Iron Witch
dämliche Namen wie Mond-Schwester gibt. Würg.
Männer wie Quentin Frost. Es ist nicht so, dass er ein schlechter Mensch wäre. Ich glaube nicht, dass die Dinge nur schwarz oder weiß sind; das Leben ist nicht immer einfach. Quentin ist eigentlich ein netter Kerl, aber genau das ist der springende Punkt. Noch ein alter, weiser Kerl, der uns vorschreibt, was am besten für die Alchemisten ist, und wie sie am besten in der Neuen Welt überleben können.
Oder Männer wie sein gruseliger Partner Simon. Ehrlich, ich versteh nicht, was Quentin an ihm findet. Ich erinnere mich, dass die zwei schon immer zusammen waren, selbst vor dem Angriff im Wald von Ironwood.
Und dann ist da noch Maker, den ich immer gemocht und dem ich vertraut hatte, aber jetzt … jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
Ich will einfach nur raus aus diesem ganzen Mist.
Ab und zu frage ich mich, was meine Eltern davon halten würden. Vielleicht sollte ich bleiben und versuchen die Dinge von innen heraus zu verändern. Paige erzählt mir so gerne, dass ich eine aus der nächsten Generation bin – die Hoffnung für die Alchemie liege in den Händen der Jugend. Soweit ich weiß, bin ich die Einzige, die im Orden des Drachens unter einundzwanzig ist. Es gibt einige jüngere Eingeweihte in den anderen Orden, aber aus irgendeinem Grund ist unserer auf dem besten Weg total zu vergreisen.
Während meiner Heilung – also nachdem Maker mich mit Eisen und Magie gebrandmarkt hatte und meine Arme wie gebrochene Flügel nutzlos und bleiern auf meinem Bett lagen –, kam mich Quentin besuchen. Es war zu der Zeit, als ich schon wieder zu Hause war.
(Es war noch unser altes Zuhause, näher am Frost-Anwesen und weiter weg vom Zentrum von Ironbridge). Damals kannte ich Navin noch nicht. Ich war acht, hatte unentwegt Schmerzen und musste ständig an meine Eltern denken.
Wie konnte es sein, dass Patrick Underwood tot war?
Was war Rachel zugestoßen, seiner wunderschönen und talentierten Frau?
Ich konnte diese Fragen nicht verstehen – geschweige denn beantworten –, und dennoch, hier war ich nun, zurückgelassen bei einer Tante, die ich kaum kannte.
In dieser Zeit kam Quentin wie gesagt ständig in Paiges kleines Haus, setzte sich neben mich in den dick gepolsterten lila Sessel und las mir Bücher wie »Die Schatzinsel«, »Der Graf von Monte Christo« und »Große Erwartungen« von Charles Dickens vor. Bücher, die auch sein Vater ihm, wie er mir erzählte, vorgelesen hatte. Es waren Geschichten über Abenteuer und Entbehrungen, die mir zeigen sollten, dass es einen Weg gab, diesen Schmerzen, die mein Leben bestimmten – sowohl körperlich als auch seelisch –, zu entkommen.
Er las mir sogar einige von Moms Lieblingsromanen vor. Das war der Anfang meiner Liebe zu Daphne DuMaurier. Während er mir Geschichten von Piraten und Schmugglern oder angsteinflößenden Haushälterinnen erzählte, lächelte er immer sanft durch seinen Nikolausbart. Damals hatte er weniger Falten im Gesicht. Viel weniger.
Ich habe niemals vergessen, wie nett Quentin vor all den Jahren zu mir war.
Aber gleichzeitig erinnere ich mich, dass Simon Gaunt ihn nicht ein einziges Mal begleitet hat.
Elf
M ildreds war ein kleines Café, das meist von acht Uhr früh bis acht Uhr abends geöffnet war. Es war ein beliebter Studententreff, aber man traf dort auch Büroangestellte in ihren langweiligen Einheitsanzügen, die ihre Laptops und Latte Macchiatos auf den kleinen Tischen balancierten und gehetzt Besprechungen abhielten. Niemand wusste, wer Mildred wirklich war oder ob es jemals eine Mildred gegeben hatte, aber alle, die den Laden aufsuchten, erwartete garantiert ein herzlicher Empfang und sie kriegten die besten Preiselbeermuffins in ganz New England.
Xan öffnete die Eingangstür aus Glas und Messing und überließ Donna den Vortritt. Sie war froh, endlich im Warmen zu sein und ließ dankbar die gemütliche Atmosphäre und den Geruch des Kaffees und der Backwaren auf sich wirken. Während Xan an der Theke ihre Bestellung aufgab, ging sie schnurstracks zu der Zweisitzer-Couch, die, welch ein Wunder, noch nicht besetzt war. Das Café war voller Menschen, von denen die meisten ihre Einkaufstüten unter die Tische gestopft hatten. Genüsslich sank sie in den weichen, braunen Samt der Couch und zog ihren Mantel aus.
Simons seltsames Verhalten hatte ihre Gedanken den ganzen Nachmittag beschäftigt, doch in dem Moment, als sie das Frost-Anwesen verlassen hatte, fiel es ihr keineswegs
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