Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
geht denn hier ab?“
„Verdammt, was meinst du damit – was hier wohl abgeht? Wo zum Teufel steckst du?“
„In meinem Zimmer.“
„Du bist nicht in deinem Zimmer!“
„Natürlich bin ich in meinem Zimmer.“
„Nein, bist du nicht!“
Es war eine dieser Nächte.
„Ich hab Night Nurse geschluckt. Dann weiß ich nicht mehr, was passiert ist. Ich bin verdammt noch mal eingeknackt.“
Das war die ganze Geschichte. Und wir hatten die ganze Zeit geglaubt, dass man ihn gekidnappt hätte und bald eine Lösegeldforderung eintreffen würde. Ich hätte ihn am liebsten umgebracht. Doch die Aktion war im Vergleich zu dem, was uns in den folgenden Monaten noch so bevorstand, leichte Kost.
Eine Katastrophe bahnte sich an.
43: Ozzys Ausstieg
Nach der Welttournee zog die ganze Band für elf Monate nach Los Angeles, hauptsächlich aus steuerlichen Gründen. Da wir schon mal in der Stadt gewohnt hatten, konnte man hier auch das anstehende Album schreiben und aufnehmen. Doch das entwickelte sich zu einem scheinbar nicht enden wollenden, sehr frustrierenden Prozess.
Zu der Zeit managte uns Don Arden. Dabei assistierte ihm seine Tochter Sharon. Da ich mich um die meisten Bandangelegenheiten kümmerte, stand ich im ständigen Kontakt mit ihnen. Ich sprach mit den beiden über Konzerttermine, Proben, Aufnahmen und was sonst noch alles anlag. Wir bezogen ein großes Haus und ließen die Garage in einen Proberaum umbauen. Als nächstes hätten wir uns an das konzentrierte Songwriting machen müssen, was aber nicht geschah. Auf dem täglichen Speiseplan stand zu viel Koks. Wir gingen zu Partys, feierten zu Hause weiter und versuchten uns dann eher halbherzig an den Stücken. Da sich Ozzy scheinbar auf einem anderen Planeten bewegte, wurde er zum größten Hindernis und blockierte den kreativen Fluss.
Wir versuchten ihn zu motivieren, und fragten ihn nach neuen Ideen, erhielten aber immer die gleiche Antwort: „Nee, mir fällt nichts ein.“
Und dann schlief er auf der Couch ein. Das Spielchen wiederholte sich im täglichen Turnus und frustrierte uns zunehmend. Es ging einfach nicht vorwärts. Ich musste bei Warner, unserer Plattenfirma, vorstellig werden, und ihnen über die Forschritte berichten.
„Na, wie läuft’s?“
„Großartig.“
(Wir hatten noch nichts auf die Beine gestellt.)
„Und wie laufen die Demoaufnahmen?“
„Wirklich gut.“
Verdammt, was hätte ich denn anderes antworten sollen? „Wir sind seit sechs Monaten in L.A. und haben überhaupt nichts auf die Reihe gekriegt?“ Das wollten die bestimmt nicht von mir hören. Mit jedem Meeting spitzte sich die Lage zu. Es wurde immer peinlicher.
Während der ganzen Zeit hatte Ozzy kaum einen Ton gesungen. Wir versuchten uns ernsthaft mit ihm zu unterhalten. Es war schier unmöglich, ihn durch den Alk- und Drogennebel zu erreichen. Alle waren zeitweise dicht, doch Ozzy übertrumpfte uns bei weitem.
Drogen und Alk wirken sich bei Menschen unterschiedlich aus. Während wir uns noch kreativ ausdrücken konnten, verlor Ozzy jegliches Interesse. Als uns endlich drei grob strukturierte Songs eingefallen waren, brauchten wir dringend seinen Input, um weiter zu machen. Und er zickte rum: „Das will ich nicht singen!“ Er sang ein wenig bei „Children Of The Sea“, verlor aber schnell das Interesse. Wir erreichten einen Punkt, an dem sich nur noch zwei Möglichkeiten boten – entweder lösen wir uns auf oder suchen einen anderen Sänger.
Ozzy war zu der Zeit noch nicht mit Sharon zusammen. Ich führte hingegen eine intensive Beziehung mit ihr – keine Partnerschaft, eher eine gute Freundschaft. Ich arbeitete oft mit Sharon und mochte sie als Mensch. Da sich die angespannte Lage nicht auf Dauer verheimlichen ließ, beichtete ich ihr: „Wir haben ein großes Problem mit Ozzy.“
„Ach, lasst ihm nur ein bisschen Zeit.“
„Wir müssen schleunigst Resultate abliefern. Die Plattenfirma fragt ständig nach.“
Es ging so weit, dass die Band Ozzy ein Ultimatum stellte: „Du musst endlich mitarbeiten, denn sonst werden wir uns nach einem anderen Sänger umsehen.“
Es war traurig. Black Sabbath spielten jetzt schon seit zehn Jahren zusammen, aber wir hatten einen Punkt erreicht, an dem ein frostiges Klima herrschte. Da waren zu viele Drogen im Spiel gewesen – Koks, Quaaludes und Mandrax. Dazu noch Alk, durchzechte Nächte und ständig andere Frauen, und schon ist man so paranoid, dass man glaubt, die anderen hassen einen. Wir stritten uns nie, doch
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