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Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Mahoney
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bin.«
    »Nein.« Ihre Augen fixierten seine. »Nein, das könnte ich nie vergessen.«
    Er redete weiter, als ob er sie nicht gehört hätte. »Du sagtest, deine Eltern ›waren‹ Mitglieder des Ordens – Vergangenheit. Was ist passiert?«
    »Mein Vater starb bei dem Versuch, mich vor den Waldelfen zu schützen. Da war ich gerade mal sieben. Meine Mutter lebt in einer geschlossenen Anstalt. Sie wurde … von ihnen irgendwie geistig völlig zerstört. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist, zumindest nicht genau.« Xan griff nach ihren Händen und versuchte sie zu trösten, doch Donna wies ihn zurück. »Bemitleide mich nicht, Xan, das halt ich nicht aus.«
    Sie atmete tief ein und spürte ein Zittern im Hals. Das hier war viel schwerer, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie gab sich solche Mühe, stets nach vorne zu schauen, sich nicht mit Dingen zu belasten, die sie sowieso nicht ändern konnte, aber nun hatte sie Xan kennengelernt, und alles wurde wieder aufgewühlt.
    »Bitte«, flehte sie mit Verzweiflung in ihrer Stimme. »Rede mit mir über etwas anderes. Kannst du mir von deinen Eltern erzählen?«
    »Wenn du möchtest.« Xan rutschte auf der Couch herum und rieb sich die Hände. Er sah nervös aus. »Mein Vater kommt aus Faerie – eine Art Feenkrieger. Ich weiß nicht viel über ihn, nur das, was ich Jahre später selbst herausgefunden habe. Meine menschliche Mutter starb bei meiner Geburt.«
    Donna konzentrierte sich ganz auf Xan anstatt auf ihren eigenen Schmerz, und trotzdem konnte sie ihre Tränen kaum zurückhalten. »Dein Vater lebt also noch?«
    »Kann sein. Feen sind sehr langlebig, obwohl sie nicht unsterblich sind. Soweit ich weiß, ist ihm gar nicht bewusst, dass es mich gibt. Wahrscheinlich lebt er glücklich in Faerie vor sich hin und macht sich keinerlei Gedanken über diesen Moment der Schwäche, den er irgendwann einmal mit einer menschlichen Frau erlebt hat.« Sein Blick schweifte in die Ferne.
    Donna fühlte sich schlagartig erschöpft, als ob eine schwere Last auf ihren Schultern läge und ihr Herz zu Stein erstarrt wäre. »Xan, es ist so schwer, oder nicht? All diese Dinge zu wissen und sie als Teil unseres Lebens akzeptieren zu müssen, aber gleichzeitig so zu tun, als ob alles normal wäre. Klar, ich hab Navin, und trotzdem fühle ich mich so allein. Und dann wiederum hab ich diese Schuldgefühle, dass ich überhaupt so denke.« Sie wollte ihm so viel mehr erzählen, aber ihr Hals war wie zugeschnürt, und sie konnte nicht weiterreden.
    »Schuldgefühle?« Xan beugte sich zu ihr rüber. »Weswegen?«
    »Wegen Navin, weil ich ihm all die Jahre so viel verheimlicht habe. Wir haben eine Menge miteinander erlebt – haben nebeneinander gewohnt und so viele Abende gemeinsam verbracht. Und wie habe ich mich bedankt? Indem ich ihn, seit wir uns kennen, angelogen habe.«
    »Manchmal ist es besser, diejenigen zu schützen, die wir lieben.«
    »Ein Mann, der weiß, wovon er spricht.« Donna versuchte witzig zu klingen, aber es war aufgesetzt, und das wussten sie beide.
    »Nun ja, ich spreche nur aus eigener Erfahrung. Meine menschlichen Eltern haben mich trotz meiner Narben adoptiert, und sie haben niemals wissen wollen, woher die stammen, welche Bedeutung sie haben und wer oder was ich eigentlich bin. Es gibt Dinge in meinem Leben, die vor der Adoption passiert sind, denen ich mich immer noch nicht stellen kann, geschweige denn, dass ich sie mit jemandem teilen könnte.« Xan schwieg einen Moment lang und ließ die Ironie seiner Worte in der bedeutungsschweren Atmosphäre des Raums stehen. Dann erzählte er weiter. »Und ganz ehrlich? Es war ihnen auch völlig egal. Ich war nur ein weiterer Besitz für sie und nicht etwa ein menschliches Wesen, das sie wirklich liebten.«
    Donna runzelte die Stirn. »Eine Trophäe? Wie meinst du das?« Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es war, nicht geliebt zu werden. Die Erinnerungen an ihr Leben vor dem Angriff waren zwar verblasst, aber es waren glückliche Erinnerungen. Sie wusste, dass Patrick und Rachel Underwood sie geliebt hatten, und das half ihr bis heute durch die vielen Jahre der Trauer und Verwirrung.
    »Als sie mich damals adoptiert haben, waren sie bereits reich, aber eben auch schon ziemlich alt – nun ja, zu alt, um ohne Weiteres ein Baby adoptieren zu können, trotz des vielen Geldes. Damals war das Beste, was sie kriegen konnten, ein Kind mit Narben und Gedächtnislücken. Ich glaube, sie brauchten das Gefühl, komplett zu sein …

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