Iron Witch
sie sich mit einer silberfarbenen Tunika und ihren schwarzen Lieblingssamthandschuhen aufgepeppt hatte. Sie hatte sich gleich nach dem Unterricht in einem der luxuriösen Bäder in Quentin Frosts riesigem Haus umgezogen. Ihr dicker, grauer Wollmantel und die flachen, silberfarbenen Ballerinas rundeten ihr Outfit ab. Das Haar hatte sie einfach nur gebürstet und trug es offen. Es wuchs schnell und fiel ihr mittlerweile fast bis auf die Schultern. Nachdem sie die überlangen Haare ihrer Mutter gestern Abend gesehen hatte, verspürte sie den Wunsch, ihre Haare wieder abzuschneiden, wie sie es letztes Jahr schon einmal getan hatte – sehr zum Entsetzen ihrer Tante.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so nervös gewesen war; sie verfluchte ihren schwachen Magen, der mittlerweile Saltos und Purzelbäume schlug. Die kalte Novemberluft zwang sie, sich tiefer in ihren Mantel zu kuscheln, und sie wünschte sich, sie hätte Stiefel angezogen. All der Aufwand für eine perfekte Frisur und Garderobe, das war so gar nicht Donnas Art, aber immerhin brachte es sie auf andere Gedanken.
Sogar an diesem späten Montagnachmittag war viel los im Park; Menschen waren auf dem Heimweg, kamen aus dem neu eröffneten Einkaufszentrum und den umliegenden Läden, während andere einfach nur ihren Abend nach der Schule genossen. Die Dunkelheit hatte die Baumspitzen bereits in indigoblauen Samt gehüllt; die einzige Lichtquelle waren die strategisch gut platzierten Straßenlaternen entlang der Gehwege. Heute Abend war kein Mond zu sehen, und Wolken verdeckten die Sterne.
Donna spielte an ihrem Armband herum, das sie mittlerweile am Handgelenk trug. Es hatte den ganzen Tag, verstaut in dem Samtbeutel, in ihrer Hosentasche gesteckt. Sie fragte sich, warum ihre Mutter es ihr gegeben hatte und was es wohl bedeutete. Als sie es in ihrem Zimmer näher betrachtet hatte, spürte sie das bekannte Kribbeln, als das Metall ihre Hand berührte. Über eines war sie sich sicher: In den silbernen, aufwendig gearbeiteten Anhängern des Armbands steckte Magie. Eigentlich wollte sie gerne Tante Paige fragen, ob sie etwas über die Bedeutung des Armbands wusste, aber da es so selten war, dass etwas Unvorhergesehenes passierte, wenn sie ihre Mutter besuchte, beschloss sie, dass sie diese seltene Erinnerung momentan noch für sich behalten wollte. Ihre Tante würde das Armband früh genug bemerken, wenn sie es regelmäßig tragen sollte.
Und in dem Moment, als Xan auf sie zukam, war jeder Gedanke an möglicherweise magische Armbänder wie weggeblasen. Seine Hände hielt er tief in den Taschen eines langen, schwarzen Mantels vergraben, und sein dichtes, bernsteinfarbenes Haar schimmerte im Licht der Straßenlaternen.
»Tut mir leid, ich bin spät dran.« Er schien außer Atem zu sein, weil er sich beeilt hatte.
»Kein Problem.« Donna versuchte zu lächeln, musste aber feststellen, dass ihr Mund nicht richtig funktionierte. Sie hörte sich beinahe genauso atemlos an wie er, obwohl sie die letzten zehn Minuten nur hier gesessen hatte.
Xan stand vor ihr. »Also, willst du hier in der Kälte sitzen oder machen wir uns auf die Suche nach einem Café?«
»Ich bin für Café.« Wenn sie ihre Antworten auf das Nötigste beschränkte, hätte sie gute Chancen, sich nicht wie ein Idiot anzuhören.
Eine Zeitlang gingen sie in geselligem Schweigen nebeneinander her, und gelegentlich warf Donna ihm einen verstohlenen Blick zu. Sein Blick war auf den blätterübersäten Weg gerichtet, so konnte er sie problemlos an lauter zerbrochenem Glas vorbeilotsen. Sie ließ ihre Hände in die Manteltaschen gleiten – nicht wegen der Kälte, sondern weil sie Angst hatte, sie könnte nach seiner Hand greifen.
»Also, wo gehen wir hin?«, fragte sie.
»Café. Whow, du hast vielleicht ein Kurzzeitgedächtnis, Donna Underwood.«
Sie warf ihm einen gespielt bösen Blick zu. »Du weißt, was ich meine.«
»Ich dachte, wir versuchen es bei Mildreds. Wir könnten Glück haben und zwischen der Früh- und Spätschicht noch einen Platz ergattern.«
»Okay, cool.« Donna war erstaunt, wie normal ihre Stimme klang, als ob ein Spaziergang durch den Ironbridge Park mit einem wirklich heißen Typen alltäglich wäre. Sie ertappte ihn dabei, wie er sie mit einem fast schon gierigen Blick anstarrte. Sie ignorierte das und fragte sich, ob es ein großer Fehler war, sich mit einem fremden jungen Mann, den sie kaum kannte, hier zu treffen.
Aber während ihr Magen flatterte
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