Irische Küsse
Schulter und schöpfte Trost in seiner Nähe.
„Aber was ist mit dir?“, fragte sie. „Wirst du erneut Ausschau nach einer wohlhabenden Braut halten?“ Ihr Tonfall war sachlich, obgleich Ewan spürte, wie sie sich in seinen Armen anspannte, als habe sie Angst vor seiner Antwort.
Bislang war er noch nicht bereit gewesen, sich dieser Frage zu stellen. Nach allem, was geschehen war, erschien es ihm unehrenhaft, eine Frau wegen ihres Landbesitzes zu heiraten – wenngleich dies auch Grund für die meisten Eheschließungen war.
„Ich weiß es nicht. Diese Entscheidung treffe ich, wenn ich in der Heimat bin.“ Zu viel hatte sich verändert. Seine bisherigen Pläne erschienen ihm mittlerweile wirklichkeitsfremd, die Träume eines Narren. Aber noch war er nicht bereit, seine Ziele vollkommen aufzugeben.
„Jede Frau kann sich glücklich schätzen, dich zu heiraten“, sagte Honora leise. Sie sah ihn wieder direkt an, und er bemerkte, wie sich ihre Wangen gerötet hatten, als habe sie zu viel preisgegeben.
„Ich will jetzt nicht an die Zukunft denken“, gestand er. „Ich möchte einfach nur mit dir zusammen sein.“
„Als Freunde“, flüsterte sie und legte ihm die Hand an die Schulter.
„Nein, Honora.“ Ewan kniete vor ihr nieder und ließ die Finger durch ihr Haar gleiten. „Nicht als Freunde.“ In einem wilden besitzergreifenden Kuss gab er ihr nun zu verstehen, wonach er sich sehnte. Sie erbebte unter seinem sinnlichen Überfall, ließ ihn aber gewähren. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als dich heute Nacht mit meinen Liebkosungen zu verwöhnen, bis du vor Lust und Wonne stöhnst.“
Sie öffnete die Lippen, sah ihn verdutzt an, in ihren grünen Augen las er Bedenken und eine Spur von Angst. „Ewan … mir ist, als würden wir ganz von vorne beginnen, als Fremde.“
„Wir sind einander nicht fremd, Honora.“ Seine Hände strichen über ihre Arme. „Wir werden Liebende sein.“
Mit seinen Händen umfing er ihr Gesäß und zog sie an sich. „Ich will zusehen, wie du zur Erfüllung kommst … wieder und wieder.“
Sie lehnte die Stirn an seine breite Brust und holte stockend Atem. „Ich bin … nicht gut … in diesen Dingen.“
„In welchen Dingen?“ Er zwang sie, ihn anzusehen. Ihre Wangen waren vor Verlegenheit glühend heiß.
„Mit einem Mann zusammen zu sein. Ich war eine große Enttäuschung für Ranulf.“
Hinter ihrem Geständnis, das sie mit Scham erfüllte, spürte Ewan ihre Furcht. Sie war in ihrer Ehe schändlich missbraucht worden, und die Wunden ihrer Seele waren noch nicht verheilt.
„Wenn du in deinem Ehebett enttäuscht wurdest, lag die Schuld bei deinem Gemahl, nicht bei dir.“
Er streichelte ihr sanft den Rücken, aber seine Worte schienen nicht die gewünschte Wirkung zu haben, denn sie blieb verkrampft und voller Abwehr.
„Ich habe es gehasst“, gestand sie kleinlaut.
Sie glich einem verschreckten Vögelchen, das jeden Augenblick fortzufliegen drohte. Er löste sich von ihr, um sie nicht noch mehr zu verängstigen, selbst wenn es ihn schier übermenschliche Kraft kostete. „Ich würde nie etwas tun, was dir Schmerzen bereitet, das musst du mir glauben. Wenn du nicht willst, dass ich dich berühre, lasse ich dich zufrieden.“
Er führte sie zu dem Schlafplatz, den er vorbereitet hatte, und versuchte gegen seine Erregung anzukämpfen. Er würde eine schreckliche Nacht vor sich haben, aber er war fest entschlossen, sie in keiner Weise zu belästigen. „Schlaf und sammle Kraft. Morgen liegt ein anstrengender Tag vor uns.“
Sie musterte ihn lange und eindringlich, als suche sie nach einer Entscheidung. Schließlich löste sie die Verschnürungen ihres Bliauts und streifte ihn ab. Dann legte sie sich in ihrem Untergewand auf das Schaffell, während er den starren Blick ins Feuer richtete, um sie nicht ansehen zu müssen.
„Willst du dich nicht neben mich legen?“, fragte sie nach einer Weile. „Du musst erschöpft sein nach dem langen Fußmarsch.“
Er war hundemüde, wagte indes nicht, sich neben ihr auszustrecken, ohne sie berühren zu dürfen. „Später. Ich halte Wache.“
Hoch über ihnen wölbte sich der dunkle Nachthimmel, übersät mit blinkenden Sternen. Fahler Mondschein über der Lichtung tauchte Honoras schlanke Gestalt in silbriges Licht. Sie drehte sich zur Seite, ihr dunkles Haar ergoss sich über ihre helle Schulter.
„Ewan“, flüsterte sie. Er warf ihr einen Blick zu und wünschte, es nicht getan zu haben. Unter dem
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