imposanten hundertzehnstöckigen Gebäude im Herzen von Goliathopolis.
    »Ihrem Sohn geht es gut und Ihrer Familie auch?«, fragte John Henry, der, von ein paar weiteren grauen Haaren abgesehen, nicht sehr gealtert schien, seit wir uns das letzte Mal getroffen hatten. Er sah mich mit seinen stechend grünen Augen an und ließ den natürlichen Charme verströmen, mit dem er gesegnet war.
    »Ich vermute, das wissen Sie sehr genau«, sagte ich. »Und noch viel mehr dazu.«
    »Ganz im Gegenteil«, protestierte John Henry. »Wir haben von jedem Versuch der Überwachung Abstand genommen, weil wir befürchteten, dass Sie in diesem Fall in Aktion treten könnten. Und wenn Sie in Aktion treten, wirkt sich das verheerend auf unsere Interessen aus, wie wir leider feststellen mussten.«
    »Ach so«, sagte ich, und plötzlich wurde mir klar, warum sich Goliath in den vergangenen Jahren in ohrenbetäubendes Schweigen gehüllt hatte.
    »Nun, wie können wir helfen?«, fragte John Henry. »Wenn wir überhaupt helfen können«, fügte er hinzu.
    »Ich würde gerne wissen, welche Fortschritte Sie beim transfik-tionalen Reisen gemacht haben.«
    John Henry zog die Augenbrauen in die Höhe und lächelte freundlich. »Ich wusste ja, dass Ihnen das auf lange Sicht nicht verborgen bleiben würde.«
    »Sie haben kreuz und quer in der BuchWelt Sonden aus dem Außenland hinterlassen.«
    »Ich muss zugeben, dass die Erforschung und Entwicklung unseres BuchProjekts nach der Trial-and-Error-Methode abgelaufen ist«, antwortete John Henry in aller Offenheit. »Um ehrlich zu sein, wundert es mich, dass Sie uns nicht früher aufgesucht haben.«
    »Ich hatte zu tun.«
    »Natürlich. Und da Sie nun einmal hier sind, könnten Sie uns eventuell mit Ihrer Meinung zu den technischen Aspekten unseres Projekts beehren.«
    »Ich verspreche gar nichts. Aber ich würde natürlich gerne sehen, was Sie da aushecken.«
     
    Der Wagen steuerte auf die modernen Glastürme des Konzerns zu. Überall gingen geschäftige Führungskräfte in schnittigen Anzügen ihren Führungsaufgaben nach. Ein paar Minuten später fuhren wir vor dem Haupteingang der Goliath-Zentrale vor, die sich an den Hang schmiegte.
    »Ich vermute mal, Sie möchten sich nicht ›frischmachen‹ oder dergleichen, bevor wir mit dem Rundgang beginnen?«, fragte John Henry hoffnungsvoll.
    »Damit mir etwas entgeht, das Sie in der Zwischenzeit vor mir verstecken?«, antwortete ich. »Nein, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne sehen, wie weit Sie gekommen sind.«
    »Nun gut«, sagte John Henry gelassen, »folgen Sie mir.«
    Wir betraten die imposante Empfangshalle, gingen aber nicht zu den Fahrstühlen oder zum Apologarium, wo ich das letzte Mal gewesen war, sondern zu einem bereitstehenden Golfwagen. Eine große Menge schaulustiger Goliath-Angestellter hatte sich versammelt und beobachtete uns mit unverhohlener Neugier. Ich bildete mir nicht ein, dass es dabei nur um mich ging – ich vermutete vielmehr, dass viele von ihnen auch John Henry Goliath noch nicht in Person gesehen hatten.
    Wir verließen die Eingangshalle und fuhren in einen Tunnel, der in den Berg führte. Nach der Eleganz des Vestibüls war der Tunnel mit seinen rauen Betonwänden und den Leuchtröhren von primitiver Funktionalität. Die Fahrbahn war betoniert und an den Wänden waren Kabelkanäle montiert. Die unterirdischen Gewölbe der Forschungs- und Entwicklungsabteilung lagen mindestens eine halbe Meile im Inneren des Berges, und auf der Fahrt diskutierten John Henry und ich angeregt über Fragen der Innenpolitik und der Weltwirtschaft. So überraschend das klingen mag: die Unterhaltung war so intelligent und kenntnisreich wie kaum eine, die ich

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