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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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die Szene aus dem Hintergrund. Seine Gedanken kreisten um Honora und die seltsame Macht, die sie auf ihn ausübte. Er hatte versucht, sich von ihr fernzuhalten, aber ebenso vergeblich hätte er versuchen können, auf Essen und Trinken zu verzichten. Er sehnte sich danach, sie in den Armen zu halten, ihre glatte Haut zu streicheln, ihren frischen Apfelduft einzuatmen, wenn er sie küsste.
    Als er zusehen musste, wie Ó Phelan sein Schwert gegen sie schwang, hätte er sich am liebsten dazwischengeworfen und sie vom Turnierplatz geschleppt. Der Kerl hätte sie töten können.
    Dann hatte sie ihm den Beutel Silbermünzen vor die Füße geworfen und seinen Zorn noch mehr entfacht. Ihr Sieg hatte ihn wütend gemacht, nicht nur wegen der unnötigen Gefahr, in die sie sich begeben hatte, sondern auch, weil sie ihm seinen Wunsch nach Reichtum und Ansehen voller Verachtung ins Gesicht geschleudert hatte.
    Er hatte Patrick gebeten, das Silber für Honora aufzubewahren, um damit Söldner bezahlen zu können. Es war eine völlig absurde Vorstellung, John of Ceredys entmachten zu wollen, aber sie war felsenfest dazu entschlossen. Sie würde ihm erst gehören, wenn sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Und Ewan würde alles daran setzen, damit dies geschah, um ihrer Seele Frieden zu geben.
    Er spürte ihre Nähe, ein Hauch ihres blumigen Duftes umwehte ihn. „Du bist wütend auf mich.“ Er hörte ihre Stimme.
    „Ich war wütend auf dich.“
    Honora trat vor ihn hin. Sie trug über dem weißen Léine ein smaragdgrünes Gewand, das ihre schlanke Figur betonte. Ein langer roter Schal gegen die nächtliche Kühle lag um ihren Schultern. Um die Mitte hatte sie das Schwert gegürtet, das er einst Genevieve geschenkt hatte. Verlegen legte sie die Hand an den ziselierten Griff.
    „Genevieve bot es mir an. Sie sagte, du hast es ihr vor vielen Jahren geschenkt. Soll ich es ihr zurückgeben?“
    „Nein.“ Das Schwert erinnerte ihn an seine Jugend, als er Genevieve Fechtunterricht erteilt hatte. „Behalte es. Dein Dolch kann dir nichts mehr nützen.“
    „Danke.“ Sie stand schüchtern vor ihm, schien nach Worten zu suchen. Ihr kurz geschnittenes Haar war nachgewachsen und reichte ihr nun bis zu den Schultern. Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu nehmen und zu küssen. Aber es ging eine kühle Distanz von ihr aus, gleichsam eine stumme Warnung.
    „Begleitest du mich ein Stück?“, fragte er und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich möchte dir etwas zeigen.“ Er wies zu einem Hügel hinüber, wo eines der Feuer loderte.
    Sie sah ihn argwöhnisch an, bevor sie zögernd nickte. „Einverstanden.“
    Er führte sie durch hohes Gras den kleinen Berg hinauf. Die Nacht war lau, ihre Hand lag vertrauensvoll in seiner, aber ihre Befangenheit wollte nicht weichen. Ewan spürte, dass Honora ihm etwas verschwieg.
    Der Anstieg wurde steiler, das Klettern mühsamer, beide hielten sich an Grasbüscheln fest, um den Halt nicht zu verlieren. Schließlich erreichten sie einen Aussichtspunkt an einer vorspringenden Felsnase, von dem man weit ins Land bis zum Meer am Horizont blicken konnte. Auf dem Gipfel loderte das Feuer. Seit er denken konnte, wurde an dieser Stelle jedes Jahr ein Feuer entzündet, geschützt von Steinen und einem Erdwall.
    Er setzte sich auf den Felsvorsprung, Honora ließ sich neben ihm nieder. Eine Weile war nur das Knistern des Feuers und das entfernte Rauschen der Brandung zu hören. Vom Festplatz im Tal drangen fröhliche Stimmen, Lachen und Musik herauf.
    Sie pflückte ein Büschel mit Gräsern und Kräutern und ordnete sie zu einem Strauß an. „Stimmt es, was Connor sagt? Wenn ich Kräuter ins Feuer werfe, darf ich mir etwas wünschen?“
    „Ja, das stimmt.“
    Sie schwieg und dachte an ihren Herzenswunsch. Dann warf sie das Gebinde in die Glut, das zischend verglühte und in Rauch aufging.
    „Was hast du dir gewünscht?“, fragte er.
    Ein versonnenes Lächeln huschte über ihre Gesichtszüge. „Den Sieg.“ Sie legte sich in einiger Entfernung vom Feuer neben ihn ins Gras, verschränkte ihre Finger mit den seinen, und gemeinsam blickten sie in den sternenübersäten Nachthimmel.
    „Es ist wunderschön“, flüsterte sie andächtig. „Die Nacht erinnert mich an jene, die wir im Freien verbrachten, als wir noch Kinder waren.“
    „Der Earl ließ mir damals den Hosenboden versohlen, weil ich mich in der Dunkelheit aus der Burg geschlichen habe.“ Ewan stützte das Kinn in die Hand und beobachtete sie. „Für dich

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