Irische Hochzeit
Gatte trat ein. Heute trug er einfachere Kleidung, doch diese minderte nicht seine kraftvolle Ausstrahlung. Das schwarze Haar hatte er mit einem Lederband zusammengebunden, was seine markanten Gesichtszüge unterstrich. Isabel betrachtete seinen Mund und dachte daran, wie er sie geküsst hatte.
Doch er sah sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Hatte sie vielleicht das Kleid falsch herum angezogen? Sie zupfte an dem Oberkleid und fragte sich, wie man es wohl zu tragen hatte.
„Das léine steht dir gut“, sagte Patrick. Er schloss die Tür und schob den Riegel vor.
„Ich danke dir dafür.“ Isabel wagte ein Lächeln, doch er erwiderte es nicht. Nach dem gestrigen Abend wusste sie nicht, was sie noch sagen sollte. Er hatte sie wie ein Ehemann behandelt und sie dann voll Verlangen zurückgelassen. Aber jetzt tat er so, als wäre nichts geschehen.
„Wieso hast du mich gestern Abend in dieses Gemach gebracht?“, fragte sie.
Er durchquerte den Raum und blieb vor ihr stehen. „Ich wollte nicht, dass du noch mehr Ärger machst. Und, wie ich schon sagte, ich will dich auch morgen noch hierlassen. Du wirst diesen Raum nicht verlassen.“
Sie starrte ihn wütend an. „Warum legst du mich nicht gleich in Ketten?“
„Gar kein so schlechter Gedanke.“
Seine raue Stimme ließ Isabel erstarren. Sie stellte sich vor, ihre Arme wären gefesselt, während sein Mund über ihr nacktes Fleisch strich.
Sie zitterte bei dem Gedanken. „Ich habe es nicht ernst gemeint.“
Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben. „Aber ich.“ Er ergriff rasch ihre Hände und hielt sie links und rechts von ihr fest. Isabels Haut erwärmte sich unter seiner Berührung, und sie schloss die Augen, um ihn nicht ansehen zu müssen.
„Rühr mich nicht an. Nicht, wenn du diese Ehe beenden willst.“
Als Antwort legte er ihr die Hand an die Wange und strich ihr dann durchs Haar. Es war eine langsame Folter, eine, die ihr den Willen nahm. Sie wollte ihm in die Arme sinken, seinen Mund auf dem ihren spüren. Ungeduldig kämpfte sie um ihre Beherrschung, versuchte, das wilde Verlangen in ihrem Innern zu ignorieren.
„Was wirst du mit mir tun?“, gelang es ihr zu fragen.
„Das habe ich noch nicht entschieden.“
Sie umklammerte den Stoff des Kleides und kämpfte ihren Zorn nieder. Hatte er wirklich vor, sie hier für den Rest des Tages festzuhalten? Wenn sie gezwungen war, in diesen Mauern tatenlos ihre Zeit zu verbringen, würde sie verrückt werden.
„Lass mich gehen“, flehte sie. „Wenn es sein muss, bring mich zurück nach Ennisleigh, aber zwinge mich nicht hierzubleiben.“
„Ich habe ja gewollt, dass du auf Ennisleigh bleibst. Es war zu deiner Sicherheit, aber du hast nicht gehorcht.“
„Ich gehorche nur den Befehlen nicht, mit denen ich nicht einverstanden bin.“
Er murmelte einen Fluch. „Es geht hier nicht darum, die Wahl zu haben, Isabel. Es geht darum, dich in Sicherheit zu wissen.“
„Du kannst nicht für die Sicherheit eines Menschen sorgen, indem du den Betreffenden einfach einsperrst“, sagte sie leise.
Sie konnte diesen König, den sie geheiratet hatte, einfach nicht verstehen. Eine Mauer aus Verantwortung und Pflichtgefühl verbarg den Menschen. Nur dann und wann erhaschte sie einen Blick auf ihn. Er war ein Mann, der sich seiner Familie und seinem Stamm verschrieben hatte. Ein von einer dunklen Leidenschaft besessener Mann, die er kaum vor ihr zu verbergen vermochte.
„Es ist meine Pflicht, dich zu beschützen. Dein Vater würde uns alle erschlagen, würde dir etwas zustoßen.“
„Möglich. Doch nur, weil das ein Grund für einen Krieg wäre. Nicht, weil ihm etwas an mir liegt.“ Ein- oder zweimal war sie vom Schloss ihres Vaters davongelaufen. Die Ritter hatten sie zurückgebracht, Edwin de Godred hingegen hatte nicht einmal bemerkt, dass sie verschwunden gewesen war.
Patrick antwortete nicht. Sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühl, er schien ganz und gar der beherrschte Kämpfer. Isabel überlief es kalt bei seinem Schweigen. „Der Krieg zwischen dir und meinem Vater ist noch nicht vorbei, oder?“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Unsere Heirat hat ihn nur hinausgezögert. Aber unser Volk hat sich nicht ergeben. Wir werden unsere Freiheit nicht aufgeben.“
„Tu das nicht“, flehte sie. „Deine Männer werden sterben, und zur Sühne wird mein Vater dein Leben fordern.“
„Mein Leben gehört bereits meinem Stamm.“
Isabel packte der Zorn, weil er daran dachte, sich zu
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