Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
eine große Sache die daraus machen würden. Meine Güte, wir wollten doch nur ein Konzert geben. Kurz darauf erfuhren wir, dass das Fußballstadion, in dem die Band auftreten sollte, nur dritte Wahl war, denn dem Veranstalter waren zwei vorher anvisierte Auftrittsorte in anderen Städten verwehrt worden. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nach Mexiko gereist wären, wenn wir das gewusst hätten.
Wir versuchten, uns etwas zu entspannen, doch die Crew wurde immer nervöser, denn überall sah man knallharte Security-Typen mit Maschinengewehren. Darüber hinaus war die Technik im Stadion mehr als dürftig. Beim Aufbau des Equipments verhaftete man die Roadies. Der Ordnungsdienst wollte daraufhin die Veranstaltung abbrechen, weil die Polizei Bedenken wegen möglicher Krawalle und was weiß ich noch hatte.
Man berichtete uns von Fans, die aus allen Teilen Mexikos anreisten, manche sogar mit dem Zug. Das wurde eine große Sache. Vielleicht ließe sich was bewirken, wenn wir zum Auftrittsort fuhren, um uns dort umzuschauen.
Doch bevor wir uns auf den Weg machen konnten, ereilte uns die Anweisung, die Stadt augenblicklich zu verlassen, weil der Bürgermeister die Show verboten hatte. Meine Güte – Tausende von enttäuschten Kids würden uns die Schuld in die Schuhe schieben. Aber man diskutiert nicht mit Typen, die Maschinenpistolen im Anschlag halten. Da die ersten Züge schon angekommen waren, aus denen die Fans strömten, spitzte sich die Situation zu. Der Bahnhof lag direkt neben dem Hotel, und wir mussten uns auf den Boden eines Minibusses kauern, um nicht gesehen zu werden. Der Fahrer verließ vorsichtshalber die Straße und versuchte uns über eine Abkürzung, einen Abwasserkanal, in Sicherheit zu bringen. Der Bus geriet dabei ins Schleudern und wäre fast umgekippt. Nach gelungener Flucht rasten wir im Höllentempo nach Mexiko City und stiegen panisch in den ersten Flieger, der uns ins sichere Großbritannien brachte.
Mit Heaven & Hell trat ich 2007 erneut in Mexiko auf. Vielleicht hatte man mich vergessen oder assoziierte die Band nicht mit Black Sabbath.
Nach Mexiko stand Russland auf dem Terminkalender, ein für mich exotisches Land. Wir spielten zehn Abende lang im gigantischen Olympiastadion in Moskau – alle Shows waren ausverkauft. An den Samstagen trat Sabbath sogar nachmittags und abends auf. Das Publikum war so begeistert, dass es nach dem frühen Gig kurz wegging und am Abend zurückkehrte.
Girlschool traten im Vorprogramm auf. Am ersten Abend gingen wir in die Hotel-Bar und trafen eine der Musikerinnen. Dann erschien ihre Bassistin und haute dem unschuldigen Mädchen aus heiterem Himmel voll ins Gesicht. Was ging denn hier ab? Die Tour hatte eben erst begonnen, und schon kloppten die sich.
Das war alles recht merkwürdig. Doch wie sich in den nächsten Tagen zeigte, waren sie echt in Ordnung – und sie konnten gut einen heben! Cozy hatte eine kurze Affäre mit Kim McAuliffe , ihrer Sängerin und Gitarristin, die die Tournee kurze Zeit überdauerte. Ich fand sie sehr sympathisch.
Die Auftritte in Russland waren anfangs ziemlich schräg, denn die ersten Stuhlreihen wurden demontiert und etwas nach hinten verschoben. Dort saßen offizielle Regierungsvertreter und geladene Gäste – die Männer in Anzügen und die Frauen in Ballkleidern. Sie wirkten so verloren, als säßen sie in einem anderen Konzert. Die harten Kids hockten hinter ihnen, allerdings durften sie nicht headbangen oder über die Stränge schlagen, denn die strengen Ordner verstanden überhaupt keinen Spaß.
Es war Winter und unglaublich kalt. Jeden Tag holte man uns in einem Van ab, in dem auch die große Warmhalteterrine mit der Suppe transportiert wurde. Das gesamte Catering wurde täglich mitgenommen und in einem Raum verschlossen, vor dem wir eine Wache aufstellten. Trotzdem verschwand unsere Verpflegung. Zu der Zeit riss man die ganzen Lenin-Statuen ab. Das Land hatte sich noch nicht dem Westen geöffnet und folglich gab es nirgendwo ein McDonald’s oder einen anderen Fastfood-Schuppen. Unsere Köche mussten also ständig auf den Markt gehen, was nicht ungefährlich war. Sie durften nicht die ganzen Hühner und das Gemüse einkaufen, denn sonst wäre für die Bürger der Stadt nichts übrig geblieben. Und das hätte Streit bedeutet. Eine verdammt schwierige Situation.
Black Sabbath wohnte in dem Hotel Ukraine, das man mit der New Yorker Grand Central Station vergleichen kann, denn in der großen Lobby war es eisig kalt. Zwei
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