Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
liebenswerter und sympathischer Mann, war im Herbst 1977 an Krebs gestorben, kurz bevor Ozzy Black Sabbath zum ersten Mal verlassen hatte. Ich war zu seiner Beerdigung gegangen, doch wir hatten nie offen darüber gesprochen. Vielleicht wollte Ozzy sich von allem zurückziehen, sich seinen Problemen und Schwierigkeiten stellen und sie verarbeiten. Doch so einen Luxus konnten wir uns bei dem vollen Terminplan nicht erlauben. Die Band war an einem Punkt angelangt, wo sie aus Routine weitermachte und keine Fragen stellte. Wir hatten viel erreicht, uns im Erfolg gesonnt, besaßen Häuser und dicke Autos, und allen ging es gut. Vielleicht ging es uns in dieser Phase aber zu gut. Vielleicht hatten wir auch den Antrieb verloren, die Aggression und den unbändigen Willen, rauszugehen und für den Erfolg zu kämpfen.
Plötzlich fühlten wir uns alt und beobachteten die jüngeren Kids wie Van Halen , die Biss hatten und es schaffen wollten. Natürlich waren wir noch keine Rentnerband, doch von den Jungspunden trennten uns bereits einige Jährchen. Bei Interviews tauchte ständig die Frage auf: „Wie lange wollt ihr das noch machen? Meint ihr nicht, es wäre an der Zeit, aufzuhören?“
Wir waren zwischen 30 und 35 Jahre alt, und die fragten uns bereits nach der Rente? Aus Sicht der Medien gehörten Black Sabbath schon zu den Dinosauriern. Die Band hatte den Funken verloren, der das Feuer entfacht. Alle Musiker beschlich das Gefühl, dass wir einen Routinejob erledigten – und dann musste man noch die Songs einer Platte spielen, die niemand in der Gruppe mochte.
Zum zehnten Bandjubiläum standen am 10. und 11. Juni 1978 Gigs im Londoner Hammersmith Odeon an. Zehn Jahre – eine lange Zeit. David Lee Roth hielt es noch nicht mal so lange bei Van Halen aus. Die Shows wurden mitgeschnitten und auf Video unter dem Titel Never Say Die! auf den Markt gebracht, doch wir lieferten keine gute Leistung ab. Zwar konnte der Patient Black Sabbath noch stehen und seiner Arbeit nachgehen, doch die Krankheit war schon als unheilbar diagnostiziert worden.
Kurz vor dem zweiten Ausstieg verschwand Ozzy eines Abends. Im November mussten wir eine Show in Nashville abreißen, doch der Kerl ließ sich nicht blicken. Angeblich hatte er Stimmbandprobleme. Unser Sänger hatte eine ganze Flasche Night Nurse, eine Erkältungs- und Grippemedizin, getrunken. Man soll maximal nur einige Löffel von dem Zeug über den Tag verteilt schlucken, doch er kippte die ganze Flasche runter. Er wollte auf sein Zimmer gehen, erwischte aber den falschen Raum. Ozzy sah durch eine geöffnete Tür ein Zimmermädchen beim Putzen. Als sie raus kam, ging er rein, legte sich aufs Bett und schnarchte weg. Zwischenzeitlich hatte das Personal ihm das Gepäck aufs Zimmer gebracht. Meine Güte, wir hatten einen Gig, aber Ozzy war weit und breit nicht zu sehen.
Wir riefen in seinem Zimmer an – nichts. Wir gingen mit dem Hotelmanager zu der Suite, die er mit dem Generalschlüssel öffnete. Der Koffer stand unberührt da, und das Bett war nicht benutzt worden.
„Mein Gott, was ist bloß passiert?“
Wir machten uns ernsthafte Sorgen.
„Was ist hier los? Ist er etwa schon unterwegs zum Konzert?“
„Und warum sollte er schon so früh da hin?“
Wir fuhren zur Halle – keine Spur von Ozzy. Unsere Gedanken drehten sich im Kreis. Plötzlich tauchte das Gerücht auf, er sei entführt worden. In Windeseile kontaktierten wir Radio und Fernsehen, die beide Suchmeldungen ausstrahlten. Es war einfach unglaublich – und der Sekundenzeiger tickte und näherte sich der angesetzten Auftrittszeit.
Nicht das kleinste Lebenszeichen von Ozzy.
Panik packte uns. Van Halen spielten, doch es breitete sich schon Unruhe unter den Zuschauern aus. Verzweifelt riefen wir bei den Radiostationen an, die alle 15 Minuten den Aufruf, sich doch zu melden, sendeten. Die Band wartete bis zur letzten Sekunde, in der Hoffnung, dass er sich blicken lässt. In der Vergangenheit war er schon oft verschwunden und hatte dann total breit bei einem seiner Freunde angerufen. Aber nie an einem Auftrittstag. Wir sorgten uns zu Tode und waren zugleich stinksauer. In der Halle drängelte sich das Publikum. Die würden uns doch nie glauben, wenn wir rausgingen und verkündeten: „Wir können Ozzy nicht finden!“
Schließlich waren wir gezwungen den Gig abzusagen. Glücklichweise reagierten die Fans verständnisvoll.
Ich konnte aus Sorge um ihn nicht einschlafen. Unvermittelt schrillte das Telefon: Ozzy!
„Was
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