Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
angrenzenden Raum, aß ein Sandwich und pennte – oder was auch immer er da tat. Während wir im Kontrollraum am Song feilten, hockte er auf der Couch und döste weg. Einmal war er völlig weggetreten, wachte auf und machte sich auf den Weg zur Toilette. Wir schauten auf die Uhr. Er war jetzt schon seit fast 30 Minuten verschwunden. Verdammt, wo konnte der nur stecken? Wir brauchen ihn jetzt!
Ein Tontechniker wurde auf die Suche geschickt, doch er kam erfolglos zurück: „Ich kann ihn nirgendwo finden. Er ist möglicherweise ins Hotel gegangen.“
Wir riefen an, aber niemand hatte ihn gesehen.
„Wo zur Hölle steckt er?“
Sogar Tony, ein Angestellter von Ozzy, der eigentlich nie von seiner Seite wich, konnte sich das nicht erklären. Plötzlich hörten wir aus dem Flur laute Stimmen. Sie kamen von einer anderen Band, die im B-Studio aufnahm: „Oh, Mann – das gibt’s doch nicht. Ozzy Osbourne ist in unserem Studio! Der pennt auf der Couch!“
Ozzy war schlaftrunken vom Klo gekommen und hatte sich nicht mehr erinnern können, in welchem Studio wir werkelten. Er schlurfte in das Studio B, ließ sich auf die Couch fallen und pennte weg. Da die Musiker ohne einen Tontechniker arbeiteten, hatten sie die Bandmaschine angestellt und waren dann in den Aufnahmeraum gegangen, um die Songs mitzuschneiden. Nach der Session kehrten sie zurück und fanden einen schnarchenden Ozzy vor – ihr Idol! Keiner traute sich, ihn aufzuwecken. Wir wollten einen Roadie schicken, doch Ozzy war in der Zwischenzeit wach geworden und torkelte in unser Studio. Er beugte sich über das Mischpult und schmiss dabei ein Glas Wasser um, wodurch es einen heftigen Kurzschluss gab.
Wenn Ozzy mal halbwegs wach war, setzte er sich aber mit viel Enthusiasmus ein. Zum ersten Mal sah ich ihn Texte schreiben. Nach dem Songwriting nahmen Ozzy und ich unsere Parts an einem Tag auf. Das lief viel zu schnell ab. Wir hatten keine Zeit, sie vernünftig sacken zu lassen, weil der Sony-Typ schon auf die Musik wartete. Geezer und Bill spielten ihre Spuren später ein, so konnten wir mit den beiden neuen Stücken „Psycho Man“ und „Selling My Soul“ aufwarten. Ich war mit den Nummern nicht sonderlich zufrieden. Mit ein wenig mehr Zeit hätte man da viel mehr rausholen können.
Damals dachten wir noch nicht über ein neues Album nach. Erst später, kurz vor dem Start der Serie The Osbournes , gingen wir ins Studio, um einen Longplayer einzuspielen. Wir verbrachten dort etwa vier Wochen und nahmen sechs grob strukturierte Tracks auf. Allerdings bemühten sich nicht alle Musiker mit gleichem Einsatz. Wir versuchten zwar erst als komplette Band zu arbeiten, doch das stellte sich bald als nervige Angelegenheit heraus. Ozzy verdrückte sich bei einem Jam oder pennte wieder auf einer Couch ein, legte Holz im Kamin nach oder fragte uns: „Wollt ihr eine Tasse Tee?“
„Klar.“
Und dann verschwand er für zwei Stunden.
„Und, wie sieht es mit dem Tee aus?“
Das erinnerte mich an die alten Zeiten. Ozzy kann sich einfach nicht lange genug konzentrieren, um an einem Song zu feilen.
So ist er nun mal.
Trotzdem lag ein neues Album noch im Bereich des Machbaren. Wir hatten sechs Songs und unterhielten uns über Rick Rubin als möglichem Produzenten. Zusammen mit Geezer und Ozzy machten wir uns auf den Weg zu seinem Haus in Los Angeles. Ein Angestellter begrüßte uns und bot uns einen Platz an. Nach ungefähr zehn Minuten erschien Rick Rubin. Ich war ihm zuvor nie begegnet und wusste nicht, wen ich zu erwarten hatte. Er war wirklich ein Original. Rubin trug einen Kaftan und wirkte wie ein alter Hippie oder Buddha. Wir spielten ihm das Demo vor. Er mochte drei Tracks. Und das war’s: Wir sahen ihn nie wieder und kümmerten uns nicht um einen weiteren Kontakt. Das ganze Vorhaben löste sich in Luft auf, weil Ozzy mit der TV-Show The Osbournes startete. Das war sehr schade. Wenn sich alle engagiert und den Arsch hoch bekommen hätten, hätten wir was Anständiges auf die Beine stellen können.
Irgendwo habe ich die Aufnahmen der sechs Songs noch. Wir nutzten sie nicht mehr, kamen aber zumindest in die Nähe einer kompletten CD.
77: Der Tod von Cozy Powell
Im April 1998 hielt im mich im Sunset Marquis in L.A. auf, als mich Ralph anrief: „Ich muss dir leider mitteilen, dass Cozy bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.“
Das verschlug mir die Sprache. Ich saß wie versteinert da.
In all den Jahren, die ich Cozy kannte, hatte ich oft seine wilden
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