Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
aufnehmen. Er kam eigentlich vom Jazz und hatte sein Instrument voll im Griff. Larry tritt im Video von „Headless Cross“ auf, doch er sieht nicht unbedingt wie ein Musiker einer Rockband aus. Zu Anfang waren wir noch nicht mal sicher, ob er große Tourneen spielen kann, denn er ist ein Typ, der kleine Jazz-Clubs wie das Ronnie Scott’s gewohnt ist. Mit seinen musikalischen Fähigkeiten überzeugte er uns, sodass weitere Bedenken erst mal in den Hintergrund rückten. Er kam ins Studio und fragte: „Was möchtet ihr bei dem Stück hören? Wie klingt das? Oder vielleicht dies? Oder etwas ganz anderes?“
Und er spielte uns mühelos alle Vorschläge vor, bis wir die passende Basslinie gefunden hatten.
Larry machte einen tollen Job, spielte alle Bass-Spuren auf Headless Cross und verließ uns nach der Session.
Das Album wurde vom August bis zum November in den Woodray Studios aufgenommen, einer kleinen Farm in Berkshire, nicht weit von London entfernt. Neben dem Studio verfügte das Gebäude über ein paar Schlafzimmer. Da Cozy nicht weit entfernt wohnte, fuhr er die Strecke jeden Tag mit seinem Motorrad.
Cozy und ich produzierten das Album selbst, wobei ich ihm natürlich keine Vorschriften in Sachen Drum-Sound machte, da er viel besser wusste, wie sein Set klingen muss. Vor den eigentlichen Aufnahmen nahm er sich unendlich viel Zeit, um an seinem Klangbild zu feilen. Dann kümmerte ich mich um den Gitarrensound und die weiteren Instrumente.
Wir waren fest entschlossen, ein erstklassiges Werk aufzunehmen. Da wir nach so vielen Jahren zum ersten Mal zusammenspielten, stachelten Cozy und ich uns gegenseitig an.
Tony Martin schrieb alle Texte. Headless Cross ist ein kleines und verschlafenes Dorf in der Nähe von Birmingham, das durch den Albumtitel bekannt und berühmt wurde. Das Video zum Titeltrack wurde in der Battle Abbey in der Nähe von Hastings in Sussex aufgezeichnet. Exakt an dem Ort hatte William, der Eroberer, King Harold bei der Schlacht um Hastings vor ungefähr tausend Jahren besiegt.
Tagsüber in der verfallenen Abbey zu arbeiten, war unproblematisch, aber die Filmaufnahmen begannen erst nach Mitternacht. Man wollte den Sonnenaufgang einfangen, der die Ruine morgens in ein unwirkliches Licht tauchte, während wir spielten. Beim Dreh war es teuflisch kalt, und wir waren durchgefroren bis auf die Knochen. Um sich warm zu halten, genehmigte sich Cozy ein paar Brandys, und in kürzester Zeit hatte er mächtig einen intus. Er wäre fast von seinem Schlagzeughocker gefallen. Ich hatte eine gerötete Nase und konnte meine Hände nicht mehr fühlen. Wir fingen nicht nur das Morgenlicht ein, sondern uns auch eine Grippe.
Zurück im Studio brachte ich Brian May dazu, ein Solo auf „When Death Calls“ einzuspielen. Er besuchte uns oft bei den Aufnahmen, saß im Studio und plauderte mit mir. Ich fragte ihn, ob er auf dem Album spielen möchte.
„Darf ich?“
„Na, klar!“
„Und was soll ich spielen?“
Ich suchte einen geeigneten Track.
„Hier vielleicht?“
„Klar, kein Problem.“
Da er die Nummer zum ersten Mal hörte, improvisierte er dazu. Ich verzog mich für eine Stunde, und als ich zurückkam, war er schon fast fertig.
Brian ist ein großartiger Musiker, einfach Weltklasse. Wir jammen oft, weil wir das Zusammenspiel genießen, und haben uns sogar schon über ein gemeinsames Album unterhalten. Eines Tages werden wir das auch schaffen.
Bei „Nightwing“ ließen wir Tony Martins Pilotgesang stehen, weil er das Stück bei den ersten Takes am besten gesungen hatte. Tony versuchte, sich selbst zu übertrumpfen, kam aber schnell zu der Einsicht, dass er das spezielle Feeling der ersten Versuche nicht mehr erreichte.
Ich mache oft die gleiche Erfahrung mit den Gitarren-Parts. Bei den ersten Takes fängt man das gewisse Etwas ein, das nicht zu wiederholen ist. Man versucht es zwar, spielt dann aber zu präzise und verkrampft. Ich übernahm einige Gitarrenspuren des Demos für das Album. Mit den Soli sieht es nicht viel anders aus. Deshalb versuche ich ein Solo auch mit den ersten Takes einzufangen, denn sonst stellt sich schnell ein mechanisches und roboterhaftes Feeling ein. Für mich ist das instinktive Spiel eine wichtige Komponente meines Stils. Bei den Aufnahmen spiele ich meist sechs Soli hintereinander. Beim Anhören versuche ich herauszufinden, ob sie besser oder schlechter werden, wobei letzteres fast immer zutrifft. Wenn ich trotz aller Versuche nicht das Ziel erreiche,
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