Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
verschiebe ich die Aufnahme. Es ist besser, sich der Musik wieder mit frischen Ohren und aufgeladenen Batterien zu nähern.
Ich spiele Soli immer spontan. Sich hinzusetzen und alle einzelnen Teile auszuarbeiten, liegt mir nicht. Deshalb variieren sie bei den einzelnen Takes. Nach einer gelungenen Aufnahme kann ich sie in der Regel nicht wiederholen. Als ich mein erstes Lehrvideo aufnahm, ergab sich deshalb eine verdammt peinliche Situation. Die Produzenten baten mich: „Wir brauchen ,Neon Knights‘, ,Black Sabbath‘ und ,Heaven And Hell‘. Bitte spiel doch die Soli.“
Ich nahm sie auf und wurde gebeten, jeden einzelnen Ton langsam zu wiederholen.
„So ein Mist! Ich weiß nicht mehr, was ich gerade gespielt habe.“
Brian May ist in der Lage, alle Parts exakt nachzuspielen, doch ich kann das nicht. Meine Soli ähneln den Melodielinien des Albums, sind aber nicht identisch. Und dann sollte ich es auch noch zu Lernzwecken langsam vorführen – unmöglich! Ich grübelte: Was habe ich gespielt, und wie habe ich es gespielt? Und wenn ich erst überlegen muss, vergesse ich alles. Auf der DVD sieht man die langsamen Takes, die sich alle leicht unterscheiden. Bei Riffs sieht das anders aus – die behalte ich, bis sie mir aus den Ohren rauskommen. Ich kann mich an jahrzehntealte Riffs erinnern, die ich noch nicht mal aufgenommen habe. Aber ein Solo Note für Note zu wiederholen und dazu noch in einem langsameren Tempo – vergiss es!
Headless Cross kam im April 1989 auf den Markt. Die Platte lief deutlich besser als Eternal Idol , doch die Promotion von I.R.S. in den USA war dilettantisch. Während der US-Tour gingen wir in einige Plattenläden, doch nirgendwo stand das Album. Noch nicht mal ein Plakat war zu sehen – gar nichts! Cozy brannte eine Sicherung durch und er wütete: „Was ist denn hier los – keine Anzeigen und keine Platten in den Läden!“
In Europa promotete die Firma das Album professioneller. Headless Cross verkaufte sich zunächst sogar besser als die ersten Black-Sabbath-Alben mit der alten Besetzung. Endlich hatten wir es geschafft.
Die mangelnde Resonanz in den USA konnte also nicht auf die Musik zurückgeführt werden.
67: Oh nein, nicht schon wieder Kaviar!
Vor den anstehenden Gigs schlug uns Cozy einen Bassisten vor, den er von früher kannte. „Sollen wir uns mal mit Neil Murray treffen? Vielleicht kommen wir gut miteinander aus?“
Wie sich herausstellte, war Neil ein klasse Musiker. Endlich, endlich hatten wir eine beständige, fähige und sehr gute Band.
Mit der Besetzung Cozy, Tony Martin , Neil Murray , Geoff Nicholls und mir spielten Black Sabbath im Juni 1989 in den USA. Leider mussten wir die Tour schon nach zwei Wochen abbrechen, weil die Konzerte ebenso wie die Platte nicht beworben wurden. In der Stadt trafen wir Fans, die uns fragten, was wir denn hier machten.
„Äh … wir spielen heute Abend.“
„Häh?“
Das war Spinal Tap pur!
Ende August begann die UK-Tournee, die wir in guter, alter Tradition mit zwei Gigs im Hammersmith Odeon beendeten. Brian May kam auf die Bühne und spielte mit uns „Heaven And Hell“, „Paranoid“ und „Children Of The Grave“. Den letzten Song kannte er nur vom Hören. Es war höllisch laut und er schrie: „Welche Tonart?“
„Einfach E.“
Ohne Proben und Vorbereitung lief es phantastisch. Bei einem anderen Konzert der Tour holte ich Ian Gillan zu „Smoke On The Water“ und „Paranoid“ auf die Bühne, was den Fans sichtlich gefiel. Sie rasten vor Begeisterung. Gastauftritte wie die von Brian oder Ian wären mit der Originalbesetzung nicht möglich gewesen, weil das Programm und die Songs einem festen Schema folgten.
Wir hatten viel Spaß bei der Tour, denn mal abgesehen von den finanziellen Problemen gab es wenig Druck. Die Band übernachtete in kleineren Hotels, reiste in einem Bus und sparte so viel wie möglich. Wir machten unseren Job und gaben Konzerte, und das genügte uns.
In den Anfangstagen von Black Sabbath hatten wir uns mit religiösen Wirrköpfen rumschlagen müssen, doch es überraschte mich schon, als der ganze Ärger 1989 von vorne begann. Nach einigen Japan-Konzerten gastierten wir in Mexiko, wo wir in einem niedlichen Hotel lebten, das der Veranstalter uns zur Verfügung stellte. Uns wurde berichtet, dass die katholische Kirche eine Kampagne gegen Black Sabbath gestartet hatte, unterstützt vom örtlichen Bürgermeister, doch wir sollten uns keine Gedanken machen. Niemand konnte ahnen, was für
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