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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Stöhnen von sich, und ich fragte mich, ob ich zu weit gegangen war. Schließlich war das Wohl der BuchWelt ihr oberstes Ziel – genau wie meines. Und es war nicht so, dass mir etwas Besseres einfiel.
    »Ich würde gerne einen Arbeitskreis zur Evaluierung des Problems einsetzen«, sagte ich in der Hoffnung, dass ihnen modische Zauberwörter aus der Unternehmensberatung gefallen würden, »um eventuell nachhaltige Strategien zu entwickeln. Wenn uns das nicht gelingt, greifen wir auf die Idee der Interaktion zurück, egal, wie dumm sie klingt.«
    »Nun gut«, intonierte Jobsworth, während alle anderen verärgerte Blicke tauschten. »Da ich Sie zu gut kenne, um zu glauben, dass Sie Ihre Meinung ändern, werden wir die Lage in einer Woche neu beurteilen und weitermachen. Nächster Tagesordnungspunkt?«
    Colonel Barksdale stand auf und sah uns auf die düstere Weise an, in der er schlechte Nachrichten vorzutragen pflegte. Er hatte auch nie etwas anderes zu verkünden. Die Wahrheit war, glaube ich, dass er schlechte Nachrichten konstruierte , damit er sie genüsslich überbringen konnte. Seit acht Jahren war er Chef der Verteidigung der BuchWelt und ganz offensichtlich wollte er durch den einen oder anderen Krieg zwischen den Gattungen sein Spiel aufwerten. Eine Möglichkeit, Größe zu erlangen, wenn man so will.
    »Ich nehme an, Sie haben von Speedy Mufflers neuester Drohung gehört, durch die die Stabilität der BuchWelt erheblich gefährdet wird?«
    Alle murmelten bejahend.
    »Gut. Da die Sicherheit in meinen Zuständigkeitsbereich fällt, möchte ich, dass Sie alle einer Vorgehensweise zustimmen, die sowohl entscheidend als auch endgültig ist. Wenn Muffler eine schmutzige Bombe einsetzen kann, ist niemand von uns sicher. Die Hardliner unter den Religiösen und Feministinnen sind zur Mobilmachung und Kriegsführung bereit, um ihre hart erkämpften Ideologien zu verteidigen, und ich bin der Meinung, dass ein Präventivschlag diesen unmoralischen Dreckskerlen zeigen wird, dass wir es ernst meinen. Ich habe drei Brigaden von DanverKlonen in Bereitschaft, die nur darauf warten, über die Grenze zu marschieren. Es wird ein kurzer Feldzug – die Scharfen Romane sind eine durch und durch heruntergekommene Gattung.«
    »Ist ein Krieg nicht etwas übereilt?«, fragte ich. »Muffler schreckt vor nichts zurück, um seine Bedeutung zu erhöhen. Und selbst wenn er eine schmutzige Bombe entwickelt hat, muss er sie erst noch zünden. Wie will er denn so etwas in die Feministischen Romane einschleusen? Sie haben eine der am besten geschützten Grenzen der BuchWelt.«
    »Wir wissen aus verlässlichen Quellen, dass man plant, sie als Zweideutigkeit in einer Schlafzimmerkomödie zu verkleiden und über den Hintereingang des Lustspiels zu liefern.«
    »Bloße Mutmaßungen. Wie wäre es denn mit der guten alten Diplomatie? Man könnte Muffler Subtext aus dem Überschuss im Brunnen der Manuskripte oder sogar Dialog anbieten, um die schlimmsten Exzesse des Genres zu verwässern. Darauf würde er vermutlich positiv reagieren, schließlich wollen sie sich lediglich literarisch weiterentwickeln.«
    Colonel Barksdale trommelte ungeduldig mit den Fingern und öffnete den Mund, aber Jobsworth kam ihm zuvor.
    »Das ist ja gerade das Problem. Die Religiösen machen sich Sorgen, dass die Scharfen Romane eine Expansionspolitik anstreben – man munkelt, sie wollten die enthumorisierten Zonen besetzen. Außerdem«, fügte er hinzu, »steht der Preis von Subtext und Dialog inzwischen bei fast siebenhundertfünfzig Guineen das Kilo.«
    »Wissen wir denn, ob sie wirklich eine schmutzige Bombe haben?«, fragte ich. »Es könnte sich doch um einen Bluff handeln.«
    Jobsworth gab Colonel Barksdale ein Zeichen, und dieser übergab mir ein Dossier mit dem Stempel »Schrecklich geheim«.
    »Es ist kein Bluff. Es gibt alarmierende Berichte, dass bei den Menschlichen Tragödien vulgäres Vokabular gesichtet wurde.«
    »Bleakhaus« , las ich von dem Blatt ab, das man mir gereicht hatte. Und weiter: »Sir Leicester lehnt sich in seinem Stuhl zurück und ejakuliert atemlos.«
    »Sehen Sie?«, sagte Barksdale, während die anderen Delegierten vor sich hinmurmelten und schockiert die Köpfe schüttelten. »Und was sagen Sie dazu ?«
    Er reichte mir ein weiteres Blatt, das aus Thomas Hardys Der Bürgermeister von Casterbridge stammte. »... der Bürgermeister betrachtete die unattraktive Erscheinung von Farfraes Erektion.«
    »Und«, fügte er entschlossen hinzu,

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