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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Königin hielt ihre beiden Hände lange in den ihren. Mit ernster Miene fügte sie hinzu: „Ihr habt nicht genügend Soldaten für diesen Kampf.“
    „Ich weiß“, gestand Honora. „Aber die Männer von Ceredys werden uns unterstützen.“ Vor allem jene, die es nach Vergeltung dürstet für das, was ihren Frauen und Töchtern angetan worden war, dachte sie finster.
    „Ich bete für Euch“, versprach Isabel, „und wünsche Euch eine sichere Reise.“
    „Wirst du auch mich in deine Gebete einschließen, Isabel?“, ertönte eine tiefe Männerstimme hinter ihnen.
    Honora drehte sich um und sah zu ihrer Verblüffung Ewan in voller Rüstung. Sein dunkelblondes Haar kringelte sich unter dem offenen Visier seines Helms, an der Seite hatte er sein Schwert gegürtet.
    Gütiger Himmel! Ewan hatte sein Versprechen also ernst gemeint, mit ihr in den Kampf zu ziehen. Das wollte sie nicht, sie wollte ihn nicht als Befehlshaber sehen. Sie hatte ihn gewarnt und ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass dies ihre Schlacht war.
    In der Rüstung eines normannischen Kriegers wirkte er Furcht einflößend. Honoras Mund wurde trocken bei seinem Anblick. Er wirkte machtbewusst und gebieterisch, Ewan strahlte das Selbstvertrauen eines Siegers aus.
    „Ich schließe dich stets in meine Gebete ein, Ewan.“ Die Königin stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf beide Wangen. Danach verabschiedete er sich von seinen anderen Brüdern und deren Gemahlinnen, die den kleinen Trupp bis zur Küste begleitet hatten.
    Bevor Honora widersprechen konnte, erteilte Ewan seinen Landsleuten Anweisungen. Die Männer nickten und begaben sich zu dem wartenden Schiff, größer als das Boot, mit dem sie nach Éireann übergesetzt waren. Sogar die Pferde würden Platz darin finden. Honora hatte sich mit ihren letzten Silbermünzen eine Stute gekauft.
    Bres half beim Verladen der Pferde und führte sie durch das seichte Wasser zu einer Holzrampe, die an der Bootswand befestigt war. Ewan folgte dem Tross.
    Honora rannte hinter ihm her, bis sie ihn eingeholt hatte. „Was hast du eigentlich vor?“, fragte sie aufbrausend.
    „Die Antwort kennst du bereits“, erwiderte er unbeirrt. „Du bekommst einen weiteren Krieger zur Unterstützung.“ Er nahm den Helm ab, kletterte ins Boot und wollte ihr beim Einsteigen helfen.
    „Und noch einen“, ertönte eine fremde Männerstimme in ihrer Sprache. Honora drehte sich über die Schulter und erschrak beim Anblick eines Hünen mit kahl geschorenem Kopf und glatt geschabten, hageren Wangen.
    Ewan stand wie angewurzelt da. „Trahern“, rief er verblüfft. „Guter Gott, wann bist du angekommen? Was ist geschehen?“
    Honora sah sich gezwungen, den Kopf in den Nacken zu legen, um dem Riesen ins Gesicht sehen zu können.
    „Gestern Nacht. Von Patrick erfuhr ich, dass Ihr Krieger braucht.“ Sein stahlgrauer Blick bohrte sich in ihre Augen, dem sie aber unverwandt begegnete. Sie wollte sich nicht einschüchtern lassen.
    Bei genauerer Musterung des Hünen fasste sie Zutrauen. Dieser Haudegen schreckte vor nichts zurück, fürchtete weder Tod noch Teufel.
    „Das ist mein Bruder Trahern“, stellte Ewan ihn vor und drückte ihm die Hand zur Begrüßung.
    Honora nickte. „Ich habe aber kein Silber mehr, um einen weiteren Krieger zu bezahlen.“
    „Ich verlange keinen Lohn für meine Dienste, ebenso wenig wie Ewan.“ Er erteilte den Männern mit donnernder Stimme den Befehl, die Rampe zu entfernen. „Ich kämpfe aus freien Stücken.“
    Der Riese setzte sich und richtete den Blick aufs Meer hinaus, nicht zur Küste, wo seine Familie und seine Clanmitglieder standen.
    Ewan winkte den Zurückgebliebenen zum Abschied zu, als das Schiff Kurs auf England nahm. Trahern warf keinen einzigen Blick zurück. Erst als Éireann in dunstiger Ferne lag, wandte er sich den Mitreisenden zu.
    „Hast du sie gefunden?“, fragte Ewan nach einer Weile. „Die Frau, die du gesucht hast?“
    Ein verbitterter Zug flog über Traherns verschlossenes Gesicht. „Sie lebt nicht mehr“, antwortete er dumpf.
    Honora fragte sich, ob er die Frau geliebt hatte, aber Ewans Bruder gab keine nähere Auskunft. Offensichtlich wollte er nicht darüber sprechen.
    Sie suchte Ewans Augen – und verstand seine stumme Botschaft. Er war gekommen, um sie zu beschützen, ob ihr das passte oder nicht. Sie war wütend, da sie immer noch befürchtete, er habe kein Vertrauen in ihre Fähigkeiten.
    Aber das war nur einer seiner Beweggründe.
    Ihr wurde

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