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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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willst, musst du lernen, in der feindlichen und dynamischen Textumwelt zu überleben. Du und ich werden die nächsten paar Tage zusammen verbringen, ob es mir gefällt oder nicht, und da meine Beurteilung deines Verhaltens den Ausschlag gibt, ob du angenommen wirst, musst du dich wirklich anstrengen, mir nicht auf den Geist zu gehen.«
    »Aha!«, sagte sie gönnerhaft. »Sie hält gerne Reden. Hören Sie zu, Schwester, vielleicht sind Sie heute eine große Nummer bei Jurisfiktion, aber an Ihrer Stelle würde ich etwas diplomatischer vorgehen. Denn eines Tages werde ich den Vorsitz übernehmen – und dann kümmere ich mich um meine Freunde. Also, wie sieht es aus? Freundschaft oder nicht?«
    »Großer Gott«, sagte ich mit leiser Stimme. »Die Cheshire Cat hatte recht – du bist wirklich total unausstehlich. Ist das dein letztes Wort?«
    »So ist es.«
    »Dann kannst du dich verpissen und in deine Kassettenausgabe zurückkehren. Gib mir deine Marke.«
    Einen Moment lang schien sie das zu beunruhigen. In ihrer überwältigenden Arroganz hatte sie nicht einen Augenblick daran gedacht, dass sie tatsächlich gefeuert werden könnte. Aber wie zu erwarten, versuchte sie nicht, mich zu besänftigen, sondern erging sich in weiteren Drohungen: »Der Unterausschuss des GattungsRats für die Kadettenauswahl wird das nicht mögen.«
    »Die können mich mal. Deine Marke!«
    Sie sah mich mit wachsender Verwirrung an. »Sie wollen mich rausschmeißen?«
    »Habe ich gerade. Deine Marke oder ich verhafte dich.«
    Sie nahm das Abzeichen der JurisfiktionLehrlinge aus ihrer Tasche und knallte es mir in die offene Handfläche. Ohne die Marke oder ohne Reiseerlaubnis war sie technisch auf TextFlucht und konnte auf der Stelle zu Text gemacht werden.
    »Guten Tag«, sagte ich. »Ich verkneife mir zu sagen, es war mir ein Vergnügen, denn es war keins.«
    Ich wandte mich ab und zog mein Mobilnotofon aus der Tasche. »Hallo, Bradshaw? Ich habe gerade Thursday1–4 rausgeschmissen. Es wundert mich, dass es irgendjemand länger als zehn Minuten mit ihr ausgehalten hat – ich jedenfalls nicht.« [1]
    »Ja, so schnell. Sie können Jobsworth sagen, dass wir unser Bestes getan haben.« [2]
    »Wirklich schade. Ich halte meinen Kopf dafür hin. Aber es handelt sich um einen ernsthaften –«
    »Warten Sie, warten Sie!«, rief Thursday1–4, die sich offenbar schwer zusammennahm. »Das war meine letzte Chance, oder?«
    »Ja.«
    Sie massierte sich die Schläfen. »Ich kann das. Es tut – es tut – miiir – Nein, ich kann nicht.«
    »Versuch’s.«
    »Es tut mir... l-eid. Ich will Ihr Lehrling sein. Die Jurisfiktion braucht Leute wie mich und ich bin bereit, mich Ihrer arroganten Mittelmäßigkeit zu beugen, um dieses Ziel zu erreichen.«
    Ich starrte sie einen Augenblick an. »Ich nehme deine halbherzige Entschuldigung an.«
    Ich trat ein Stück zur Seite, damit Thursday1–4 mich nicht hören konnte, und sprach noch einmal in mein Mobilnotofon. »Bradshaw, wie stark müssen wir uns im Moment bei Jobsworth einschleimen?« [3]
    Ich versicherte Bradshaw, er könne sich auf mich verlassen, und er dankte mir überschwänglich, wünschte mir alles Gute und legte auf. Ich klappte mein Mobilnotofon zu und steckte es wieder in die Tasche.
    »Gut«, sagte ich und warf Thursday1–4 ihre Marke zu, »deine erste Aufgabe ist es, Thursday5 mit blockierten oder nicht blockierten Chakren wieder herzubringen und dich bei ihr zu entschuldigen.«
    Thursday1–4 starrte mich einen Augenblick an, dann tippte sie eine Nummer auf ihrem eigenen Mobilnotofon ein. Ich wandte mich ab, lief die gekieste Auffahrt hinunter und versuchte, mich zu entspannen. Was für ein Anfang!
    Ich setzte mich auf einen dekorativen Steinlöwen am Fuße der Eingangsstufen und sah aus der Ferne zu, wie Thursday5 zurückkehrte. Nach einer Auseinandersetzung, die kürzer nicht hätte sein können, reichten sie sich die Hände. Eine Pause trat ein, dann waren wieder Stimmen zu hören, bis sich Thursday1–4 schließlich in stocksteifer Haltung umarmen ließ, so unglaublich das auch schien. Ich lächelte in mich hinein, stand auf und lief zu den beiden zurück. Thursday5 war positiv und optimistisch, Thursday1–4 wirkte wie versteinert und schien zu grübeln.
    »Seid ihr zwei zur Ruhe gekommen?«
    Beide nickten.
    »Gut«, sagte ich und sah auf die Uhr. »Wir haben noch ein paar Stunden, bevor wir an der Sitzung des Strategiekreises teilnehmen. Aber zunächst –«
    »Wir nehmen an der Sitzung des

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