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Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Mahoney
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als Familie, verstehst du? Ein Kind war das Einzige, was sie nicht hatten – sie konnten keine Kinder bekommen – und sie wollten diesen Punkt auf der Checkliste ihres Lebens abhaken.«
    »Xan, das ist ja furchtbar. Es tut mir so leid.«
    Er zuckte nur mit den Schultern. »Ich wurde älter, und es wurde immer unwichtiger, Dinge vor ihnen zu verbergen. Sie waren immer sehr beschäftigt und verbrachten viel Zeit in Europa; nach der Scheidung wurde es noch leichter für mich, ihrer Aufsicht zu entkommen. Ich habe mich mit siebzehn vorzeitig für volljährig erklären lassen. Meine Mutter hatte das Sorgerecht für mich, und als ich den Antrag vor Gericht einreichte, ließ sie mich ziehen – sie lebt jetzt wieder in England. Mein Vater hat mir erlaubt in dem Haus in Ironbridge wohnen zu bleiben, als ich das College geschmissen habe.«
    Donna versuchte sich in Xans Lage zu versetzen, sich sein Leben vorzustellen. Sie kannte nur einen Bruchteil seiner Geschichte, aber mit jedem neuen Aspekt öffnete sich ihr Herz noch mehr für ihn. Etwas an Alexander Grayson war zugleich stark und verletzlich. Er hatte jeden Grund, in Selbstmitleid zu zerfließen, aber er tat es nicht. Er trug seine Trauer mit Würde. Es war irgendwie erfrischend, ermutigend, wenn man bedachte, wie sich die Kids an der Ironbridge Highschool schon beim geringsten Anlass so unglaublich theatralisch und panisch aufführten.
    Die Stille breitete sich zwischen ihnen aus wie ein zartes Band voller schimmernder Kraft. Die Geräusche der anderen Gäste traten in den Hintergrund.
    Donna sprach als Erste. »Ich glaube, sie wollen zumachen. Das Café, meine ich.«
    Xan schaute auf sein Handy. »Wir haben noch etwas Zeit. Du könntest mir von deinen Armen erzählen. Was genau ist passiert … als dein Vater gestorben ist?«
    »Ich erinnere mich, dass ich durch den Wald gerannt bin, auf der Flucht vor einer Horde kreischender Elfen. Es ging alles so durcheinander; ich weiß nicht mal mehr, warum ich überhaupt dort war. Tante Paige sagt, dass ich von den Elfen entführt worden bin, aber …« Sie verschränkte ihre Hände und zuckte hilflos mit den Schultern. »Ehrlich, Xan, ich bin mir über gar nichts mehr sicher. Ich verstehe nicht wirklich, warum und wie sie mich aus einem Haus, das von alchemistischer Magie beschützt wurde, entführen konnten.«
    »An was erinnerst du dich denn?«
    »An den Lärm«, antwortete sie. »Der Lärm, den sie machten, war entsetzlich. Einige der Elfen ritten auf dem Rücken einer Kreatur, die wie aus deinen schlimmsten Albträumen oder einem Horrorfilm ansah – ein riesiger schwarzer Hund mit gelben funkelnden Augen, und sein Atem bestand aus dickem, grauem Rauch.«
    »Ein Skriker.«
    »Genau!« Donna bemerkte, dass sie laut geworden war. Sie atmete tief durch und redete leise weiter. »Ja, richtig. Das hab ich natürlich erst viel später rausgekriegt. Ich habe die alten Überlieferungen studiert.«
    Xan nickte und runzelte seine Stirn in Falten. »Die Elfen-Ausgabe eines Höllenhundes. Ist das nicht eine britische Legende?«
    »Was meinst du, wo die Feen ursprünglich herkamen? Soweit ich weiß, sind es doch keine Leute aus unserem Land, also keine gebürtigen Amerikaner?« Donna musste lächeln.
    »Ich denke nicht.« Er schien ratlos. »Wurdest du so sehr verletzt?«
    Donnas Lippen zitterten, aber sie erzählte tapfer weiter. Es tat gut, mit jemandem zu reden, der diese seltsame und schreckliche Welt verstand. »Der Skriker griff mich an, ich lag auf dem Boden, und er stand über mir, also versuchte ich ihn mit meinen Händen abzuwehren, um mich zu schützen. Doch er biss zu. Seltsamerweise fühlte es sich jedoch nicht an wie Zähne, und ich sah, dass sein Maul voller Flammen war. Aber es waren kalte Flammen. So kalt.«
    Donna fror beim Erzählen sogar in dem warmen Café und ihr wurde bewusst, dass Xan seinen Arm um sie gelegt hatte. Aber sie musste zu Ende erzählen. Sie musste da durch.
    Leise sprach sie weiter. »Meine Hände und Arme waren sowohl eingefroren als auch verbrannt. Ich war schwer verletzt. Dad zog mich aus den Fängen dieses Biestes und zwang mich davonzurennen, trotz meiner Schmerzen. Es blutete nicht, aber es fühlte sich an, als ob meine Arme auseinanderbrechen würden. Er hat gesagt, dass die anderen Alchemisten auf dem Weg sind und ich geradewegs in ihre Richtung laufen würde, ich müsste nur weiterrennen. Aber ich lief nicht weit. Wie hätte ich ihn zurücklassen können?« Ihre Augen füllten sich mit

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