Irische Küsse
nicht die Absicht, sein Gewissen mit ihrem Tod zu belasten.
Er bückte sich nach seiner Waffe. „Du hattest gegen John verloren, als dir das Schwert aus der Hand geglitten war.“
„Beim nächsten Mal wird das nicht passieren.“
Dieses nächstes Mal wollte Ewan verhindern. Aber Honora würde niemals eine Schwäche eingestehen. Es konnte also nicht schaden, wenn er ihr ein paar Kniffe zeigte, um sich wenigstens zu schützen, wenn ihr keine Waffe mehr zur Verfügung stand.
Er drückte ihre linke Hand nach unten. „Du musst lernen, dich zur Wehr zu setzen, wenn dir die Klinge weggeschlagen wird.“ Er ließ sie los und murmelte: „Blockiere meine Waffe, gib mir keine Chance, dich zu überwältigen.“
Blitzschnell umfing sie sein Handgelenk, drückte es nach unten und wartete auf seine nächste Anweisung. „Und nun?“
Sie stand dicht neben ihm, breitbeinig und kampfbereit, ihr rechter Schenkel berührte ihn, was ihn beinahe aus der Fassung brachte. Der Saum ihres Kleides war hochgeschoben und entblößte ihre Wade.
„Jetzt ziehst du mir mit dem ausgestellten Bein die Füße weg“, wies er sie an. „Wie vor ein paar Tagen in der Waffenkammer.“
„Das gelang mir nur, weil dein Schwert gegen die Wand prallte.“
„Tu es.“
Vielleicht würde er durch einen Sturz wieder zu Verstand kommen. Vielleicht würde er dann an die Frau denken, die er heiraten wollte und nicht an die, die er begehrte.
Honora trat zu, traf aber nur seine Wade. Der Stoß brachte ihn nicht aus dem Gleichgewicht, schlimmstenfalls würde er einen blauen Fleck davontragen.
„Ist das alles, wozu du imstande bist?“, scherzte er.
Sie trat erneut zu, ohne jegliche Wirkung. „Ich bin nicht stark genug.“
Er packte sie an beiden Ellbogen und zwang sie, ihr Gewicht auf eine Seite zu verlagern. „Mach es mit deinem Gegner genauso. Damit bringst du ihn zu Fall.“
Während sie seine Anweisungen befolgte, schlug er ihr leicht von hinten gegen das andere Bein. Bevor sie im Gras landete, fing er sie auf. Statt sie wieder auf die Füße zu stellen, hielt er sie fest.
„Was tust du, Ewan?“, flüsterte sie ängstlich.
Er gab keine Antwort. Seine Augen suchten die ihren, und er entdeckte darin eine ähnliche Verwirrung wie er sie empfand. Er berührte ihr Haar und legte seine Hand an ihren Nacken. „Ich weiß nicht.“
Dabei wusste er genau, was er tat. Er nutzte die Chance, sie in den Armen zu halten, obgleich es verboten war. Sanft stützte er ihren Rücken und stellte sie auf die Füße.
Honora lächelte reumütig, als er sein Schwert in die Scheide steckte. Verlegen nestelte sie an dem Leinenverband an ihrem Handgelenk und murmelte schließlich: „Danke für diese Lektion.“
„Das war gar nicht schlecht, a chara , mit deiner Verletzung.“
Bei dem Kosewort wurde sie sehr ernst. „Bin ich immer noch deine Freundin? Nach all den Problemen mit meiner Schwester?“
Ewan nickte zwar, war sich aber keineswegs sicher, ob das tatsächlich zutraf. Und so wie sie ihn jetzt ansah, spürte er, dass auch sie nicht nur freundschaftliche Gefühle für ihn hegte.
Sie verschränkte die Arme und nagte an ihrer Unterlippe.
„Bleib hier“, sagte er unvermutet. „Ich brauche eine Erfrischung.“ Er musste ins kalte Wasser springen, um das hitzige Verlangen zu kühlen, dem er nicht nachgeben durfte. Bei Gott, er durfte sie nicht anfassen, und wenn er sich noch so sehr nach ihr verzehrte.
Ewan streifte die Tunika über den Kopf und löste den Schwertgurt um seine Hüften. Honora setzte sich ans Ufer und sah ihm dabei zu.
„Du solltest dich beeilen, sonst trocknen deine Kleider nicht schnell genug“, warnte sie. „Oder willst du meiner Schwester mit nassen Hosen unter die Augen treten?“
Ihre grünen Augen funkelten belustigt.
Ewan scheute nicht vor ihrer Herausforderung zurück. „Mach dir deshalb nur keine Sorgen, Honora. Meine Kleider werden nicht nass.“
Bevor sie protestieren konnte, streifte er die Hosen ab und watete splitternackt ins Wasser.
11. KAPITEL
Statt sich verschämt abzuwenden, blickte Honora ihm voller Bewunderung nach. Bei allen Heiligen, was für ein prachtvoller Körper! Ein Kraftpaket aus Muskeln und Sehnen. Diese Nacktheit hatte sich an sie gepresst und ihre Sinne befeuert. Auch wenn es verboten war, sehnte sie sich danach, ihn wieder zu berühren, ihre Hände über seine Muskelwölbungen gleiten zu lassen.
Ewan schwamm mit kraftvollen Zügen bis ans andere Ufer und wieder zurück, stemmte sich gegen
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