Iron Witch
möchte nur Navin finden. Und Maker.«
»Falls sie ihn haben.«
»Da bin ich mir sicher.« Und das war sie wirklich. »Nav ist mein bester Freund, Xan. Ich kann mir nicht vorstellen, auch nur einen Tag zu verbringen, ohne mit ihm geredet zu haben. Ich muss ihn finden. Es ist egoistisch, das weiß ich.«
Er schüttelte ruhig den Kopf. »Nein, nein, ich versteh das. Ich habe auch jemanden verloren. Unsere Freundschaft war der einzige Grund, warum ich überhaupt etwas über meine Vergangenheit weiß.« Xan schluckte. »Das alles ist letztes Jahr passiert.«
»O Gott, das tut mir so leid.« Donna berührte seinen Arm und spürte eine tiefe Traurigkeit in ihrem Inneren.
Er schüttelte ihre Hand ab, sein Gesicht war angespannt, und er starrte vor sich hin. »Ich konnte es nicht verhindern, obwohl ich es doch hätte können müssen.«
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Es tut mir leid«, wiederholte sie und fühlte sich erbärmlich und nutzlos.
Xan schob seine Hände in die Manteltaschen und ließ die Schultern hängen. Donna konnte nur vermuten, was er gerade durchmachte, und sie wunderte sich über seinen Entschluss, wieder Kontakt mit den Dunklen Elfen aufzunehmen. Sie war der Grund – er tat es für sie –, aber sie wusste nicht, was sie mit diesem Wissen anfangen sollte. Sie biss sich auf die Lippe und hätte sich am liebsten noch mal entschuldigt.
»Vergiss es«, sagte er grimmig. »Ich denke, wir machen uns auf den Weg in den Wald von Ironwood.«
Sie nahmen den schnellsten Weg aus der Stadt und stellten das Auto einen kurzen Spaziergang vom Wald entfernt ab. Es war Mittagszeit, und die späte Herbstsonne stand hoch am Himmel; sie wärmte Donnas Gesicht trotz der kalten Luft. Sie schloss die Augen und genoss den Moment.
»Komm schon, ich glaube kaum, dass du hier draußen braun wirst.« Xan zog eine Augenbraue hoch, sie glänzte in der Sonne wie Gold.
Donna zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich auch. Es ist einfach so schön. Ich liebe den Herbst und den Winter – hab ich schon immer. Findest du nicht auch, dass Herbst und Winter umwerfend sind?«
»Umwerfend kalt, ja, das sind sie. Lass uns jetzt gehen.« Er drehte sich um und ging in Richtung Wald.
Donna seufzte und rannte ein paar Schritte, um ihn einzuholen. Der niedrige Zaun, der den Wald umschloss, war alt und an vielen Stellen verrottet, als ob er seit Langem nicht mehr instand gehalten wurde. Wie Wächter standen rings um den gesamten Wald robuste, eiserne Straßenlaternen – eine stählerne Befestigungsanlage, die aus dem, was vom Elfenland noch übrig war, ein Gefängnis machte.
Donna folgte Xan durch das Eingangstor und blickte noch ein letztes Mal zurück auf den vorbeirauschenden Verkehr der Hauptstraße. Es war, als ob man von einer Welt in eine andere kommen würde. Der mit Blättern und Nadeln übersäte Weg lag vor ihnen unter einem Dach aus kahlen Ästen und Tannenzweigen.
Es war auffallend still hier drin. Die Geräusche der Straße waren schwach hinter den Bäumen zu hören und kamen ihr plötzlich sehr weit entfernt vor. Donna holte tief Luft und vergaß einen Moment lang, warum sie hier waren. Sie genoss einfach nur den angenehmen frischen Geruch des Waldes. Dann holte sie die Realität wieder ein.
»Wir müssen weiter rein«, sagte Xan. »Ich werde es wissen, wenn wir uns dem Alten Pfad nähern.«
Sie berührte seinen Arm. »Warte mal kurz. Wie wirst du es wissen?«
»Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, vielleicht sollte ich besser sagen, es spüren. Es ist, als wäre da was in meiner Brust, was mich einfach dahin zieht. Ich kann es nicht besser erklären.«
»Wie ein Magnet?«
»Ja, so was in der Art.« Xan schüttelte den Kopf. Er war eindeutig frustriert, und es fiel ihm schwer, sich auf etwas einzulassen, was völlig außerhalb seiner Kontrolle lag.
Eine Zeit lang sprachen sie kein Wort. Donna lauschte den Geräuschen des Waldes. Sie fragte sich, wie es sein konnte, dass ein Ort, der ständig in ihren Albträumen auftauchte, ihr jetzt, da sie tatsächlich da war, fast schön vorkam. Es war zehn Jahre her, seit sie das letzte Mal einen Fuß in diesen Wald gesetzt hatte. Sie unterdrückte einen Schauer und zog ihre dünne Jacke enger um sich.
Sie wünschte sich, dass Xan ihre Hand halten würde, wie letzte Nacht, aber er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
Blätter und Äste knisterten unter ihren Füßen. Es wurde zunehmend dunkler, je weiter sie auf dem geraden Weg in den Wald
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