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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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BuchWelt und die einzige Firma, die sich mit einer halbwegs akzeptablen Unfallquote brüsten konnte. Taxis bildeten eine gute Möglichkeit, sich in der BuchWelt zu bewegen, wenn man nicht besonders gut buchspringen konnte oder viel Gepäck hatte, aber im Vergleich zum spontanen Buchspringen waren sie wie Schnecken. Sie sprangen nicht, sie krochen. Die BuchWelt einmal zu durchqueren – von der Philosophie bis zur Lyrik zum Beispiel – konnte eine ganze Stunde dauern.
    »Das soll wohl ein Witz sein?«, raunzte ich zwanzig Minuten später in mein mobiles Fußnotofon. Ich stand vor dem Haupteingang von Norland Park, während die Sonne ihren langsamen Abstieg vom glühend heißen Mittag zur erlesenen Schönheit eines literarischen Austen-Nachmittags begann. Die warme ländliche Umgebung war angefüllt mit Geräuschen: Die Glöckchen am Zaumzeug des Pflugpferdes klingelten, die Bienen summten fröhlich in den Hecken, und junge Damen plapperten darüber, wie man sich möglichst elegant einen wohlhabenden Ehemann einfing.
    »Also«, sagte ich verärgert, »schicken Sie es so schnell wie möglich.« Ich klappte mein Handy zu.
    »Probleme?«, fragte Thursday5, die im Schneidersitz im warmen Gras saß und Ketten aus Gänseblümchen machte.
    »Diese Trottel bei GattungsTransferTaxis«, antwortete ich. »Lauter Ausreden. Sie behaupten, dass es wegen eines Verkehrsunfalls in Der große Gatsby einen Stau gibt und dass unser Taxi mindestens noch eine Stunde braucht.«
    »Können wir nicht einfach springen?« Sie dachte einen Moment nach. »Wo wollen wir denn eigentlich hin?«
    »Zur Klavier-EinsatzRiege. Aber wir warten noch auf jemanden.«
    »Auf wen?«
    »Wir warten noch«, sagte ich. Ich war mir nicht sicher, wie ich die Nachricht überbringen sollte. »Auf eine Kadettin, die zur Neubewertung ansteht.«
    »Noch eine Kadettin?«, wiederholte Thursday5, die etwas verstimmt wirkte, sich aber schnell einkriegte. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich einen Kuchen zur Begrüßung gebacken.«
    »Ich glaube nicht, dass sie eine große Kuchenliebhaberin ist«, murmelte ich, als ein Geräusch wie das Zerknüllen von Zellophan auch schon ihre Ankunft ankündigte. Sie schien etwas atemlos zu sein, als sie schließlich vor uns stand. Wir sahen uns alle drei ein paar Augenblicke stumm an, bis meine beiden Lehrlinge genau zur selben Zeit sagten:
    »Was will die denn hier?«
    »Hört mal zu«, sagte ich zu den beiden, »ich weiß, dass die Situation schwierig ist und auch ein bisschen seltsam. Das ist jedenfalls meine Meinung. Wenn eine von euch damit nicht leben kann, geht sie am besten direkt in ihr Buch zurück.«
    Mein neuer Lehrling funkelte mich an, dann funkelte sie Thursday5 an, dann wieder mich, bevor sie mit einem gequälten Lächeln sagte: »In diesem Fall sollte ich mich vielleicht vorstellen und sagen, was für eine unglaubliche Ehre es ist, von der großen Thursday Next ausgebildet zu werden.«
    »Warum sparst du dir die Worte nicht – und deinen Sarkasmus gleich mit?«, gab ich zurück. Ich liebte die Herausforderung, aber das ging mir ein bisschen zu weit. Denn dies war natürlich die andere Thursday Next aus den ersten vier Büchern der Reihe – den brutalen, voller Blutvergießen und billigem Sex.
    »Na, ganz große Klasse«, sagte sie leise und sah uns beide an. »Wenn der Tag so anfängt, kann er ja nur besser werden.«
    Thursday5 und ich betrachteten den Neuankömmling mit einer merkwürdigen Faszination. Im Gegensatz zu Thursday5, die immer in ökologische Fairtrade-Baumwolle oder in Wolle gekleidet war, mochte diese Thursday aggressives schwarzes Leder: Lederhosen, Lederjacke und ein Ledermantel, der bis zum Boden reichte. Es war so viel Leder, dass sie quietschte, wenn sie ging. Ihre Haare hatten die gleiche Länge wie unsere, waren aber straffer zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und ihre Augen waren hinter einer kleinen dunklen Brille verborgen. An ihrem Gürtel hingen zwei automatische Pistolen, die sie über Kreuz ziehen konnte – der Himmel wusste, warum. Von dieser Aufmachung abgesehen und auch von der Tatsache, dass sie die Hauptperson von Büchern war, die zwischen 1985 und 1988 spielten, sah sie genauso aus wie ich – bis hin zu den grauen Sprenkeln im Haar, bei deren Anblick ich immer noch so tat, als machten sie mir nichts aus.
    Aber sie war nicht ich. Tatsächlich war sie weniger ich als die mit-den-Pflanzen-sprechende Version. Ich hatte die Bücher gelesen, und obgleich sie versuchte , aus den

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