Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
strotzt.«
    Und ohne ein weiteres Wort stürmte er aus dem Saal, dicht gefolgt von Barksdale, Baxter und den anderen, die entrüstete Geräusche von sich gaben und die Köpfe schüttelten – ein gelungenes Schauspiel gekonnter Speichelleckerei. Nur Senator Beauty machte nicht mit. Er schüttelte seinen Kopf auf eine Weise, die sagte: »Besser Sie als ich«, und trabte davon.
    Wir blieben in einer Stille zurück, die nur von dem Read-o-Meter durchbrochen wurde, das bedrohlich um weitere sechsunddreißig Bücher fiel.
     
    »Deine Erklärung mit den Bedeutungsverschiebungen war wirklich sehr gut«, sagte ich zu Thursday5, als wir wieder im Fahrstuhl standen.
    »Ach, nicht der Rede wert.«
    »Ach nein?«, meinte ich. »Verkauf dich nicht unter Wert. Du hast vermutlich gerade einen GattungsKrieg verhindert.«
    »Das muss sich erst noch erweisen. Ich wollte Sie etwas fragen. Sie haben gesagt, Sie wären die ›LBDGM‹. Was soll das heißen?«
    »Das heißt ›Letzte Bastion des gesunden Menschenverstands‹. Weil ich aus dem Außenland komme, ist mein Denken unabhängiger im Vergleich zur deterministischen BuchWelt. Nichts passiert ohne mein Wissen oder meinen Kommentar.«
    »Dann sind Sie bestimmt manchmal unbeliebt.«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich bin immer unbeliebt.«
    Wir gingen in die Büros der Jurisfiktion, wo ich Bradshaw offiziell meine Dienstmarke aushändigte. Er nahm sie ausdruckslos entgegen und machte sich sofort wieder an seine Arbeit. Ich kehrte niedergeschlagen an meinen Schreibtisch zurück, wo Thursday5 erwartungsvoll ausharrte. Ihre Beurteilungsphase war beendet, und ich wusste, dass sie auf die eine oder andere Weise von ihren Leiden erlöst werden wollte.
    »Es gibt drei Empfehlungen, die ich abgeben kann«, begann ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Nummer eins: dass eine Fortführung der Ausbildung erwogen wird. Nummer zwei: dass du noch einmal zur Grundausbildung zurückkehrst. Und Nummer drei: dass du endgültig aus dem Dienst ausscheidest.«
    Ich sah sie an und sah mich selbst. Das war der Blick, den ich normalerweise im Spiegel sah, und es war irritierend. Aber ich musste fest bleiben und meine Entscheidung auf der Grundlage ihrer Leistung und Eignung treffen.
    »Du bist fast von einem Grammasiten gefressen worden und du hättest erlaubt, dass der Minotaurus mich umbringt«, begann ich. »Aber positiv ist, dass du die ›BedeutungsVerschiebung‹ ins Spiel gebracht hast; das war ziemlich cool.«
    Einen Augenblick lang sah sie zuversichtlich aus.
    »Aber ich muss alles bedenken, und zwar ohne Befangenheit – weder dafür noch dagegen. Der Vorfall mit dem Minotaurus war ein zu großes Versäumnis, als dass ich es ignorieren könnte, und obwohl mir dein leicht exzentrisches Verhalten recht gut gefällt, tut es mir leid, aber ich muss empfehlen, dass du nicht bei Jurisfiktion angenommen wirst, weder jetzt noch in Zukunft.«
    Einen Moment sagte sie gar nichts und es sah so aus, als würde sie gleich weinen, was sie ein paar Sekunden später prompt tat. Sie hätte eine ganz anständige JurisfiktionAgentin werden können, aber das Risiko, dass sie getötet wurde, war mir einfach zu hoch. Bei meiner Abschlussaufgabe wurde ich in Shadow the Sheepdog beinahe von einer Bande Gefühlsjunkies ermordet. In derselben Situation hätte Thursday5 nicht überlebt, und das konnte ich nicht guten Gewissens erlauben. Sie war nicht nur eine Version von mir, sie war so etwas wie Familie , und ich wollte nicht, dass ihr etwas passierte.
    »Ich verstehe«, sagte sie schniefend und betupfte sich die Nase mit einem Spitzentaschentuch.
    Sie dankte mir für die Zeit, die ich ihr gewidmet hatte, entschuldigte sich noch einmal für den Minotaurus, legte ihre Marke auf meinen Schreibtisch und verschwand in ihrem Buch. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und seufzte. Es war kein einfacher Tag gewesen, an dem ich beide Thursdays gefeuert hatte. Ich wollte gerne nach Hause, aber mit leerem Magen hatte ich vielleicht nicht die Kraft für einen transfiktionalen Sprung ins Außenland. Ich sah auf die Uhr. Es war erst vier, und die JurisfiktionAgenten tranken um diese Zeit meistens Tee. Und um Tee zu trinken, gingen sie normalerweise in die besten Tearooms der BuchWelt – oder ganz woanders hin.

25.
    Das Paragon
    Es gibt drei Dinge im Leben, die auch die schlimmsten Probleme in einem etwas freundlicheren Licht erscheinen lassen. Das erste ist eine Tasse Tee – loser Assam mit einem Hauch Lapsang, den man

Weitere Kostenlose Bücher