Irische Küsse
verstärkte er die Angriffe gegen ihre Klinge und versuchte damit, seinen Unmut zu bezwingen. Aber Honora parierte seine Attacken Schlag um Schlag.
Ihre Kraft war erstaunlich. Ihre grünen Augen funkelten kämpferisch, obgleich ihr der Schweiß auf der Stirn stand.
„Vor Jahren war ich dankbar für die Übungen mit dir.“ Mit einem Ausfallschritt griff sie an, Ewan wich ihrem Hieb seitlich aus. „Niemand sonst war bereit, mir das Fechten beizubringen.“
„Du warst ebenso gut wie die anderen.“ Wieder war er darauf aus, ihr das Schwert aus der Hand zu schlagen, aber sie hielt das Heft mit eisernem Griff.
„Manchmal war ich sogar besser als du“, neckte sie ihn.
Er griff erneut an, diesmal mit voller Wucht. Ihr entfuhr ein unterdrückter Laut, als er ihre Klinge traf. Sie verlor den Halt, und im nächsten Moment flog ihr Schwert ins Gras. „Diesmal nicht.“
Sie wollte sich nach der Waffe bücken, aber Ewan hinderte sie daran. „Lass es gut sein. Wir machen eine Pause.“ Gemeinsam gingen sie zum Ufer des Flusses. Honora beugte sich vor, schöpfte eine Handvoll Wasser und trank. Wassertropfen perlten ihr über Kinn und Hals und verschwanden in ihrem Ausschnitt.
Ewan konnte den Blick nicht von ihr wenden. Mit jedem ihrer Atemzüge drängte sich ihr Busen gegen den Stoff. Er wollte die Wassertropfen von ihrer Haut aufsaugen, ihre Brüste aus dem Mieder befreien. Er stellte sich vor, wie er kaltes Wasser über ihre Knospen laufen ließ, bis sie sich ihm begehrlich entgegenreckten. Mit Mund und Zunge wollte er an ihnen spielen, bis sie vor Lust stöhnte.
Sie lockte ihn in einer Weise wie keine Frau vor ihr. Alles an ihr, nicht nur ihr feuriges Temperament, auch ihre weichen Gesichtszüge, ihre anmutigen Bewegungen, ihre Wortgewandtheit und Streitlust, erregte ihn.
Schluss damit. Dies war der sichere Weg ins Verderben, in den Wahnsinn. Je früher er Katherine heiratete, desto schneller würde er von Honora loskommen.
„Wollen wir noch eine Runde kämpfen?“, fragte sie.
Er wandte sich ab, um sein Verlangen zu verbergen. „Es ist spät. Wir sollten zurückreiten.“
„Reite ruhig zurück. Ich will noch eine Weile üben.“ Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
„Nein, nicht hier. Du reitest zurück zur Burg deines Vaters. Die Gegend ist zu unsicher für eine Frau ohne Eskorte.“ Er würde sie nicht hier allein zurücklassen, mochte sie noch so sehr dagegen protestieren.
„Ich brauche deinen Schutz nicht. Ich kann mich selbst verteidigen.“
Er warf einen Blick auf ihr verletztes Handgelenk. „Wie man sieht.“
„Hör auf, dich über mich lustig zu machen.“
„Du kannst John of Ceredys nicht besiegen, das musst du endlich einsehen.“
Völlig unerwartet stürzte Honora sich auf ihn, riss sein Schwert aus der Scheide und starrte ihn mit entschlossener Miene an. „Ich kann und ich werde ihn besiegen.“
Im nächsten Moment wurde ihr Gesicht weiß vor Pein, die Waffe fiel ihr aus den Fingern. „Die falsche Hand“, stöhnte sie.
Ewan führte sie zu einem flachen Stein und zwang sie sanft, sich zu setzen. „Atme tief in deinen Schmerz hinein, dann vergeht er schneller.“ Er tauchte ihren Schleier ins kalte Wasser, wrang ihn aus und schlang ihn um das verletzte Handgelenk.
„Ich muss nach Ceredys zurück, Ewan“, beharrte Honora. „Ich kann John nicht gewinnen lassen.“
Die Qualen in ihren Augen rührten nicht nur von ihrem Handgelenk her. Sie würde ihren Plan niemals aufgeben, ihre Untertanen gegen den Unhold zu verteidigen.
„Der Kerl kämpft nicht fair“, warnte Ewan. „Du aber bist daran gewöhnt, nach den Regeln vorzugehen.“
„Ich kann lernen, anders zu kämpfen“, beharrte sie eigensinnig. „Zeig es mir.“
„Du bist verletzt.“
„Bitte, Ewan.“ Sie hielt den Leinenverband fest und kam auf die Knie. In ihren Augen las er eiserne Entschlossenheit. „Du bist der einzige Mann, der mir helfen kann.“
Sie begriff immer noch nicht, wozu ein Mann wie John fähig war. Sie setzte ihr Leben aufs Spiel, wenn sie sich mit ihm anlegte.
„Es ist zu gefährlich.“
Sie rutschte näher an ihn heran und legte ihm die Hände an die Schultern. „Ich werde niemals vergessen, was er den Frauen in unserem Dorf angetan hat. Und ob es dir passt oder nicht, ich werde wieder gegen ihn antreten.“
Die Entschlossenheit und Furchtlosigkeit in ihren Augen machten ihm endgültig klar, dass sie nicht zögern würde, ihr Leben in diesem Kampf zu lassen.
Und er hatte
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