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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Öl und Dampf angefüllt. Über unseren Köpfen brachten zahlreiche scheppernde Antriebswellen und flatternde Lederriemen die Maschinen zum Laufen, und das Klappern und Brummen in dem riesigen Raum hörte sich wie ein tosender Wasserfall an.
    »Fünfhundert Maschinen auf jedem Stockwerk«, versuchte ich den Tumult zu übertönen, »von denen jede einzelne in der Lage ist, bis zu fünfzigtausend gleichzeitige Lesungen eines Buches abzuwickeln. Die Männer in den blauen Overalls sind die Storycode-Techniker, die auch liebevoll Wortklempner genannt werden. Sie sorgen dafür, dass die Maschinen störungsfrei laufen, halten die Dialog-Einspritzdüsen sauber und stellen sicher, dass sich in den Kompressoren keine Ironie verdichtet. Der Mann in dem weißen Kittel ist der Textkollektor. Es gibt ein ›Leserecho‹, das der Maschine ein kurzes Signal gibt, das nächste Wort freizugeben, und das können wir benutzen, um festzustellen, ob das Buch gemäß der Intention des Autors läuft. Jede Abweichung wird als ›Textanomalie‹ bezeichnet und in den Schleusen der Echosiebe zurückgehalten. Das sind diese großen Kupferteile ganz oben.«
    »Das sind ja wirklich faszinierende technische Details«, bemerkte Thursday1–4 trocken, »aber ich warte immer noch auf die Erkenntnis, was Klaviere damit zu tun haben.«
    »Nichts, meine liebe, ach so scharfe Zunge. Man nennt es auch Aus-bildung.«
    »Völlig überflüssige Erläuterungen, wenn Sie mich fragen.«
    »Sie fragt dich aber nicht«, gab Thursday5 zurück.
    »Genau«, sagte ich, »und es gibt Leute, die diesen Technikkram lieben. Folgt mir.«
    Ich öffnete eine Eichentür mit Rundbogen, die von der Maschinenhalle in die Verwaltungsabteilung der TextZentrale führte, in ein Labyrinth steinerner Korridore, das von brennenden Fackeln erleuchtet wurde, die an den Wänden hingen. Es war unerträglich düster, aber zweckmäßig – Teil des unvollendeten Schauerromans, aus dem die gesamte TZ gefertigt war. Sobald sich die Tür hinter uns schloss, hörte der Lärm der Maschinen auf.
    »Ich wollte euch gerade erklären«, sagte ich, »wie wir Handlungsbeugungen feststellen. In den meisten Fällen handelt es sich einfach um Fehllesungen, also um faule Leser, die etwas in den falschen Hals kriegen, aber für den Fall der Fälle müssen wir alles überprüfen.«
    »Das würde ich auch bei der TextZentrale-Tour für zwanzig Shilling erfahren, nur dass ich in besserer Gesellschaft wäre«, sagte Thursday1–4 und sah Thursdays dabei direkt ins Gesicht.
    »Mich interessiert das, Ma’am.«
    »Zicke.«
    »Schlampe.«
    »Wie hast du mich genannt?«
    »He!«, rief ich. »Hört damit auf .«
    »Sie hat angefangen«, sagte Thursday1–4.
    »Ist mir egal, wer angefangen hat. Ihr werdet beide gefeuert, wenn ihr euch weiter so aufführt.«
    Sie wurden still und wir liefen die hallenden Gänge entlang, vorbei an endlosen Eichentüren. Sie alle gehörten zu bestimmten TextAktivitäten wie zum Beispiel Wortbedeutungen, Vergabe von Ideenlizenzen oder Grammasitenkontrolle.
    »Das Problem mit den Klavieren ist, dass sie nicht ausreichen«, begann ich. »Viele Menschen in der BuchWelt spielen Klavier, sie tauchen häufig in den Geschichten auf und sind oft tragendes Element der Handlung. Aber trotzdem gibt es aus irgendeinem unerfindlichen Grund nur fünfzehn Stück, um die Bedürfnisse der gesamten BuchWelt abzudecken.«
    »Fünfzehn?«, schnaubte Thursday1–4, die verdrießlich hinter uns hertrödelte. »Wie wollen sie das denn schaffen?«
    »Unter großen Schwierigkeiten. Seht es euch an.«
    Ich öffnete eine Tür. Der Raum glich dem Behandlungszimmer eines Psychiaters; Urkunden hingen an den Wänden, es gab einige Bücherregale, einen Schreibtisch, zwei Stühle und eine Couch. Zwei Männer saßen auf den Stühlen: Ein Bart und eine Pfeife machten den einen als Psychiater kenntlich, der andere, der über die Maßen nervös zu sein schien, war offensichtlich der Patient.
    »Nun, Herr Patient«, begann der Psychiater, »was kann ich für Sie tun?«
    »Also, Herr Doktor«, murmelte der Patient unglücklich, »ich kann den Gedanken nicht loswerden, dass ich in Wirklichkeit ein Hund bin.«
    »Verstehe. Und wie lange ist das schon so?«
    »Na, seit ich ein Welpe war.«
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach ich. »Ich suche die Klavier- EinsatzRiege.«
    »Nein, wir sind Witze-mit-ganz-langen-Bärten«, erklärte der Psychiater entschuldigend. »Die Klaviere sind den Gang runter, erste Tür

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