Irische Hochzeit
Kunstwerk zu schaffen.
„Hast du das gemacht?“, fragte sie und deutete auf den Stuhl und den Tisch.
„Mein Großvater war es.“ In seiner Stimme schwang leichter Stolz mit.
Isabel setzte sich auf den Stuhl. Um Patrick nicht ansehen zu müssen, betrachtete sie die Schnitzereien. Sie wusste nicht, warum er sie in sein Privatgemach gebracht hatte, doch sein starres Gesicht und die mühsam beherrschte Anspannung seines Körpers erweckten ein unbehagliches Gefühl in ihr. Es war, als wollte er sie ausschimpfen, weil sie sich eingemischt hatte, wusste aber nicht wie.
Eine große grau-weiße Katze schlief in der Ecke. Isabel musste lächeln. „Wenigstens muss ich mir heute Nacht keine Sorgen wegen der Ratten machen.“
Patrick erwiderte ihr Lächeln nicht. „Du musst dir über vieles Sorgen machen, a stór.“ Er stand neben ihr, hoch aufgerichtet und einschüchternd.
Doch Isabel straffte die Schultern und ließ ihn merken, dass sie keine Angst hatte. Sie hatte sich entschlossen, ihnen zu helfen, und deswegen hatte keiner mit dem Leben bezahlt. Es tat gut, ihre Geschicklichkeit anbieten zu können, auch wenn sie unerwünscht war.
„Na los. Ich weiß, dass du zornig bist. Sag mir, dass ich kein Recht hatte einzugreifen und dass ich nicht hierhergehöre.“
„Du scheinst meine Befehle für überflüssig zu halten.“ In den beiläufig gesprochenen Worten klang ein eiserner Unterton mit.
Isabel stand vom Stuhl auf. „Ich bin kein Kind, Patrick. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Und meiner Ansicht nach brauchtest du meine Hilfe.“
Er ließ sich nicht erweichen. Stattdessen trat er auf sie zu. Seine schwarzen Haare umrahmten ein grimmiges, resigniertes Gesicht. Die goldenen Reifen an seinen Oberarmen schimmerten im Licht des Feuers. „Du hättest verwundet werden können. Ich erlaube so etwas nicht.“
Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Du bist ja nur wütend, weil eine Frau deine Männer rettete.“ Sie wusste sehr gut, dass sie nicht glauben brauchte, er würde sich Sorgen um sie machen.
„Was, wenn du ihn verfehlt hättest?“
„Ich verfehle nie mein Ziel.“
„Das war viel zu gefährlich. Und da dir der Gehorsam so schwerfällt, wirst du einen Nacht und einen Tag lang in diesem Raum bleiben. Du wirst hier eingeschlossen bleiben, bis ich den Befehl gebe, dich freizulassen.“
Isabel gefiel dieser Gedanke ganz und gar nicht. Sie versuchte, Zeit zu gewinnen. „Du bist verletzt. Lass mich deinen Schnitt behandeln.“
„Es ist nichts. Und ich muss jetzt mit meinen Männern sprechen.
„Hast du Angst, ich könnte dir wehtun?“ Sie täuschte einen mütterlichen Tonfall vor, nahm ihn bei der Hand und führte ihn zum Bett. „Setz dich. Ich verspreche auch, ganz sanft vorzugehen.“
Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu, als glaubte er nicht, dass sie dazu fähig sein könnte. Mit einem kleinen Schubs zwang sie ihn, sich hinzusetzen. Selbst im Sitzen war er fast so groß wie sie. „Was tust du, Isabel?“
„Zeit gewinnen“, war die ehrliche Antwort. „Wenn ich mit dem Verbinden deiner Wunde fertig bin, kannst du weiterhin herumbefehlen.“
Es zuckte um seinen Mund, aber er streckte den verletzten Arm aus. Isabel entfernte die Lederarmbänder und sah, dass die Schwertklinge nur einen leichten Schnitt hinterlassen hatte. Patricks Arm musste nicht genäht werden.
„Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.“ Sie ließ seine Hand sinken und wollte Wasser holen, aber er zog sie näher, bis sie zwischen seinen Schenkeln stand. Seine kräftigen Muskeln drückten gegen ihre Beine. Die Berührung mit seinem Körper schien ihre Kleider hinwegzuschmelzen und ihr die Haut zu verbrennen.
„Wann hast du Irisch gelernt?“, fragte er. Der tiefe Klang seiner Stimme hüllte sie wie Honig ein.
„Annle lehrt es mich. Ich weiß aber noch nicht viel.“
Er starrte sie an. Das Licht fing sich in seinen Augen, bis sie silbrig schimmerten. Die rauen Bartstoppeln, sein voller Mund schienen Isabel zu locken.
Er war einer der mächtigsten Männer Erins. Ein gut aussehender König, dessen Küsse Isabels Vorstellungen von einem Gemahl in sich zusammenstürzen ließen. Seine raue Männlichkeit brachte sie mehr und mehr dazu, sich nach seinen verbotenen Liebkosungen zu sehnen.
Sie zwang sich, einen Schritt zurückzutreten. „Ich hole Wasser und Leinen.“ Ihre Stimme klang unsicher und enthüllte ihm, wie unwohl sie sich fühlte.
Warum sah er sie an, als wollte er das Bett mit ihr teilen? Diese
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