Irische Küsse
beinahe unmerklich den Kopf, um sie daran zu hindern, diese Überlegung laut auszusprechen.
Ulliam hatte während der Begrüßung die Gelegenheit ergriffen, seiner Mutter zu entfliehen. Er suchte Schutz hinter Connors Beinen, der mittlerweile herangetreten war. „Du lässt nicht zu, dass mir der Kopf abgerissen wird, nicht wahr?“
Connor tätschelte den blonden Lockenschopf des Kleinen. „Jedenfalls nicht heute. Aber du musst dich entschuldigen – oder du mistest den Stall aus.“
Ulliam rümpfte die Nase und nuschelte eine Entschuldigung. Isabel tauschte einen belustigten Blick mit Connor.
„Ich freue mich, dass du wieder daheim bist, Ewan“, fuhr sie fort.
„Ich mich auch. Und der Clan ist nun wie jedes Jahr vollzählig zur Sonnenwende versammelt.“ Er nahm Honora bei der Hand, und sie folgten Isabel in die Halle. Connor kam mit Ulliam hinterher.
„Werdet ihr die Sonnenwende feiern?“, fragte Honora.
„Selbstverständlich“, antwortete Ewan. „Wir MacEgans lassen uns keine Gelegenheit entgehen, ein Fest zu begehen.“
„Da wird gewiss reichlich gegessen und getrunken.“ Sie lächelte, als sie daran dachte, wie hungrig er immer war.
Ewan hob ihre Hand und drückte einen Kuss darauf. Honoras Wangen überzogen sich mit einem rosigen Hauch. Die gemeinsam verbrachten Nächte hatten Ewans Verlangen nach ihr nur noch gesteigert.
Isabel zeigte den Gästen nun die weitläufige Burg und erklärte Honora die Nutzung der verschiedenen Räume. Schließlich führte sie die Angekommene ins Söllergemach und gab Ewan einen Wink, draußen zu warten. „Ich lasse Euch vor dem Festmahl einen Zuber mit Wasser zubereiten.“ Mit einem Blick auf Honoras zerrissenen Bliaut fügte sie hinzu: „Und ich bringe Euch ein Gewand von mir, das Euch passen dürfte.“
„Vielen Dank“, murmelte Honora verlegen.
Isabel ließ sie allein, zog die Tür hinter sich zu und wandte sich im dämmrigen Flur an Ewan. „Wirst du sie heiraten?“
Ewan hatte die Frage zwar erwartet, wusste aber keine eindeutige Antwort. „Wir sind Freunde. Sie brauchte meine Hilfe, nachdem ihr Vater sie zwang, seine Burg zu verlassen.“
Isabel furchte die Stirn. „Du hast meine Frage nicht beantwortet, Ewan. Und was ist mit der Erbin, die du ursprünglich zur Frau nehmen wolltest?“
„Das ist alles nicht so einfach“, antwortete er ausweichend. „Ich habe meinen Antrag, Lady Katherine zu ehelichen, zurückgezogen.“
„Und bringst uns statt ihrer Honora?“ Isabel warf einen Blick zur verschlossenen Tür des Söllergemachs. „Sie gefällt mir. Ich könnte mit den Vorbereitungen beginnen, wenn die Hochzeit zur Sonnenwende stattfinden soll.“
Er hob abwehrend die Hand, um ihren Eifer zu zügeln. „Sie wird mich nicht heiraten, Isabel.“
„Wieso sollte sie sich weigern?“, fragte Isabel aufbrausend und stemmte die Hände in die Hüften: eine streitbare Königin.
„Gemach, Isabel. Sie hat nicht die Absicht, sich wieder einem Mann zu fügen. Vor einem Jahr wurde sie Witwe, und ihr Gemahl hat sie schlecht behandelt.“
Der Unmut der Königin verflog. „Tut mir leid, das wusste ich nicht.“
„Mir liegt daran, dass sie sich bei uns wohlfühlt.“ Ewan legte seiner Schwägerin die Hand an die Schulter. „Und sie bedeutet mir sehr viel.“
Isabel streichelte ihm die Wange. „Wir nehmen sie gern als Gast bei uns in Laochre auf. Aber du wirst in deinem eigenen Haus wohnen.“
Ewan lächelte gedehnt. „Bist du um meine Keuschheit besorgt, Isabel?“
Sie schüttelte seufzend den Kopf. „Benimm dich, Ewan. Ich werde einen Boten zu Bevan und Genevieve schicken und sie zum Festmahl heute Abend einladen. Sie werden erfreut sein zu hören, dass du wohlbehalten heimgekehrt bist.“
Ewan nickte und betrat anschließend das Söllergemach.
Honora drehte sich zu ihm um. „Brauchst du etwas?“
Statt einer Antwort zog er sie in die Arme. Er hatte sie schon viel zu lange nicht zärtlich berührt und sehnte sich danach, ihre Lippen zu spüren. „Ja, das brauche ich“, raunte er an ihrem Mund.
Als er sich von ihr löste, war ihr Gesicht errötet. Sie warf Isabel an der offenen Tür einen entschuldigenden Blick zu, aber Ewan bemerkte nur ein belustigtes Lächeln im Gesicht der Königin.
„Hinaus mit dir, Ewan“, befahl Isabel mit gespielt strenger Stimme. „Honora braucht dich nicht in ihrer Nähe, wenn sie gewaschen wird.“
„Ich wäre ihr aber liebend gern zu Diensten“, wandte er mit ausgebreiteten Händen ein. Isabel schob
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