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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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jener Nacht angegriffen.“
    „Ja. Aber ich wusste nicht, was Marie mit ihrem Rubin gemacht hatte. Hätte mein Vater die Waffe nicht zerbrochen, hätte ich ihn wohl nie gefunden.“ Honora rieb sich die Augen und seufzte tief. „Der Stein ist jetzt in Johns Besitz, aber ich weiß nicht, ob er mich nun in Frieden lässt.“
    „Daran zweifle ich, da er offenbar davon überzeugt ist, dass es den Schatz wirklich gibt.“ Ewan untersuchte den Griff und fuhr mit dem Daumen über die ausgehöhlte Stelle. „Glaubst du an dessen Existenz?“
    „John denkt, ich kenne das Versteck.“
    Er hob den Griff ans Licht, beäugte ihn genau und steckte den kleinen Finger in die Höhlung. Nach einer Weile zog er ein zusammengerolltes Stück Pergament hervor, nicht größer als sein Daumen. „Honora, hast du das gesehen?“
    Sie betrachtete das Röllchen neugierig. „Was ist das?“
    Ewan entfaltete es. Der untere Rand war mit seltsamen schwarzen Schriftzeichen versehen, darüber ein spiralenförmiges Emblem und die Zeichnung eines Vogels.
    „Was ist das?“, fragte sie ein zweites Mal.
    „Auf der Schatulle in der Kapelle habe ich ähnliche Zeichen entdeckt. Aber einen solchen Vogel habe ich noch nie gesehen.“ Ewan untersuchte die merkwürdige Zeichnung genauer. „Das ist nicht nur ein Vogel, Honora. Das sind sechs Vogelköpfe.“
    Das Spiralenornament und die Vogelköpfe sagten ihr nichts, genauso wenig wie die schwarzen Schriftzeichen.
    „Sollen wir danach suchen?“, überlegte sie. „Vielleicht finden wir heraus, was die Symbole bedeuten.“
    „Ja, vielleicht.“ Ewan umfing ihre Taille und hauchte zarte Küsse an ihren Hals. „Aber zuerst wollen wir unseren Fisch essen.“
    Er fütterte sie mit mundgerechten Bissen. Die saftige Forelle schmeckte köstlich, und sie leckte genüsslich den Saft von seinen Fingern, wobei seine Augen sich noch mehr verdunkelten. Was wiederum dazu führte, dass ihr Herzschlag sich beschleunigte.
    Vom Fisch waren nur noch die Gräten übrig, als Ewan sich plötzlich straffte und wachsam in die Ferne spähte. Honora legte schützend die Hand an die Augen und entdeckte beinahe gleichzeitig die drohende Gefahr.
    In weiter Ferne flatterte ein silbriges Band in der Morgensonne, Rüstungen blitzten auf. Ob es sich um Johns Soldaten oder um die ihres Vaters handelte, spielte keine Rolle. Von beiden drohte ihnen tödliche Gefahr.
    „Wie viele?“, fragte sie und griff in alter Gewohnheit nach dem Dolch an ihrem Gürtel, bis sie merkte, dass sie keinen mehr besaß.
    „Etwa ein Dutzend.“
    „Willst du gegen sie kämpfen?“ Wenn Ewan eine zweite Waffe für sie hätte und sie die Soldaten in einen Hinterhalt lockten, könnten sie es schaffen.
    „Wir sind nur zu zweit, Honora. Das Risiko, dass wir beide getötet werden, ist zu groß.“ Er rollte das Schaffell ein und befestigte es zusammen mit dem Proviantbeutel am Sattel ihrer Stute. „Wir müssen los.“
    Sie erstickte die Glut des Feuers mit ein paar Händen voll Erde und ließ sich von Ewan in den Sattel heben. Er schwang sich hinter ihr aufs Pferd und lenkte es anschließend in westliche Richtung. Mit der Sonne und dem feindlichen Soldatentrupp im Rücken ritten sie im gemäßigten Tempo dahin. Die Stute hatte Mühe, Ewans zusätzliches Gewicht zu tragen, schaffte aber bald einen schwerfälligen Galopp.
    „Zum Glück haben wir das Pferd“, murmelte er, wobei sein Mund fast ihr Ohr berührte. „Aber es dauert noch eine Zeit lang, bis wir die Küste erreichen. Es gibt dort Felsenhöhlen, in denen wir uns verstecken können. Hoffentlich finden wir die.“
    Sie spürte Ewans Anspannung. „Was ist, wenn sie uns einholen?“, fragte sie.
    „Wir treffen Entscheidungen, wenn sie notwendig werden. Vorläufig reiten wir so schnell wir können.“
    Sie hielt krampfhaft die Zügel fest, ihr Herz klopfte angstvoll im Rhythmus der Pferdehufe. Der Vormittag zog sich in den Nachmittag hinein, die Soldaten waren noch immer hinter ihnen, der Abstand schien sich jedoch allmählich zu verkürzen. Die Stute ermattete, und Ewan hielt an, um sie trinken zu lassen. Er schwang sich vom Pferd, danach half er Honora, von dem Tier abzusteigen.
    „Das Pferd braucht Rast“, gab sie zu bedenken. „Wenn wir es überanstrengen, nützt es uns nichts mehr.“
    „Die Soldaten holen auf, Honora.“
    „Ich weiß.“ Ihr Mut begann zu sinken. Als er sie wieder in den Sattel hob, protestierte sie. „Es ist zu früh. Die Stute benötigt noch eine Weile, um wieder zu

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