Irgendwo ganz anders
richtigen Gründen zu handeln, mussten ihre Methoden als fragwürdig bezeichnet werden und ihre Beweggründe waren verdächtig. Thursday5 war überwiegend Denken und sehr wenig Action, Thursday1–4 war überwiegend Action und sehr wenig Denken. Die Reihe hatte die Entwicklung des Charakters zugunsten der Handlung geopfert und den Humor zugunsten von Action und Tempo. Jede Atmosphäre war verpufft, und die Bücher waren lediglich eine Abfolge von brutalen Standardszenen, die mit romantischen Zwischenspielen abwechselten, und ich dehne den Begriff, wenn ich »romantisch« sage. Berühmt-berüchtigt sind ihre glühende Affäre mit Edward Rochester und ihr handfester Catfight mit Jane Eyre. Bis Mrs Fairfax sich als todbringende Ninja entpuppte und Bertha Rochester von Aliens entführt wurde, hatte ich geglaubt, es könnte nicht mehr schlimmer werden. Und das geschah nur im ersten Band. Danach wurde alles nur noch unwahrscheinlicher.
Ich atmete tief durch und verfluchte Commander Bradshaw innerlich. »Thursday, ich möchte dir Thursday vorstellen.«
»Hallo!«, sagte Thursday5 munter und streckte versöhnlich die Hand aus. »Ich freue mich so , dich kennenzulernen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag – nachträglich.«
Thursday sah auf Thursday5 ausgestreckte Hand und zog eine Augenbraue in die Höhe.
»Unglücklicherweise habe ich Das Große Samuel-Pepys-Fiasko gelesen«, sagte sie unfreundlich. »Wenn man den ›Samuel Pepys‹ aus dem Titel streichen würde, wäre es weitaus ehrlicher. Ich bin noch nie einem größeren Haufen Scheiße begegnet. Die ganze Zeit habe ich auf die erste Schießerei gewartet, aber Fehlanzeige. Dafür massenhaft Umarmungen, Vitamine und Leute, die sagen, dass sie sich liebhaben.«
»Umarmungen sind doch völlig in Ordnung«, gab Thursday5 kleinlaut zurück. »Du könntest es ja mal probieren –?«
Sie streckte die Arme aus, erhielt jedoch lediglich die barsche Antwort: »Fass mich bloß nicht mit deinen stinkenden Müslipfoten an, sonst breche ich dir die Nase.«
»Also –!«, sagte Thursday5 und schnaubte empört. »Es tut mir fast schon leid, dass ich dir zum Geburtstag gratuliert habe, und ich bin heilfroh , dass ich keinen Kuchen gebacken habe.«
»Ich bin erschüttert.«
»Hört zu«, sagte ich, bevor es zu einer Schlägerei kam. »Ich bitte nicht darum, dass ihr euch vertragt, ich befehle es. Verstanden?«
Thursday1–4 zuckte desinteressiert die Achseln.
»So«, wandte ich mich an sie, »es gibt drei einfache Regeln, wenn du von mir ausgebildet werden willst. Regel eins: Du machst genau, was ich sage. Regel zwei: Du sprichst, wenn du angesprochen wirst. Regel drei: Ich werde dich ›Thursday1–4‹ nennen oder ›Thursi-4‹ oder ›i-4‹ oder ... na ja, alles, was mir so einfällt. Du wirst mich Ma’am nennen. Wenn ich nach dir rufe, kommst du angerannt. Regel vier: Wenn du Mist baust, bist du weg vom Fenster.«
»Ich dachte, es wären nur drei Regeln?«
»Ich stelle die Regeln auf, wie es sich ergibt. Hast du damit ein Problem?«
»Ich schätze, nein.«
»Gut. Fangen wir mit dem Anfang an. Wie lange hattest du Theorie?«
»Sechs Wochen. Letzten Dienstag habe ich die Prüfung gemacht und bin Dritte geworden.«
»Nicht schlecht.«
»Wie viele waren denn in deinem Kurs?«, fragte Thursdays, die immer noch unter ihren angeblichen Müslipfoten litt, von der Androhung einer gebrochenen Nase ganz zu schweigen.
Thursday1–4 sah sie finster an und murmelte: »Drei. Und ich hatte zwei Prozent mehr, als zum Bestehen erforderlich sind. Das war doch deine nächste Frage, oder? Aber auf dem Schießplatz habe ich neunundneunzig Prozent erzielt. Pistole, Gewehr, Maschinengewehr, Granatwerfer – was immer du willst.«
Das war der Hauptgrund, aus dem ich die Thursday-Next-Reihe ablehnte – viel zu viele Waffen und eine Anzahl von Toten, die den Film-Rambo neidisch gemacht hätte. Thursday1–4 zog eine gefährlich aussehende Automatik aus dem Holster und zeigte sie uns.
»Neun-Millimeter-Glock«, verkündete sie stolz. »Sechzehn Schuss im Ladestreifen und einer im Rohr. » Erhebliche Mannstoppwirkung. Ich trage zwei, um ganz sicher zu gehen.«
»Was, nur zwei?«, murmelte ich sarkastisch.
»Nein, wenn Sie schon fragen.« Sie hob die Rückseite ihres Ledermantels hoch, um mir einen großen glänzenden Revolver zu zeigen, der hinten in ihrer Hose steckte.
»Was tragen Sie?«, fragte sie. »Beretta? Browning? Walther?«
»Nichts«, sagte ich. »Wenn man mit einer
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