Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
sich Hammer und Meißel, rannte zum Fluss, schlug riesige Löcher in die Unterseite des Boots und schaute genüsslich zu, wie es absoff. Kurz darauf kam Ian aus dem Studio: „Verdammte Scheiße, mein Boot wurde gestohlen.“
Er sprang in den Wagen und fuhr den Fluss ab, um zu klären, ob sich das Boot losgerissen hatte oder ob es tatsächlich gestohlen worden war. Ian konnte es nicht finden und reagierte stinksauer. Auf der Polizeiwache meldete er es als gestohlen. Nach einiger Zeit fand er heraus, dass seine Schaluppe untergegangen war – mit zwei nagelneuen und sehr teuren Motoren, die natürlich auf den Schrott wanderten. Ian und Bill mussten beide saftige Rechnungen begleichen.
Ian war zwar ohne einen Kratzer aus dem Autowrack gestiegen, verletzte sich aber bei einem Einbruch in mein Zimmer. Er erklomm eine Leiter, stieg über die Fensterbank und klemmte sich beim Sprung ins Zimmer den Fuß am Heizkörper ein. Resultat: Ein verstauchter Knöchel. Und das alles nur, weil er mir einen Fisch unter dem Bett deponieren wollte.
Wahnsinn!
Richard Branson besuchte uns für ein paar Tage. Er war wirklich nett und zog sich mit Ian ständig gigantische Joints rein. Auch Don Arden schaute mit seinem Sohn David kurz vorbei. Um ihn gebührend zu empfangen, verbrauchten wir den Rest der Pyrotechnik. Als die beiden durch die Einfahrt fuhren, gingen einige Bomben mit einem markerschütternden Knall in die Luft.
Trotz der ungewöhnlichen Besetzung hatten wir viel zu lachen und verbrachten eine tolle Zeit miteinander.
Wir entschieden uns, die Platte in Eigenregie zu produzieren. Ian plagte sich damals mit Knötchen auf seinen Stimmbändern, klärte uns aber schon beim ersten Treffen darüber auf: „Ich kann nicht lange am Stück singen, weil ich auf meine Stimme Rücksicht nehmen muss.“
Trotz der Einschränkung gelang es uns, die Songs problemlos einzuspielen. Ians Texte drehten sich um Sex, realistische Themen und Erlebnisse während der Aufnahmen. Sie waren gut, unterschieden sich aber von Geezers und Ronnies Beiträgen. Hinter dem Manor stand ein Backsteingebäude, an das eine Kirche grenzte. Dort ließ ich meine Verstärker aufbauen, um einen neuen Gitarrensound zu fahren. Die Anwohner fühlten sich von dem ohrenbetäubenden Lärm belästigt und beschwerten sich. In Windeseile organisierten sie eine Unterschriftenaktion. Der Priester überbrachte uns die Liste, und genau deshalb heißt ein Song des Albums „Disturbing The Priest“. Das ist ein gutes Beispiel, wie Ian Szenen aus unserem Leben textlich verarbeitete.
Zu der Zeit gab es noch keine qualitativ hochwertigen Effektgeräte oder Sound-Samples, die man einsetzen konnte. Wir waren auf uns allein gestellt. Bill kreierte den eigentümlichen Klang auf „Disturbing The Priest“ mit einem Amboss. Er schlug ihn mit aller Kraft an, und dann wurde das Ding mit einem Flaschenzug langsam in eine Badewanne herab gelassen, wobei der Klang im Wasser langsam verebbte. Wir benötigten einen kompletten Tag dafür, weil vier Leute das schwere Ding an den Seilen hoch- und runterziehen mussten. Es war so eine Maloche, dass wir vor Anstrengung nicht reden konnten und uns durch Nicken verständigten. Das muss ein Anblick gewesen sein – exakt der Stoff, aus dem Komödien gemacht werden. Und alles nur, um ein einziges Geräusch aufzunehmen. Heute kann sich jeder so einen Sound in Sekunden vom Computer ziehen.
„Zero The Hero“ gehört zu den Tracks, die mir gefielen. Offensichtlich bin ich da nicht der Einzige, denn als ich „Paradise City“ von Guns N’Roses hörte, fiel mir eine frappierende Ähnlichkeit auf. Doch damit nicht genug. Ein Bekannter meinte, dass sich die Beastie Boys das Riff von „Hot Line“ für ihren Song „Fight For Your Right (To Party)“ ausgeliehen hätten. Falls das wahr sein sollte – bitte verklagen! Wir müssten nicht mehr spielen, sondern könnten unsere Brötchen mit Urheberrechtsstreitigkeiten verdienen. Aber so sind wir nicht drauf. Niemand wurde verklagt.
Ein weiterer Song der Scheibe war„Keep It Warm“. Das Riff der Nummer war mir schon bei Mob Rules eingefallen, und ich dachte, es wäre höchste Zeit, jetzt einen kompletten Song daraus zu machen.
Ich habe mir angewöhnt, alle Riffs zu archivieren. Auf meinen Tapes habe ich Tausende aufgenommen. Mir gefällt ein Riff, wenn es mich packt und vereinnahmt. Im Laufe der Jahre entwickelt man dafür ein Gefühl. Wenn sich ein Riff als Intro für einen Song eignet, springt es mich
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