Irische Hochzeit
die Männer der Ó Phelans ihn erblickt, und einer von ihnen schoss einen Pfeil auf ihn ab. Ruarc hob den Schild und fing den Pfeil ab. Auch wenn er den Schuss für eine Warnung hielt, traute er ihnen doch zu, ihn auf der Stelle zu töten. Er betete, dass sein Besuch zu seinem Vorteil verlief und ihm nicht den Tod brachte.
Mit erhobenem Schild und die offene Handfläche zeigend, ritt er mitten unter seine Feinde. Einige der Männer zogen die Waffen, doch Ruarc hielt den Blick unverwandt auf die Behausung des Anführers gerichtet. Er hatte nur sein Ziel vor Augen und ignorierte die Beleidigungen.
Ein Mann erhob die Faust gegen ihn, woraufhin Ruarc ihn am Handgelenk packte. Er verstärkte den Griff und starrte den Mann dabei an. „Ich könnte dir das Handgelenk brechen, und dann könntest du nie wieder eine Waffe halten.“ Der Mann erbleichte und zog die Hand zurück. Ruarc hob die Stimme. „Ich bin gekommen, um mit eurem Anführer, Donal Ó Phelan zu sprechen.“
Einen Moment später öffnete sich die Tür zu einer großen, mit Stroh gedeckten Hütte. Der Anführer trug einen blauen Mantel, um seine Verletzung zu verbergen. Schwarze Augen blickten Ruarc voller Abneigung bohrend an. „Was willst du?“
„Ich habe dir einen Vorschlag zu machen. Ich möchte mit dir unter vier Augen darüber sprechen.“
„Du wirst es hier verkünden oder gar nicht. Ich bin mir sicher, dass dein Angebot für viele meiner Leute interessant ist.“
Also gut. Ruarc sah den Anführer an. „Ich will, dass meinem Cousin die Macht genommen wird. Die Normannen sind in unseren rath eingedrungen, und wir haben nicht die Streitkräfte, sie zu vertreiben. Ich bin gekommen, dich um Hilfe zu bitten.“
„Damit wir dich zum neuen König machen, nicht wahr?“
Ruarc sagte nichts, denn es stimmte, ihm verlangte nach der Königswürde. Sie hätte ihm zufallen können, Patrick konnte jedoch geschickter mit dem Schwert umgehen. Seit der Krönung seines Cousins hatte Ruarc daher unermüdlich trainiert, er mochte nicht der Zweitbeste sein.
Aber zumindest wusste er, was Stammestreue war. Er hätte nie in solch einen feigen Handel eingewilligt und eine Normannin geheiratet. „Wenn ich König von Laochre werde, verspreche ich dir Ländereien im Westen.“
Die Augen Ó Phelans nahmen einen verschlagenen Ausdruck an, während er das Angebot überdachte. „Dann komm rein. Vielleicht kann ich dir helfen.“
Isabel erwachte und wusste nicht, wo sie war. Sie blinzelte in die Sonne und etwas Weiches kitzelte ihre Nase.
Die grauweiße Katze spazierte über ihre Brust und betrachtete sie, als fragte sie sich, wie ein Mensch dazu kam, ihr Bett zu besetzen. Isabel zauste den Kopf der Katze, den diese leise schnurrend gegen ihre Hand drückte. Dann legte sie sich auf Isabels Bauch und begann sich zu putzen.
Isabel schob die Katze beiseite, stand auf und reckte sich. Sie erinnerte sich nicht daran, dass Patrick in das Gemach zurückgekehrt war. Es war lange her, seitdem sie in einem richtigen Bett gelegen hatte, und zum ersten Mal seit vielen Nächten hatte sie gut geschlafen.
Auf dem Stuhl lag ein blauer Stoff. Isabel trat näher und sah, dass es ein neues Kleid war. Es besaß die Farbe des mitternächtlichen Himmels. Sie befühlte es. Das weiche, fein gewebte Leinen war etwas ganz anderes als die raue braune Wolle, die sie trug. Mit den langen, voluminösen Ärmeln und einem wadenlangen Rock ähnelte das léine ihren früheren Gewändern. Ein smaragdgrünes Oberkleid lag daneben.
Voller Dankbarkeit musste sie lächeln. Auch wenn sie jeden Augenblick das Eintreffen ihrer Mitgift und ihrer Kleider erwartete, musste sie sich jetzt doch nicht länger wie eine Sklavin kleiden.
Sie drehte sich zu der Katze um und fragte: „Was meinst du? Soll ich das alte Kleid verbrennen?“
Die Katze schlug mit dem Schwanz und maunzte, bevor sie sich auf dem Kissen zu einem Schläfchen zusammenrollte.
„Du hast recht. Ich sollte lieber warten, bis ich weiß, ob das neue Kleid auch wirklich für mich ist.“ Doch der Wunsch, endlich das raue braune léine loszuwerden, war stärker als jeder Zweifel. Sie streifte das Gewand und dann das zerlumpte Hemd ab. Nackt zog sie das mitternachtsblaue Kleid über den Kopf. Das Leinen schmiegte sich an ihre Haut. Mit geschlossenen Augen genoss Isabel diesen Luxus. Ohne Gürtel musste sie bei dem Oberkleid allerdings ein wenig improvisieren.
Noch bevor sie damit fertig war, klopfte es an der Tür. Sie rief: „Herein.“
Ihr
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