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Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Mahoney
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Herausforderungen, und Donna wusste, dass sie nur dort arbeitete, damit sie dem Orden wichtige politische Informationen zuspielen konnte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Alchemisten in hohen Positionen arbeiteten; vor Jahrhunderten, in Ländern wie England, waren einige Alchemisten angeblich sogar königliche Spione gewesen.
    Als Donna nichts weiter sagte, verschränkte Tante Paige die Arme. »Und warum kannst du heute Abend nicht mit mir gehen? Hast du was mit Navin ausgemacht?« Die unausgesprochenen Worte »wieder einmal« standen im Raum.
    »Nein, es ist nur, dass …« Donna schluckte und rührte ihren Tee um. »Ich wollte heute Abend Mom besuchen.« Okay, es war eine Ausrede, aber sie sollte wirklich mal wieder ihre Mutter besuchen. Das war schon längst überfällig.
    Der Tonfall ihrer Tante wurde weicher. »Wirklich? Das sind tolle Neuigkeiten – sie wird sich so freuen, dich zu sehen.«
    Das bezweifelte Donna. Die meiste Zeit erkannte Rachel Underwood ihre eigene Tochter gar nicht, wenn Donna sie in ihrer exklusiven und sehr privaten Anstalt besuchte. Die Bewohner waren hauptsächlich Senioren, aber es gab eine Handvoll jüngerer Patienten, zu denen auch ihre Mutter gehörte. Niemand wusste so richtig, was sie mit ihr anfangen sollten – sie war nicht wirklich verrückt, aber auch nicht wirklich … gesund . Es war eher so, dass es nur noch eine Hülle von ihr gab, in der einmal ein Mensch existiert hatte. Diese wunderschöne, lebhafte Frau war nur noch ein leeres Etwas, das selten sprach.
    Ihre ganze Lebenskraft war in einer einzigen, grauenhaften Nacht im Wald ausgelöscht worden.
    »Nun ja«, sagte Donna. »Ich war schon seit Wochen nicht mehr dort.«
    »Ein Grund mehr, sie zu besuchen.«
    Tante Paige nickte entschieden, für sie war die Angelegenheit somit beschlossene Sache.
    Donna Underwoods Tagebuch:
    Mom zu besuchen war immer schwer.
    »Schwer« – dieses Wort kann es nicht mal annähernd beschreiben. Wollte ich versuchen darüber zu schreiben, was ich wirklich fühle, ich würde sofort anfangen zu weinen. Und ich habe mir schon vor langer Zeit vorgenommen, nie wieder wegen meiner Mom zu weinen.
    Ich wartete in der großen, mir so vertrauten Eingangshalle der Anstalt darauf, dass man mich zu ihr ließ. Es roch nach Kiefern, Lavendel und Desinfektionsmitteln, und in mir war zu gleichen Teilen Hoffnung und Verzweiflung. Selbst nach all den Jahren kann ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass Mom sich doch irgendwie erholen wird.
    Wie durch Magie. Das wäre mal was Neues.
    Ich hatte beide Eltern verloren, als Dad mich vor den Dunklen Elfen gerettet hat. Zuvor hatte das Waldmonster meine Hände zerstört und mich damit auf ewig als andersartig gebrandmarkt. Mom gehörte zu der Verfolgergruppe mit den Alchemisten, die Dad vor dem Tod bewahren wollten. All das hatte mir Tante Paige erzählt; ich selbst kann mich an kaum etwas aus dieser Nacht erinnern. Ich war damals noch zu klein, und es ist fast so, als ob meine Erinnerungen an den Vorfall wie durch eine dunkle Wolke, die alles verdeckt, ausgelöscht sind.
    Dennoch habe ich diese Träume. Ich weiß aber nicht genau, was von ihnen wirklich passiert ist und was ich mir nur in Gedanken ausmale.
    Wir wissen, dass die Elfen irgendwas mit Mom gemacht haben – sie haben sie mit einem Schadenszauber belegt, als sie sich in ihrem Revier aufhielt, aber niemand weiß so recht, was genau passiert ist. Und darum ist es auch nicht rückgängig zu machen. Quentin ist der Meinung, wenn die Alchemisten genau wüssten, was passiert ist, dann gäbe es auch eine Chance, es wieder in Ordnung zu bringen. Also sie wieder in Ordnung zu bringen.
    Maker vermutet, dass ihr die Elfen bei ihrem Kampf eine Haarlocke ausgerissen haben. Eine Elflocke, so nennt man sie, wenn sie verflucht ist, ist eine besonders mächtige Form der Magie. Dunkle Wesen können die Locke eines Menschen dazu benutzen, um in ihre Träume einzudringen und sie so langsam in den Wahnsinn zu treiben. Für mich steht fest, dass genau das passiert ist. Aber wenn es so war, dann müssten wir wissen, wo sich die Locke befindet, denn ohne sie besteht nicht die geringste Chance, Mom zu heilen.
    So lange muss sie weiterhin in diesem Dämmerzustand in der Anstalt bleiben. Die meiste Zeit sitzt sie nur da und starrt aus dem Fenster. Ich glaube, sie schaut gerne in den Himmel. An manchen Tagen ist sie völlig weggetreten, und dann wieder an anderen kann man immerhin ein Gespräch mit ihr führen. Außerdem weiß man

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